Bier Label

HOPS HYSTERIA: Hübsch? Ausbaufähig.

Nina Anika Klotz

Der Hamburger Kommunikationsdesigner Klaas Twietmeyer bloggt auf Hops Hysteria über gutes Bier und findet, dass das eigentlich auch ebenso gute Etiketten verdient hätte. Hätte!

In jeder Craft-Beer-Erleutungsgeschichte kommt der Satz vor: „… und als ich den ersten Schluck getrunken habe, dachte ich: Hä? Das ist doch kein Bier!“ Nur die von Klaas Twietmeyer geht ein bisschen anders. Da heißt es nämlich: „Hä? So sieht doch kein Bier aus!“

Das dachte er sich, als er Mikkellers „1000 IBU“ zum ersten Mal vor sich hatte. „Mein erster wirklicher Kontakt mit Craft Beer“, sagt er. Gelangweilt von dem Normalo-Bier, das er bis dato so getrunken hatte – nordisch by nature natürlich viel Pils – hatte er angefangen, sich „ein bisschen über Bier schlau zu lesen.“ Er kam darauf, dass es da noch ein paar mehr Bierarten gibt, so Werte wie eben IBUs und dass man Bier sogar selber brauen kann (was er mittlerweile sehr leidenschaftlich macht und manchmal vielleicht sogar mit dem geheimen Wunsch im Herzen, das irgendwann nicht nur für sich selbst zu tun). Und eben, dass es nicht altbacken mit Goldfolie um den Kronkorken daher kommen muss.

Das interessierte den gelernten Fotograf und Kommunikationsdesigner Twietmeyer besonders. Der Brotjob des Hamburgers ist Corporate Design, also Grafik-und Kommunikationsdesign für Unternehmen mit allem was dazu gehört. Webseiten, Logos und so weiter für eigentlich alle Sparten, von der Pharmaindustrie über Mode bis Kultur. Jetzt überlegt der Mann hinter Hops Hysteria, seinen Beruf und Craft Beer zusammen zu bringen. Schon mal die Etiketten deutscher Craft Biere mit denen aus den USA, England oder Skandinavien verglichen? Eben. „Ich glaube, im Bereich Design wird bei den deutschen Brauern in Zukunft noch einiges passieren“, sagt Klaas Twietmeyer. „Oder sagen wir so: Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn Brauer mich um Hilfe bitten.“

Bier Label

Hier hat er geholfen: Klaas Twietmeyer gestaltete die sehr besondere Verpackung für ein sehr besonderes Bier der Kreativbrauerei Kehrwieder. (Foto: Klaas Twietmeyer)

So schlimm, die gängigen Craft Bier Labels in Deutschland?

Naja, sagen wir: Da kann man schon noch was verbessern. Es gibt aber auch ein paar Brauer, die machen es schon sehr gut, Vagabund zum Beispiel, oder Heidenpeters. Aber bei manchen anderen denke ich schon: Wären die Etiketten besser gestaltet, wären sie für den Kunden attraktiver. Für Leute, die den Brauer und seine Biere noch nicht kennen, kann ein unästhetisches Etikett beim Kauf definitiv eine Hürde sein.

Das machen die im Ausland besser, oder? Wer macht’s besonders gut?

Ich bin ein großer Fan von Omnipollo. Karl Grandin, der ein Teil von Ominpollo ist, gestaltet alle Etiketten von denen. Und der ist richtig gut, finde ich. Oder Keith Shore für Mikkeller natürlich. Ich mag sehr gern, was der macht. Das ist unverwechselbar, weil es ein ganz eigener Illustrationsstil ist. Und ob man den Stil mag oder nicht, sei dahingestellt. So oder so ist das mit diesem Wiedererkennunsgswert gelungenes Marketing. Und noch einer: To Øl. Komischerweise auch ein skandinavisches Craft Beer Label. Der Gestalter da ist Kasper Ledet und was der macht, ist sehr progressiv und experimentell, schon fast ein bisschen psychedelisch. Mag ich auch ganz gerne.

Wie denkt man sich denn so eine Bierverpackung oder ein Bier Label aus?

Man muss sich schon mit der Thematik beschäftigen, sprich: wissen und verstehen, was da in der Flasche ist. Ich finde es ist wichtig, das gestalterisch auf dem Etikett wiederzugeben. Außerdem muss man überlegen: Was passt zu dieser Brauerei? Da gibt es ja auch große Unterschiede. Ist es eher hochpreisig, etwas Edles? Geht man gestalterisch also eher in diese Richtung oder soll es etwas ruhiges sein, eher in die amerikanische Richtung?

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So geht gut verpackt: Die „Weltmeister Weiße Famboise“ von der Kreativbrauerei Kehrwieder in einem Gewand von Klaas Twietmeyer (Foto: Klaas Twietmeyer)

Hast du mal ein Beispiel?

Für die Kreativbrauerei Kehrwieder habe ich eine ganz besondere Verpackung gestaltet, die der „Weltmeister Weiße“. Ein Specialbrew, limited Edition. [Anm. der Red.: Ein Gemeinschaftssud mit Kiesbye`s Bierkulturhaus und der Unterstützung der Doemens Brau-Akademie in Anlehnung an Oliver Wesselos Gewinn der Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier.] Die wurde in einer schönen Sektflasche mit weißem Einschlagpapier und einem stilisierten „W“ darauf verkauft. Dabei hatte ich folgendes überlegt: Das ist ein in Chardonnay-Fässern gereiftes und mit Himbeeren vergorenes Bier. Also schon etwas Extremeres, nichts für jedermann. Das durfte die Verpackung auch aussagen. In irgendeiner Weise sollte sie außerdem die Säure der Berliner Weiße und die Fruchtigkeit der Himbeeren darstellen.

Und wie geht das, Säure graphisch darstellen?

Also, im Fall der „Weltmeister Weiße“ besteht das große W auf dem Etikett quasi aus zwei Vs. Das linke V habe ich sehr kantig dargestellt, sehr scharf. Das soll die Säure darstellen: Etwas, das die Zunge eher zusammenziehen lässt. Die andere Seite ist etwas runder gestaltet, das stellt die Himbeere dar, die Fruchtigkeit und leichte Süße. Und zusammengefügt ergibt es dann ein Ganzes.

Wenn etwas schön verpackt ist, packt man es lieber aus. Gilt immer. Im Leben und so. (Foto: Klaas Twietmeyer)

Wenn etwas schön verpackt ist, packt man es lieber aus. Gilt immer. Im Leben und so. (Foto: Klaas Twietmeyer)