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BIER ZUM ESSEN: Wie geht gutes Beer & Food Pairing?

Nina Anika Klotz

Bier zum Essen, also. Hier geht es um mehr als „Grundlage schaffen“. Hier geht es um das beste Essen zum guten Bier – oder das beste Bier zum guten Essen. Grundregeln und Pro-Tipps aus dem Bereich Bier & Food Pairing

Im Wein-Bereich ist das Thema „richtiges Essen mit dem richtigen Wein“ so weit verbreitet, logisch und normal, dass selbst Nicht-Weintrinker ein paar Grundregeln beherrschen: Weißwein zu Fisch, Rot zu dunklem Fleisch, Süßwein zu Dessert oder Käse. Weiß jeder!

Um so erstaunlicher, dass in Sachen Bier selbst ausgesprochene Bierfans kaum mal eben aus dem Handgelenk ein paar Top-Kombos Bier zum Essen nennen können. Bier und…. äh, vielleicht Bratwurst?

Bier zum Essen

Bier und Hot Dog. Kann man machen. Geht aber besser. (Foto: StP)

Meine Herren, liebe Damen, da muss ein bisschen aufgeholt werden. Hier also ein paar grundlegende Sachen aus der Welt des Bier & Food Pairing. Denn Bier ist ein hervorragender Essensbegleiter, schon allein deshalb, weil sein Geschmacksspektrum überwältigend groß ist: Von süß über fruchtig, bitter (sowieso) bis kaffeeröstig ist alles dabei.

  • Biere mit viel Kohlensäure sind perfekte Begleiter zu fettigeren Speisen, weil Kohlensäure Zunge und Gaumen freisprudelt und schweres Essen auflockert
  • Hopfige, also bittere Biere können erstaunlicherweise gut mit scharfen Speisen. Und passen perfekt zu Geräuchertem und allen Gerichten aus dem Smoker.
  • Süße Biere passen zu süßen Gerichten. Nicht nur, aber besonders gut.
  • Röstaromatische Biere können ebenfalls gut zu süßen Speisen (Pro-Tipp: Rauchbier und Käsekuchen!)
  • Saure Biere sind eine gute Idee bei Fisch

Welches Bier zum Essen?

Um sich dem Thema etwas strukturierte zu widmen, kann man sich zunächst einmal überlegen, welche ganz groben Geschmackrichtungen man beim Bier finden kann. Alle, eigentlich, fast. Die Kollegen der Brewers Association haben eine schöne Infografik, wir haben die Essentials mal in Worten zusammengestellt:

Biergeschmack Speise
Trocken (Pils, leichtes Lager…) Getreidiges (wie z.B. Risottos), aber auch Fisch & Meeresfrüchte
Malzig & Süß (Helles, Blond etc.) Helles Fleisch (Hähnchen etc.), Hülsenfrüchte
Hopfig & Bitter (Pale Ale, IPA…) scharf gebratene Fleischgerichte, scharfe Speisen (Curries etc.)
Fruchtig & Würzig (Hefeweizen, Saison o.ä.) Schalentiere und Gemüse
Süß & Röstig (div. Stouts, Doppelbock o.ä.) Desserts oder Schmorgerichte oder herzhafte Braten
Herb & Röstig (Dry Stout, Porter etc.) süßliches Gemüse wie Karotten, Rote Beete oder Pilze, Zwiebeln aus dem Ofen
Sauer (Berliner Weisse, Lambic etc.) können zu Süßspeisen passen, den fruchtige Säure fehlt; auch zu Fisch

Prinzip gleich und gleich vs. Gegensätzlichkeiten

Bier kann süß, sauer, bitter sein, selten auch mal salzig (Gose etc.) oder scharf (Chili-Biere) und ganz vereinzelt findet man auch Biere mit Umami. Davon ausgehen, kann man bereits erste Überlegungen in Sachen Bier & Food Pairings starten: Entweder man paar nun Gleiches mit Gleichem oder bewusste Gegensätze.

Ein vollmundig, süßes Milkstout kann sich ganz wunderbar zu einem Schokoladenpussing machen. Oder – not so geheimer Geheimtipp: Ein Schneider Weisse Aventinus mit Vanille-Eis. Zusammen. In einer Schüssel. Genauso funktionieren trockenbeerensüße Barley-Wines aber eben auch mit dem eher gegenteilig würzig-scharfen Blauschimmelkäsen.

Was man allerdings nicht kombinieren sollte: krass und krass. Besonders wuchtige, amromaintensive Biere sind keine guten Begleiter zu besonders aromaintensiven Speisen. Da haben am Ende beide das Nachsehen.

Bier zum Essen

Nicht zu unterschätzende Kombo: Bier und Käse. Ein ganzes Kapitel für sich. (Foto: NAK)

Bier im Menü

Wer nicht nur ein Bier zu einem bestimmten Essen sucht, sondern gleich mehrere Gänge mit unterschiedlichen Bieren begleiten will (super Idee, btw) sollte sich folgende, keinesfalls unter allen Umständen und immer geltenden Faustregeln mal durch den Kopf gehen lassen:

  • das erste Bier sollte immer das leichteste sein (nach Möglichkeit); man steigert sich während des Essens in Sachen Umdrehungen (das macht nur Sinn, weil man doch erst nach dem Dessert unter dem Tisch liegen will)
  • das erste Bier sollte auch immer das Sprudeligste sein (nach Möglichkeit) – das Prinzip Champagner hat nämlich seine Berechtigung
  • das letzte Bier ist das süßeste (meistens)
  • das letzte Bier ist das dunkelste (oft)
Bier zum Essen

Schaut nicht nur schön aus: Das richtige Bier zum richtigen Essen. (Foto: NAK)

Ganz konkret: Hopfenheldens „Bier zum Essen“-Tipps

Natürlich ist der Witz an der ganzen Bier zum Essen Thematik ja, dass man selbst viel ausprobiert. Nicht jedes Beer & Food Pairing ist eine Wucht, so wie auch nicht jedes Tinder-Date spitze läuft (wobei ich mich zu der These hinreißen lassen würde, dass die Griff-ins-Klo-Quote bei Craft Beer Pairing weniger hoch ist…). Manchmal muss man eben aus Fehlern lernen: Eine Hand voll Gumminbärchen im Mund und noch schnell den letzten Schluck barrel-aged Stock Ale runterspülen? Bah!

Ein paar Kombos, die sich sehr erwiesen haben und jederzeit wiederholt werden dürfen, nur so zur Inspiration noch schnell hier:

Gericht Bier
Beef-Short-Ribs oder Schweineschulter vom BBQ (Baltic) Porter
Thaicurry West Coast IPA (gern auch Double oder Imperial)
Steak Frites Lager
Sushi Kölsch
Burger Pale Ale
Petit Gâteau Barrel-Aged Biere
Ziegenkäse Lambic
Salat Weißbier