Crew Republic

CREW REPUBLIC: Etappenweise angekommen

Nina Anika Klotz

Mit fünf Mann ist Crew Republic für die Craft Beer Szene ein stattliches Unternehmen. Breites Sortiment, schickes Design, amerikanischer Braumeister – alles da. Nur eine Winzigkeit fehlt den Münchnern noch: die eigene Brauerei

Crew Republic

Vier Fünftel der Crew: Richard Hodges, Manuel Schulz, Jan Hrdlicka, Timm Schnigula (v.l.n.r.; Foto: NAK)

Wie nett: Die ganze Firma tritt an zum Interviewtermin in der Goldenen Bar im Haus der Kunst, München. Also: fast. Eigentlich sind sie Fünf, jetzt sitzen sie hier zu viert. Gestatten: der Timm, der Jan, der Manuel und der Richie. Zusammen Crew Republic. The Craft Brewery formely known as Crew Ale Werkstatt. Aber: Wieso das eigentlich?

Vor zwei Jahren gründeten Timm Schnigula und Mario Hanel in München eine Biermarke. Beide hatten zusammen nach dem BWL-Studium bei einer Unternehmensberatung gearbeitet. Weil sie irgendwann keine Lust mehr hatten auf Meilen sammeln, Manschettenknöpfe und den ganzen Rest ihres Businessffuzzidaseins, schmissen sie den sicheren, gut bezahlen Job hin. Sie belegten ein paar Brauerkurse und begannen schließlich etwas zu machen, das ihnen wirklich, echt und von Herzen Spaß brachte: Bier. Craft Beer. Und das verkaufte sich auch recht gut. Soweit also eigentlich eine runde Geschichte.

Die Werkstatt wird zur Crew Republic…

Im Sommer vergangenen Jahres bauten Schnigula und Hanel ihre kleine Firma aber komplett um. Sie hübschten ihr Corporate Design ordentlich auf und stellten neue Leute ein, viele für ein so kleines Unternehmen, einen Mann für Marketing, einen Salesprofi und einen echten Braumeister. Aus den USA sogar. Sie verbreiterten die Produktpalette und wagten einen neuen, anderen Namen. Aus der Crew Ale Werkstatt wurde die Crew Republic. Der erste echte Relaunch in der jungen deutschen Craft Beer Szene.

„Zum einen hatten wir festgestellt, dass es ein bisschen verwirrend war: Hießen wir Crew Ale oder Ale Werkstatt und wie hieß eigentlich unser Bier?“ erklärt Schnigula, der Ex-Berater. „Also dachten wir, das sollten wir glatt ziehen. Und das Design verbessern. Das war am Anfang etwas hemdsärmelig gemacht worden.“ Der Crew war klar, dass sie sich mit den Änderungen beeilen mussten. „Auch wenn wir noch jung waren, irgendwie war Crew Ale doch schon ein Begriff. Also wollten wir einen Teil davon beibehalten.“ Das „Ale“ sei dabei der eher weniger geeignete Teil gewesen: „Zum einen bringen viele Deutsche Ale automatisch mit dem britischen Real Ale, also schalem, warmen Bier, in Verbindung. Zum anderen haben wir uns selbst damit in unserer Weiterentwicklung eingeschränkt.“ Logisch: Wenn jemand Ale Werkstatt heißt, kann der schlecht auch mal untergärige Biere machen.

Jetzt in der Crew Republic geht das alles und noch viel mehr – wenngleich vielleicht noch nicht ganz so viel, wie der Richie gerne würde: „Das Imperial Stout und der Barley Wine sind ein Anfang. Aber man könnte noch mehr Extremes machen“, sagt er. Auf Deutsch. Gutem Deutsch. Das hat der Mann aus Virginia extra für seine Braukarriere in Germany gelernt. Obwohl er ursprünglich gar nicht Brauer werden wollte, wie er erzählt. Er hat an der Uni nur so ein bisschen hobbymäßig gebraut und dass er da in eine Privatbrauerei reingerutscht war… – Zufall!  Erst dann dachte er sich, macht er’s doch gleich gescheit und kam nach Bayern um seinen Meisterbrief zu machen.

… und die Crew Republic bald zur Brauerei

Wenn der Richie so über Bier redet, wirkt er ein bisschen wie ein virtuoser Surfer bei Flaute: voller Begeisterung, total im Thema, Augen weit offen, aus vollstem Herzen, on fire – aber kann halt noch nicht. Ja, ja, der deutsche Markt, der ja noch jung ist, der deutsche Geschmack, der sich erst entwickeln muss und den man nicht mit zu krassen Bieren überrollen darf – das ist das eine. Das andere ist, dass der Richie einfach noch keine Brauerei hat, in der er so kongenial schalten und walten kann, wie er gern würde.

Als Hanel und Schnigula anfingen, hatten sie eigentlich direkt die eigene Brauerei im Sinn. „Da haben uns die Banken allerdings schnell einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Timm. Das wollte ihnen keiner finanzieren. Also braut die Crew seit jeher gypsie-style in einer Brauerei nahe Landshut,  zwei Tage die Woche. Mordsfahrerei. Und irgendwie nicht dasselbe.
Seit einiger Zeit ist ein weiterer Investor an Bord, ein Hopfenhändler. Mit dem steht die Finanzierung der eigenen Brauerei, 20 bis 60 Hektoliter-Sudhaus – nur hakt es jetzt irgendwie an der Location. Seit Anfang letzten Jahres suchen sie. Aber in München sei das einfach schwierig. „Erst hatten wir ja sogar noch romantische Vorstellungen, dass es auch schön sein muss. Inzwischen sind wie froh über vier Wände und ein Dach, wo es nicht reinregnet“, sagt Timm. Dem Richie wäre vielleicht sogar das Wurst: Der freut sich nur, das sagt er immer wieder, echt sehr darauf, wenn es endlich soweit ist. Und die Crew Republic ein Stückchen Land ihr eigenen nennt.

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  • Bekannteste Biere: 
    7:45 Escalation Double IPA, Drunken Sailor IPA, Foundation 11 German Pale Ale