MHD: Wie lange hält Bier?

Dennis "Bier-Baron" Fix

Haltbarkeit von Bier – zwischen „Bier wird nicht schlecht“ und „nach drei Wochen schmeckt’s alt“. Über die Haltbarkeit von Bier herrscht eine gewisse Uneinigkeit. Was stimmt denn nun? Ist Bier irgenwie so wie Essiggurken und verdirbt schon nicht oder sollte man es schnellst möglich vernichten? Und was ist eigentlich mit diesem MHD? Der Bierexperte Dennis „Bier-Baron“ Fix klärt auf:

Für viele ist die Haltbarkeit von Bier durch das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Flasche definiert. Doch leider wird dieses nicht nur beim Bier immer wieder missverstanden – schließlich heißt es „mindestens haltbar bis:“ und nicht „ganz sicher tödlich ab:“. Daher sind viele Lebensmittel auch lange nach Ablauf des MHDs verzehrbar. Dies gilt vor allem für Bier. Denn Bier ist eins der wenigen Lebensmittel, in denen sich aufgrund des PH-Wertes keine für den Menschen schädlichen Bakterien entwickeln. Was sich jedoch entwickeln kann, sind bierschädliche Bakterien. Und diese können zu einer teilweise sehr signifikanten Änderung des Geschmack führen. Daher gilt das MHD auf den Bierflaschen eher als eine Art Verzehrempfehlung des Herstellers, die mal mehr mal weniger genau ist.

Haltbarkeit von Bier

Das MHD bei Bier kann allenfalls als eine Art Empfehlung gesehen werden. (Foto: StP)

Wie lange ist Bier „haltbar“?

Das Wichtigste beim Bierkauf ist Transparenz. Man sollte in Erfahrung bringen können, wann das Bier abgefüllt wurde. Denn dieser Zeitpunkt ist gerade bei hopfenbetonten Bieren wichtig. Der hohe Hopfenanteil verhindert durch seine antibakterielle Wirkung zwar, dass das Bier „umkippt“ – also ungenießbar wird, allerdings können sich die ätherischen Öle und somit die Aromaträger des Hopfens schnell verflüchtigen. Daher sollten gerade hopfenbetonte Biere wie zum Beispiel das IPA oder Pale Ale immer möglichst frisch getrunken werden – am besten innerhalb der ersten drei bis sechs Monate nach der Abfüllung. Auch wenn sie laut MHD länger haltbar wären.

Ebenso verhält es sich mit leichten, unfiltrierten und unstabilisierten Bieren. Hier gilt der Grundatz „je frischer, desto besser“.

Welche Biere halten am längsten?

Ganz anders sieht es dagegen bei sehr malzbetonten, stärkeren Bieren aus. Diese beiden Eigenschaften sind die idealen Voraussetzungen zum Einlagern eines Bieres. Der hohe Alkoholgehalt im Bier tötet die Keime ab, die das Bier schlecht werden lassen könnten. Daher ist zum Beispiel ein dunkler Doppelbock Jahre nach Ablauf des MHDs noch genießbar – in einigen Fällen sogar mehr als nur genießbar. Ein alter Doppelbock kann ein großer Genuss sein!

Sogenannte „Vintage“-Biere leben von ihrer langen Einlagerung und werden teilweise zu dem Fünffachen ihres ursprünglichen Werts verkauft. Hierbei handelt es sich nämlich nicht einfach nur um altes Bier sondern um ein bei perfekten Kondition gelagertes und somit gereiftes Bier.

Wie lagert man Bier richtig?

Die perfekten Bedingungen zur Lagerung von Bier sind:

  • dunkel
  • trocken
  • im Stehen
  • bei konstanter Temperatur (ca. 5 – 10 °C)

Wird das Bier unter idealen Bedingungen gelagert, fängt es an sich zu entwickeln: Vintage- oder „aged“ Biere sind zumeist weicher und komplexer im Geschmack, haben weniger Kohlensäure und einen nicht mehr so stabilen Schaum. Diese Spezialitäten haben allerdings nicht nur Liebhaber.

Generell gilt für das Lagern von Bier – wozu auch das Aufbewahren zu Hause gehört – dass man auf eine kühle und dunkle Umgebung achtet. Auch wenn einige kräftige Biere nicht zu kalt genossen werden sollten: Stellt sie bis zum Verzehr am besten in den Kühlschrank oder einen kühlen Raum.

Haltbarkeit von Bier

Dunkel, kühl, aufrecht – so mag Bier gelagert werden. (Foto: StP)

Woran erkenne ich schlecht gewordenes Bier?

Bei vielen Bieren äußert sich der Qualitätsverlust schlichtweg darin, dass sie nicht mehr ganz so frisch schmecken wie früher. Oder sie schmecken nicht so, wie sie eigentlich schmecken sollten. Pale Ales, die unerwartet malzig-brotig daher kommen oder Helle, die einen leicht muffigen, staubigen Geschmack entfalten, sind dann typisch. Gerade bei unbehandelten Craft Bieren kann es aber auch zu einer Säuerung kommen. Eine Milchsäureinfektion oder ähnliche Erreger sind hierfür die Ursache. Doch auch das ist, wie bereits erwähnt, nicht schädlich für den Menschen und wird bei manchen Bieren sogar erwünscht oder zumindest toleriert.

Haltbarkeit von Bier: Es ist nun mal ein Frische-Produkt

Fakt ist: Bier ist ein handwerkliches Frische-Produkt mit dem der Umgang wieder erlernt werden muss. Durch die Pflicht der Angabe eines MHD auf Bier wurde der Konsument der Notwendigkeit des Nachdenkens über den richtigen Umgang beraubtAuf einem Apfel oder einem Ei steht ja auch kein MHD. Jeder weiß, dass man einen Kopfsalat nicht bei über 20 °C aufbewahrt. Niemand würde frische Milch in die Sonne stellen. Doch immer wieder kommt es vor, dass Bier wochen-, manchmal Monate lang im Warmen stehen muss, bevor es getrunken wird.

Wer dann meckert ist selber Schuld. Cheers!

Haltbarkeit von Bier

Ist das noch frisch oder kann das weg? Beim Bier gehört ein bisschen Menschenverstand zur Beantwortung dieser Frage. (Foto: StP)

Basiswissen Haltbarkeit von Bier – auf einen Blick:

  • Bier, insbesondere Craft Beer, ist ein Frische-Produkt – kein hochverarbeitet Convenience-Produkt
  • besonders hopfenbetonte Biere sollten innerhalb von drei bis sechs Monaten nach Abfüllung getrunken werden
  • je dunkler und alkoholischer Bier, desto besser lässt es sich lagern
  • Bier sollte immer dunkel, kühl und im Stehen gelagert werden
  • das MHD ist allenfalls eine Orientierungshilfe
  • Bier wird nicht schlecht! (Zumindest nicht in dem Sinne, dass ein altes Bier dem Menschen und seiner Gesundheit je Schaden zufügen würde. Schmeckt aber halt nicht.)

 

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