TILMANS BIERE: Unerwartet aber gut

Vor etwa dreieinhalb Jahren schenkte Tilmans Biere der Münchner Bierlandschaft ein neues Helles. Dann kamen ein Dunkles, ein Brown Ale und ein Weizen hinzu. Eine eigene Brauerei braucht er dafür nicht. Stattdessen werkelt er jetzt an einer eigenen Bar.

Tilman, hast du schon immer von einer eigenen Bar geträumt?

Klar! Viel sogar. Wer hat das nicht? Aber der ganze Aufwand! Man muss eine gute Location finden, sich mit dem Besitzer einig werden … das hätte ich nie angepackt.

Wie kommt es, dass du inzwischen auf einer Baustelle in München altes Linoleum vom Boden kratzt?

Das war alles Max‘ Verdienst!

Max Heisler, der Betreiber der Geyerwally Kneipe im Glockenbackviertel?

Genau der. Er wollte mein Bier bei sich verkaufen und so sind wir in Kontakt gekommen. Im August rief er mich dann an und meinte, ich solle mir mal sein aktuelles Projekt anschauen kommen: eine neue Bar. Als wir auf der Baustelle stehen, fragt er mich plötzlich, ob ich hier nicht mit einsteigen wolle. Er hat mich damit komplett überrumpelt. Aber das war gut so, da hatte ich keine Zeit, lange nachzudenken.

Was hast du geantwortet?

Na logo! Logo, logo, logo!

Hatte Max schon ein Konzept im Kopf?

Nicht wirklich. Ich habe gefragt, ob das vielleicht meine Hausbar werden könnte und der Max meinte nur: Mach mal! Also wird sie das jetzt.

Was habt ihr geplant?

Wir werden 14 Biere vom Faß im Angebot haben. Da sieht man schon, dass das nicht nur meine Biere sein werden. Dazu noch ein Kühlschrank mit Flaschen- und Dosenbieren. Aber ich will keine ellenlange Bierkarte, wo dann immer die Hälfte ausverkauft ist. Das nervt mich ungemein, wenn ich woanders Bier trinken gehe. Ich brüte eine Viertelstunde über der Karte und wenn ich mich endlich entschieden habe und bestellen will, ist genau dieses Bier ausverkauft. Das ist anstrengend. Deswegen wird es bei uns überhaupt keine Karte im klassischen Sinne geben.

Sondern?

Wir schreiben alle Biere auf einer Schiefertafel und was aus ist, wird abgewischt. So weiß der Kunde immer, was gerade verfügbar ist. Wenn ein Fass leer ist, wird es auch nicht durch das gleiche Bier ersetzt, sondern ein neues Bier kommt dran. Das Angebot soll lebendig sein und die Leute sollen sich auch mal überraschen lassen.

Zurzeit läuft euer Crowdfunding. Wer euch finanziell unterstützt, der erhält dafür kleine Dankeschöns. Bier zum Beispiel oder T-Shirts. Oder einen handgeschmiedeten goldenen Ring für 12.500 Euro und lebenslang Freibier in deiner Bar! Tilman, ganz ehrlich, wer soll den kaufen?

Das weiß ich nicht, aber uns haben schon total viele Leute darauf angesprochen, dass sie den gern hätten. Ihnen fehlte nur das nötige Kleingeld. Aber alle reden drüber und wollen ihn haben. Ich bin auch total gespannt, ob ihn letztendlich jemand kauft… hoffentlich ist dass dann ein cooler Typ!

Wirst du auch selbst in der Bar am Tresen stehen?

Nicht regelmäßig, aber ab und zu schon, klar. Aber brauen will ich ja auch noch.

Hast du neue Biere in Planung?

Gerade eben ist eins erschienen, das Sidekick, ein neunprozentiges Imperial Stout. Das haben Max von Yankee und Kraut und mein Kollege Franz gebraut.

Max und Franz sind keine Brauer. Habt ihr ihnen bei der Rezeptentwicklung geholfen oder habt ihr euch rausgehalten?

Ich hab ihnen höchstens mal gesagt, dass dreißig Prozent Röstmalz eine Scheißidee sind. Aber sonst habe ich mich weitgehend rausgehalten. Die wollten sich ja selbst austoben.

Und mit was bist du gerade beschäftigt?

Ich habe mit Heidenpeters einen Collab-Sud gebraut, eine Berliner Dunkle mit Kakao und Zitronenschale. Dann arbeite ich gerade an einem Bockbier für eine Stiftung, dem Kulturator. Einnahmen daraus sollen sozialen Projekten zu Gute kommen. Außerdem entwickele ich ein Pale Ale Rezept , dass ich mit unterschiedlichen Hopfensorten brauen kann. Quasi ein SHIPA, ohne I. Und auf die Baustelle muss ich auch ab und zu.

Wann ist die Eröffnung?

Das ist noch geheim! Wir werden es aber bald auf unserer Facebook-Seite bekanntgeben.

Wir haben uns Anfang 2015 schon einmal mit Tilman unterhalten. Er hat uns erzählt, warum sein erstes Bier ausgerechnet ein Helles sein musste und welches das schicksalhafteste Geburtstagsgeschenk für ihn war.