Das ist Topi.
Topi ist Craft Brauer aus Finnland. Yeahie!!!
Topi ist außerdem Insektenkoch. Iiiiihhh!!!
So geht das meistens, wenn Topi Kairenius erzählt, was er macht. Und genau deshalb macht Topi auch, was er macht. Er will ändern, dass Insekten zum Essen immer gleich „Iiiihh!“ im Kopf sind. Insekten sind nämlich die Zukunft. Die, oder zumindest eine, eine gute Antwort auf die Frage: Wie können wir morgen und übermorgen den Hunger der immer mehr werdenden Menschen auf diesem Planeten stillen?
Topi, der über seine beiden Hobbies, Kochen und Insekten, vor fünf Jahren aufs Insektenkochen kam, ist mittlerweile eine der größten skandinavischen Kompetenzen auf diesem Gebiet, er hält Vorlesungen an Schulen, Universitäten und vor Köchen, schreibt gerade an einem Kochbuch. Er holt seine beiden Jobs dabei auch immer zusammen: Unter der Überschrift „Beer and Bugs“ veranstaltet er Tastings, bei denen beides, Bier und Insekten, verkostet werden, zum Beispiel in der Brewdog Bar in Helsinki, aber die sind immer rasend schnell ausverkauft. Außerdem steht Topis Insektenfarm in der „Fat Lizard“-Brauerei in Espoo, wo er und seine drei Mitgründer American-Style Craft Beer brauen.
Wir haben den Finnen am Rande des „New Nordic Food“ Symposiums in Berlin getroffen, wo Topi Kairenius als Speaker auftrat. Denn wie gesagt: Bugs are the future. (Außerdem schloss Topi bei seinem Berlin-Besuch Brauerfreundschaft mit Torsten Schoppe und wird noch in diesem Jahr ein – wie wir annehmen Kriechtierfreies – Kollaborationsbier mit dem Berliner brauen.)
Maden essen ist schon ganz schön eklig, Topi.
Das meinen wir so in der westlichen Welt. Logisch ist das aber nicht: Wir essen Austern und Shrimps und halten das für völlig normal, Ameisen und Maden aber gehen gar nicht. Wo ist der Unterschied?
Alles reine Kopfsache?
Ja. Kulturell bedingt, ist eben so gelernt. Uns fehlt der Zugang zu Insekten als Lebensmittel. Und genau da hat sich Bier sehr bewährt, das gibt einen neuen, anderen Zugang zu diesem Thema.
Das heißt, du lädst die Leute zum Craft Beer Tasting und stellst dazu gegrillte Käfer auf den Tisch?
In Honig und Essig marinierte Heuschrecken, kurz frittiert und mit einer Ingwer-Zitronengras-Paste serviert, sind ein toller Barsnack und passen hervorragend zu IPA. Aber meistens reiche ich bei den Tastings Speisen, die mit Insektenmehl gemacht werden, also nicht die Insekten selbst. Getrocknete und zerriebene Mehlwürmer, zum Beispiel, ergeben einen extrem nährstoffreichen Powder, mit dem man die unterschiedlichsten Gerichte machen kann, Falafel, Brote oder eine Art fleischfreier Burger mit 15 Prozent Insectpowder.
Schmeckt der denn? Oder schmeckt der überhaupt nach irgendwas?
Kommt darauf an: Manche Insekten haben ihr ganz eigenes Aroma und bei anderen hängt es komplett davon ab, was sie fressen. Heuschrecken zum Beispiel haben einen interessanten Eigengeschmack, den viele mit Pilzen oder Rosinen vergleichen, ein bisschen erdig. Ameisen geben ein hervorragendes Zitrusaroma ab. Kann man gut über eine Süßkartoffelsuppe streuen, das schmeckt toll. Mehlwürmer hingegen sind quasi geschmacksneutral. Sie nehmen durch das Futter ihrer letzten Tage Aroma auf. Deshalb habe ich da auch ein hochspannendes Hopfenprojekt am laufen.
Details, bitte.
Es ist ein Single-Hop-Mehlwurm-Projekt. Zwei Wochen bevor ich die Mehlwürmer meiner Farm in der Brauerei „ernte“ – man muss diese Larven zu einer bestimmten Zeit in ihrer Entwicklung entweder essen oder einfrieren, sonst entwickeln sie sich zu Käfern und die schmecken nicht – füttere ich sie nur noch mit getrockneten Hopfendolden.
Mögen die das?
Mehlwürmer fressen, was du ihnen gibst.
Welchen Hopfen hast du gefüttert?
Ich habe bislang einer Charge Columbus und einer Simcoe gegeben. Und tatsächlich verändert sich das Aroma der Würmer, sie schmecken anders als die, die ich mit Haferflocken und Karotten füttere. Aber direkt hopfig wird ihr Geschmack nicht. Anders. Aber gut. Ich muss noch herausfinden, welche Hopfensorte am besten im Mehlwurm schmeckt. Manchmal bekommen die Würmer auch den Treber aus unserer Brauerei zu fressen. Alles, um sie zu einem perfekten Biersnack zu machen.