Die Post wirbt für Bier

Martin Rolshausen

Bei einem Bier – oder mehreren – lässt sich gut reden über alles, was uns bewegt – auch über Bier selbst. Dass Bier gerade in Österreich wieder einmal für Gesprächsstoff sorgt, liegt dieses Mal nicht an Verfahren gegen die dort den Markt dominierende  Brau Union. Die österreichische Post hat neuerdings einen Bierdeckel im Sortiment. In dessen Mitte ist eine herauslösbare Briefmarke. 

„Bier ist ein überaus beliebtes Getränk“

„Bier ist – nicht nur hierzulande – ein überaus beliebtes Getränk, das auch mit einer sehr langen Geschichte aufwarten kann. Aus Wasser, Hopfen, Malz und Hefe wird im Brauprozess das würzige goldgelbe Getränk hergestellt. Je nach verwendetem Getreide, nach der Art der Hefe – ober- oder untergärig – und abhängig von vielen anderen Faktoren entstehen unterschiedliche Biersorten. Begriffe wie Märzenbier, Pils, Lager, Weizenbier oder Zwickl kennen auch Laien, auch wenn die genauen Unterschiede nicht allen Menschen bekannt sind“, erklärt die Post die Aktion. 

„Bier punktet mit gesunden Inhaltsstoffen“

Weiter heißt es in der Mitteilung: „Bier punktet neben dem Geschmack auch noch mit gesunden Inhaltsstoffen wie vor allem B-Vitaminen, Kalium und Magnesium. Wegen des Alkoholgehalts ist es dennoch nicht unbedingt ein geeigneter Nährstofflieferant: Alkohol hat erwiesenermaßen gesundheitsschädigende Wirkung, wenn er regelmäßig und in größeren Mengen konsumiert wird. Bier sollte daher wie jedes alkoholische Getränk in Maßen, mit Verantwortung und unter Einhaltung des gesetzlichen Schutzalters getrunken werden.“ 

Also ein Dankeschön an die österreichische Post. Im Gegenteil, sagt die in Wien lebende Biersommelière und Brauereiberaterin Birgit Rieber. „Als Trainerin in verschiedenen Bierausbildungen, auch und gerade in der österreichischen Ausbildung zur Biersommelière, halte ich diese Briefmarke der österreichischen Post für überaus bescheuert“, schreibt sie – und begründet ihr harsches Urteil so: „Bier ist und bleibt ein alkoholisches Getränk, dessen Genuss bei aller Liebe auch Risiken bringt. Die genannten Inhaltsstoffe sind im Bier nachgewiesen, das mag sein. In der Biersommelier-Ausbildung werden sie immer relativiert, zu Recht. Die Briefmarke suggeriert, Bier ist gesund‘ und verharmlost die negativen Seiten des Alkoholkonsums.“  „Hat die Brauindustrie in Österreich so etwas nötig?“, fragt Birgit Rieber. 

Gut gemeint, aber schlecht gemacht?


Das Problem ist: In ihrer Pressemitteilung weist die Post zwar auf die Risiken des Alkohols hin, auf der Briefmarke und dem Bierdeckel drumherum – also dem, was die Menschen zur Kenntnis nehmen – allerdings nicht. Da sind nur die Vitamine erwähnt, die Bier liefert. Es wird erklärt, dass Bier hilft, den Bedarf an Magnesium und Kalium zu decken, und die Kohlenhydrate „leicht verdauliche, schnelle Energiespender“ sind. Hat es die österreichische Post also gut gemeint, aber schlecht gemacht?


Wer die von David Gruber gestaltete Bierdeckel-Briefmarke zum Nennwert von 3,50 Euro haben will, wird im Onlineshop der österreichischen Post fündig oder kann sich an den Sammler-Service wenden: Telefon: 0043 577 67 – 95095, E-Mail: sammler-service@post.at

(Das Foto in der Mitte zeigt Birgit Rieber. Foto: Sepp Wejwar)

(18. Oktober 2024)