Bringt bitte das Leergut zur Brauerei oder in den Handel zurück! Diese Aufrufe von Brauereien kommen regelmäßig. Das Problem: Für eine Flasche zahlt man nur 8 Cent Pfand, für die Kiste 1,50 Euro. Da stehen leere Bierkisten dann schon mal eine weile rum – oder werden gar nicht zurückgebracht. Insbesondere für die kleineren Brauereinen ist das ein ernstzunehmendes Problem. „Deutschland ist ein extrem schwieriger Markt auch wegen des Mehrwegsystems“, sagt etwa der fränkische Brauer David Hertl – und erklärt das so: 10 Euro netto koste in eine Bierkiste und die Flaschen dazu. Dafür gibt es von den Kunden aber nur gut 3 Euro Pfand.
Zumindest in Österreich soll sich das nun ändern. „In der Nacht von 1. auf 2. Februar wird das Pfand für 0,5 l Mehrweg-Glasflaschen – deren prominentester Vertreter die klassische 0,5-Liter-Bierflasche ist – von 9 auf 20 Cent brutto pro Flasche angepasst“, teilt der Verband der Brauereien mit. Der Pfandeinsatz auf eine Kiste mit 20 Flaschen beträgt ab Februar 7 Euro (4 Euro für 20 Flaschen und 3 Euro für die Kiste).
Motivation Flaschen zurückzubringen
„Das wird die Motivation, die leeren Flaschen wieder in den Handel zurückzubringen, deutlich erhöhen – speziell jetzt, da auch andere Gebinde seit Kurzem pfandpflichtig sind“, hofft Karl Schwarz, der Vorsitzende des Verbands. Mit den anderen Gebinden meint er Einweg-PET-Flaschen und Getränkedosen – auf die wird in Österreich – wie in Deutschland schon lange – seit 1. Januar ein Pfand von 25 Cent erhoben.
„Mehrweg-Glasflaschen sind bis zu 40-mal wiederbefüllbar und weisen damit eine herausragende Ökobilanz für regionale Getränke wie zum Beispiel Bier auf2, erklärt der Brauerei-verband. In den letzten Jahren „ließ die Rückgabe-Mentalität deutlich nach – das heißt, die Flaschen wurden vermehrt im Altglas entsorgt und fehlten damit im Mehrwegkreislauf“. „Das niedrige Pfand führte augenscheinlich dazu, dass immer mehr Menschen die Flaschen entsorgten und so der Wiederverwertung entzogen,“ spekuliert Schwarz. Das sei schlecht für die Umwelt und verursache durch die fehlenden Flaschen, die wiederum ersetzt werden müssen, einen Schaden in Millionenhöhe für die Brauereien und weitere Getränkeproduzenten.
Weniger Neuglas
„Wir gehen davon aus, dass das höhere Pfand dafür sorgen wird, dass sich die Rückgabeintervalle verkürzen“, erklärt Florian Berger, Geschäftsführer des Brauereiverbands. Das wiederum bringe die dringend benötigten Flaschen in den Kreislauf zurück. „Wir erwarten auch, dass dadurch weniger Neuglas benötigt wird, weil wir die Flaschen vermehrt wieder zurückbekommen. Das spart reichlich Ressourcen in der sehr energieintensiven Produktion von Glasflaschen,“ sagt Karl Schwarz.
Drehung von Leergut deutlich beschleunigen
Auch wenn jetzt auch auf Einweggebinde Pfand erhoben wird: „Mehrweg – und damit die klassische 0,5-Liter-Bierflasche – ist seit Jahren das Symbol für Kreislaufwirtschaft. Angesichts der Klimabilanzen von Verpackungen ist klar, dass wir weiterhin Mehrweg forcieren müssen“, sagt Florian Berger. Und: „Wir gehen davon aus, dass sich beide Systeme ergänzen und damit insgesamt die Ziele der Kreislaufwirtschaft erreicht werden.“
Zwei Jahre Vorbereitung
Betroffen von der Pfanderhöhung sind all jene Flaschen, die aktuell in den Rückgabeautomaten mit 9 Cent hinterlegt sind: Dazu zählen die klassischen 0,5-Liter-Bierflaschen, aber auch Weißglasflaschen mit Schraubverschluss sowie viele 0,33 l Flaschen. Weil es es sich zu 90 % um Bierflaschen handele, hat der Verband der Brauereien die Initiative zur Erhöhung federführend angestoßen, verhandelt und umgesetzt. Dazu erklärt der Verband: Zwei Jahre Vorbereitungszeit gingen der Anpassung voraus, handelt es sich doch – anders als beim Pfand für Einweg-Gebinde – beim Mehrweg-Pfand um eine „privatrechtliche Vereinbarung“ zwischen Käufern, Inverkehrbringern und Rücknehmern. Der „Handelsbrauch“ basiert auf keiner gesetzlichen Grundlage; das österreichische Mehrwegsystem bei Getränkeflaschen und -kisten funktioniert „seit Jahrzehnten bestens und ohne staatlich verordneten Rechtsrahmen.“
Aufwand tragen die Brauereien
Die heimische Bierbranche setzt seit langem und zum überwiegenden Teil auf sogenannte „Pool-Flaschen“. Das sind einheitliche Flaschenformen, die von vielen Brauereien und Abfüllern genutzt werden. Das vereinfacht die Kreislaufwirtschaft deutlich, können doch Flaschen an verschiedene Brauereien retourniert und dort wiederbefüllt werden. Dadurch entfällt die – in der Praxis nahezu unmögliche – sortenreine Sortierung nach Herstellern. „Das wäre im Handel nicht abbildbar, müssten Bierflaschen der Brauerei X in die jeweiligen Bierkisten sortiert und retourniert werden“, weiß Schwarz als Brauerei-Eigentümer aus eigener Erfahrung.
Den Aufwand für die Umstellung des Pfands tragen die Brauereien. „Konsumentinnen und Konsumenten haben durch die Umstellung keine Nachteile, sie werden lediglich angehalten, Glas wertzuschätzen und es dem Kreislauf wieder zuzuführen“, versichert Schwarz.
Und in Deutschland? Diese Frage werden wir nun mit dem deutschen Brauer-Bund klären.
(Grafik: Verband der Brauereien Östereichs)
(24. Januar 2025)