„Wir sind eine heitere Bande, die Bock auf Bier hat und jeden Tag aufs Neue dafür antritt, die Wirtschaft von morgen zu verändern.“ Und: „Stell Dir eine Welt vor, in der Wirtschaft dem Gemeinwohl dient, in der Dein Konsum Sinn und Mehrwert schafft. In der Geld nur für Gutes eingesetzt wird.“ Das klingt nicht nach einem typischen Unternehmer. Dennoch: David Griedelbach und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter unternehmen etwas – im besten Sinne. Mit ihrer Quartiermeister GmbH, einem dazugehörigen Verein und einer Stiftung fördern sie Menschen und Initiativen, „die sich in ihrer Stadt, in ihrer Nachbarschaft, im Kiez, in ihrem Dorf, oder in ihrer Region für gesellschaftliche Teilhabe engagieren“.
Die GmbH lässt Bier brauen und verkauft es
Wie das Ganze funktioniert, erklärt David so: Die GmbH lässt Bier brauen und verkauft es – unter anderem über Supermärkte und die Gastronomie. Die Gewinne gehen dann an die Stiftung, die damit wiederum Gutes tut. „Gestartet sind wir aber als Verein: eine Gruppe von Menschen, die sich gefragt haben, wie soziales Engagement sich anders gestalten und finanzieren kann“, erzählt David.
Quartiermeister ist ein „gemeinwohlbilanziertes Sozialunternehmen“. „Seit 2010 setzen wir uns für eine Wirtschaft ein, die nicht wenige einzelne, sondern allen zugutekommt. Mit jeder verkauften Flasche Quartiermeister fördern wir soziale und kulturelle Projekte in der Region, die Menschen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen“, sagt der Gründer. 2016 wurde die GmbH gegründet, vor etwa zwei Jahren dann die Stiftung. Die Markenrechte sind an diese Stiftung übertragen worden.
Stiftung verhindert den Verkauf
Die Vorteile bestehen darin, dass man Ausgaben annehmen und „steuerlich bevorzugt“ sein kann. Das Wichtigste an dieser Rechtsform sei aber: Quartiermeister sei damit „unverkäuflich“. „Quartiermeister ist damit kein Start-Up, das wie viele andere aufgezogen und dann verkauft wird und bei dem dann die Werte und Ideale nicht mehr so intensiv verfolgt werden, wenn die Grünen nicht mehr dabei sind“, erklärt David.
Das Bier lässt die GmbH von zwei Unternehmen brauen: im Norden Deutschlands von der Stadtbrauerei Wittichenau, im Süden von der Privatbrauerei Gut Forsting in der Nähe von München. „Die Stadtbrauerei Wittichenau existiert seit 1356 und liegt in der Lausitz, an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen. Als familiengeführte Privatbrauerei arbeitet sie seit Generationen unabhängig und ist fest in ihrer Region verwurzelt. Seit Jahrzehnten liegt sie in der Hand der Familie Glaab, mit der „Wir eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit führen“, erklären die Quartiermeister-Vermarkter.
Zwei Brauereien als Partner
Seit März 2014 beziehe die Brauerei auf Anfrage von Quartiermeister Ökostrom aus 100 % Wasserenergie. Seit September 2015 ist sie für die Herstellung unserer Bio-Sorten biozertifiziert. Auch für die Brauerei in Bayern habe man sich ganz bewusst entschieden: „Der Grundstein der Brauerei wurde bereits 1871 gelegt. 1916 wurde sie in ihrer heutigen Form als Genossenschaftsbrauerei gegründet. 2003 wurde die Brauerei modernisiert, wodurch sich der Energieverbrauch deutlich senken ließ.“
Aber warum hat sich die Gruppe, die vor etwa 15 Jahren zusammensaß und über neue Formen des Wirtschaftens redete, für Bier als ihr Produkt entschieden? „Die Idee kam im Freundeskreis. Es sollte ein Konsumgut sein, das soziales Engagement ermöglicht. Bier als deutsches Kulturgut kam uns da sehr schnell in den Sinn“, erinnert sich David. Bier sei positiv besetzt: „Mit Freunden Spaß haben, Bier trinken, dabei etwas Gutes tun und auch noch mitbestimmen was getan wird“, sagt er. Denn die Konsumentinnen und Konsumenten dürfen darüber abstimmen, welche Projekte unterstützt werden.
Geld für soziale Projekte
Geld gibt es so unter anderem für einen Verein, der armen Kindern ein warmes und gesundes Mittagessen serviert, für verschiedene Projekte der Flüchtlingshilfe, für eine Initiative, die mit zehn mobilen Bäumen samt Sitzbänken durch die Stuttgarter Bezirke wandert und triste Straßen in grüne Oasen verwandelt. Die komplette Liste der geförderten Projekte finden Sie hier.
Im Sortiment hat Quartiermeister zur Zeit Pils, Rotbier, Alkoholfreies, Helles und Weizen – und einen Radler. Es sei klar, sagt David: „Das sind Biere, die schon Mainstream sind – aber hochwertig.“ Er schließt nicht aus, dass irgendwann auch ein Pale Ale oder ein IPA ins Sortiment kommt, aber das Konzept sei, „die Leute da abholen, wo sie sind“. Und das geht eben am besten mit diesen sehr traditionellen Bieren.
Antwort auf Sexismus in der Bierwerbung
Die Menschen auf den Etiketten seien „teilweise echte, teils fiktive Personen“, sagt David. Zum einen will man so „Menschen in die Öffentlichkeit bringen, die zum Wohle aller denken und sich engagieren“. Auf dem Bio-Hellen ist zum Beispiel der Inklusions-Aktivist Raul Krauthausen abgebildet. Die Frau auf dem Bio-Pils gibt es dagegen nicht wirklich. „Sie ist eine Antwort auf Sexismus in der Bierwerbung, wo Frauen Objekte sind“, erklärt David. Die Frau auf dem Etikett soll sagen: Frauen sind nicht nur sexy Dekoration in der Werbung, Frauen sind auch Biertrinkerinnen, also keine Objekte, sondern Handelnde. Auch das gehört für das Quartiermeister-Team zum Geschäft: Blickwinkel verändern.
Quartiermeister ist nicht das einzige Unternehmen, das mit Bier Geld für einen guten Zweck zusammenbringen will. Ocean Beer setzt sich zum Beispiel fürs Meer ein.
(Fotos: Quartiermeister)
(13. September 2024)