„Prost“, sage ich zum Fuchs und erhebe mein Glas in seine Richtung. Ganz entspannt liegt er da, nimmt ein Sonnenbad auf der Waldlichtung und sieht mir beim Trinken zu. Ich frage mich, ob es eine gute Idee ist, an einem heißen Sommertag einen Kulturator von Tilmans Biere zu trinken. Aber solange der Fuchs mir nicht antwortet, ist alles im grünen Bereich.
Es handelt sich um ein Starkbier, verrät das Etikett, also ein Bier, das traditionell in der Fastenzeit, zwischen Aschermittwoch und Ostern getrunken wird. Bis dahin sind es noch ein paar Monate, das Bier schmeckt mir trotzdem. „Hopfig, fruchtig, ausgefuchst“, steht außerdem auf der Flasche. Meine Nase nimmt ein zartes Ananas-Aroma wahr. Der erste Schluck bringt Honigmelone und reife Aprikose zutage. Der Nachklang ist von angenehmer Malzsüße geprägt, das herbe Echo kommt leise hinterher.
Im Diplom-Biersommelier-Vokabular fehlt das Wort „ausgefuchst“. Dessen Bedeutung „sehr erfahren und trickreich“ trifft auf jeden Fall auf den Brauer des Bieres, Tilman Ludwig-Munzig, zu. Der Münchner beweist seit 10 Jahren, dass bayerisches Kreativbier kein Widerspruch ist. Sein goldgelber Kulturator ist allerdings kein Doppelbock, wie es die Nachsilbe „-ator“ vermuten lässt, sondern seinen Angaben zufolge ein India-Pale-Lager mit 7 % Alkoholgehalt. Für die Experten: Die Stammwürze liegt bei 17,1° Plato, ein Bockbier.
Zurück zum Fuchs, dem der Künstler Oliver Hummel besonders lange Ohren verpasst hat. Vielleicht wirken diese auch deshalb so groß, weil die Flasche so klein ist? „Die kleine Halbe“, nennt sich die 0,33-Liter-Variante der Euro-Flasche. Die Frage „Warum hast du so große Ohren?“, verkneife ich mir, denn der Fuchs ist nach wie vor stumm. Deshalb verrät er mir auch nicht, wer oder was Lupomax ist. „Das sind Pellets, die den Ölgehalt von Hopfen – in diesem Fall die Sorte ‚El Dorado‘ – konzentrieren und so das Aroma intensivieren, würde er antworten. „Das finde ich ziemlich ausgefuchst“, würde ich darauf erwidern.
Der Fuchs lächelt mir aufmunternd zu. Gerne nehme ich noch einen Schluck, nicht nur, weil die Drinkability des Bieres sehr hoch ist, sondern auch, weil ein Teil des Verkaufserlöses des Kulturators an die gleichnamige Stiftung geht, die soziale Projekte unterstützt. Die Idee vom „Trinken für den guten Zweck“ gefällt mir – auch außerhalb der Fastenzeit. Somit muss ich auch keine Essensvorschriften beachten. Ob der Fuchs als Allesfresser einen Tipp fürs Food Pairing hätte? Ich schwanke zwischen Falafel und Currywurst und genehmige mir Letzteres. Ja, der Kulturator passt perfekt dazu. Man könnte auch sagen: Eine ausgefuchste Kombination!
(Fotos: Katharina Rolshausen)
(10. August 2024)