Das Wetter trägt keine Schuld. Zwar war der vergangenen Winter sehr nass, aber die darauffolgenden Monate mit wenig Niederschläge sorgten für Ausgleich. „Das Wachstum der Hopfen in allen deutschen Anbaugebieten kann im Moment als durchschnittlich beschrieben werden“, erklärt Hopfenhändler Rudolf Eisemann in seinem aktuellen Marktbericht. Sein Familienunternehmen, die Hildegard Eisemann GmbH & Co. KG in Spechbach (Baden-Württemberg), führt er zusammen mit Frau und Sohn. Er meldet sich regelmäßig mit seinem „Hopfenmarktbericht“ zu Wort.
Weniger Anbauflächen für Flavourhopfen
Er beobachtet dabei auch den Weltmarkt. „Die Anbauflächen der sogenannten Flavourhopfen sind weiterhin rückläufig. Zurückzuführen ist dies dem Rückgang des Crafbeermarktes, speziell in den USA, aber auch in Europa und Deutschland“, schreibt Rudolf Eisemann. Die Anbauflächen „der früheren Lieblinge der Craftbrewer, nämlich Amarillo, Cascade, Chinook, Citra, CTZ, Mosaic und Willamette wurden in den USA stark gerodet, im Durchschnitt um 25 Prozent in der Spitze sogar um 37 Prozent (Chinook)“.
Kurz: In den USA hat sich Anbaufläche für Aromahopfen im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Fünftel (21,7 %) reduziert. In Deutschland falle die Flächenreduzierung mit 1,2 Prozent auf jetzt 16.919 Hektar noch moderat aus. In der Hallertau gebe es nun weniger Fläche für die Sorten Perle, Hallertauer Tradition und Hallertauer Magnum, dafür eine Steigerung bei der Sorte Herkules, der nun gut zwei Fünftel (42,6%) der Gesamtanbaufläche der Hallertau einnehme.
Unsicherheit und Unplanbarkeit
Rudlolf Eisemann erwartet eine weitere Reduzierung der Anbauflächen in Deutschland. Zum einen wegen der Vielzahl auslaufender Mehrjahreslieferverträge nach der Hopfenernte 2025, zum anderen gebe es große Verunsicherungen im Markt aufgrund immer neuen EU-Vorschriften. „Aktuell sind alle Marktteilnehmer in einer bisher nie dagewesenen Situation der Unsicherheit und Unplanbarkeit“, berichtet Eisemann. Denn es bestehe die Gefahr, dass Hopfenbestände aus aktuellen und früheren Ernten eventuell nicht mehr eingesetzt werden dürfen.
Die große Verunsicherung im Markt komme von der EU aus Brüssel mit immer neuen Vorschriften in Bezug auf erlaubte Pflanzenschutzmittel (PSM) und deren zugelassenen Höchstmengen. Eisenmann schreibt: „Bisher war es so, dass ab der Veröffentlichung einer EU-Verordnung die neuen Vorschriften in Bezug auf zugelassene PSM und deren Rückstandshöchstmengen stets in die Zukunft gerichtet waren. Seit Ende 2023 ist es nun so, dass dies auch rückwirkend gilt. Waren zunächst nur amerikanische und tschechische Hopfen, die mit den Wirkstoffen Bifenazat und Etaxazol behandelt wurden, betroffen, so schwebt nun das nächste Damoklesschwert über dem Wirkstoff Dimethomorph. Dieser Wirkstoff kommt in PSM gegen Peronospora Sekundärinfektion zum Einsatz und wird auf 90% aller deutschen Hopfenanbauflächen angewendet. Alle Verbände bündeln ihre Kräfte und stehen im regen Austausch mit den zuständigen deutschen Politikern und der EU-Kommission.“
Neue Sorten
Trotz alledem gibt es auch Bewegung auf dem Markt: Nach Angaben von Rudolf Eisemann werden „große Hoffnungen“ in die vom Hopfenforschungsinstitut Hüll gezüchteten neuen Aromasorten Aurum, Diamant und Tango sowie der Hochalphasorte Titan gesetzt. Bereits im November vergangenen Jahres auf der BrauBeviale in Nürnberg haben Hopfenbauer von schwierigen Zeiten berichtet.
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