Ob Klassiker oder etwas Neues aus der faszinierenden Welt der Biere: Einmal in der Woche stellen wir Euch ein Bier vor, das wir besonders spannend finden. Die Auswahl ist subjektiv. Vorschläge sind herzlich willkommen.
Es ist ein außergewöhnliches Getränk, das sich hervorragend als Aperitif eignet. Die prickelnde Kohlensäure sorgt für belebende Frische, die feinen Bläschen regen die Geschmacksknospen an und bereiten den Gaumen auf das bevorstehende Mahl vor. Die Aromen – zart und komplex zugleich – erinnern an Weintrauben und Birnen, dazu etwas Brioche in der Nase sowie Apfelwein-Noten beim Antrunk. Der Abgang verführerisch ist trocken, gerne lässt man sich nachschenken. Ein Getränk mit hoher Drinkability, das Eleganz und Opulenz vereint. Vor dem Essen genossen ein luxuriöser Appetitanreger, als Speisebegleiter von leichten Gerichten ein galanter Charmeur, der sich aufgrund seiner dezenten Säure nobel zurückhält. In Kombination mit Erdbeeren: Highend-Romantik mit einem Hauch Dekadenz.
Champagner-Fans werden bei dieser Beschreibung vermutlich freudig nicken, sich vielleicht über den weißen, feinporigen Schaum und die zarte Trübung wundern, staunen, dass das Getränk nur 5,6 Prozent Alkohol hat, und überrascht sein, wenn sie erfahren, dass im edlen Stilglas Bier serviert wird. Inselkreide eines der „Seltenen Biere“ der Rügener Insel-Brauerei ist großes Kino und weit mehr als deren Geschmacksangabe „fruchtig, weinartig, trocken“. Die Sommelier-Beschreibung lüftet einen Teil des Geheimnisses: „Mit kreidehaltigem Wasser gebraut und mit Bière-Brut-Hefe vergoren.“ Dass das Wasser auf Rügen erst durch uraltes Kreidegestein geflossen ist, bevor es in den Braukessel gepumpt wird, liegt nahe.
Bière-Brut-Hefe
Die Bière-Brut-Hefe lohnt einer näheren Betrachtung. Ihre Verwendung hat ihren Ursprung in Belgien und Frankreich, wo kreative Brauer auf die Idee kamen, die Techniken der Champagnerherstellung auf Bier anzuwenden. In den 1990er Jahren wurde diese Methode populär, nicht nur auf Rügen wird mittlerweile „Champagner-Bier” gebraut. Flaschengärung, unter anderem durch Beigabe von Traubenzucker, sorgt für das charakteristische Prickeln.
Kompromiss für Wein- und Bierfreunde
Die Inselkreide ist ein guter und vergleichsweise preiswerter Einstieg in diesen Bierstil, auch wenn Markus Berberich seine Biere lieber in der von ihm selbst kreierten Kategorie „Seltene Biere“ einordnet – und die Flaschen entsprechend aufwendig in Papier verpackt. Beliebt zum Auftakt von Deluxe-Tastings, als extravaganter Kandidat für Blindverkostungen oder Kompromiss für Wein- und Bierfreunde ist die Inselkreide eine ebenso gute Wahl wie zum Aperitif oder in Kombination mit Erdbeeren.
(Foto: Martin Rolshausen)
(18. Juli 2024)