Barley Wine ist dein Bierstil, wenn…
- du auf viel Alkohol, süße Malzaromen und ordentlich Hopfen stehst
- du schwere, britische Ales magst
- dir ein gemütliches Bier am Abend reicht
Was ist Barley Wine?
Erstmal vorab: Barley Wine ist Bier, kein Wein! Barley Wine ist ein obergäriges Bier mit hoher Stammwürze und dementsprechend viel Alkohol: 9 bis 14 Vol.-%, manchmal sogar noch mehr. Charakteristisch ist die hohe Restsüße und ein Berg an Hopfen. Traditionalisten brauen es heute noch nach dem Parti-Gyle-Verfahren (dazu später mehr!).
Geschichte des Barley Wines
Jetzt gibt es historisch aber doch einen Zusammenhang zwischen Barley Wine und Wein. Gerade die Oberschicht und der Adel bevorzugte im 18. und 19. Jahrhundert den Wein. Um ein Konkurrenzprodukt zu schaffen, wurde der Barley Wine gebraut, mit ähnlichem Alkoholgehalt wie Wein. Für die Reifung wurden und werden heute noch oft Wein-, Cognac-, Whisky- oder Portfässer benutzt.
Dem Barley Wine eine genaue Zeit zuzuschreiben, in der er erfunden wurde, ist nicht so einfach. Da ist zum einen der Bierstil. Der geht wohl auf die britische Brauerei Bass, Ratcliff & Gretton aus Burton-upon-Trent zurück. Das Bass No. 1 wurde vermutlich erstmals 1854 gebraut (hier kursieren unterschiedliche Daten). Die Einordnung Barley Wine gab es aber wohl erst seit 1903 für eben jenes Bier.
Traditionell wurde der Barley Wine im sogenannten Parti-Gyle-Verfahren gebraut. Dabei werden Vorderwürze und Nachgüsse separat voneinander gekocht und vergoren und so zu zwei (oder manchmal noch mehr) Bieren. Alternativ können die separaten Würzen vor, oder nach dem Kochen zu verschiedenen Blends verarbeitet werden. Der Vorteil für den Barley Wine: Die Vorderwürze erreicht eine viel höhere Stammwürze von üblicherweise 15 bis 25 °Plato. So ist der typische Alkoholgehalt von 9 bis 14 Vol.-%, manchmal sogar noch höher, zu erreichen. Neben Hefen waren oft auch eine ganze Menge Bakterien aktiv, besonders Milchsäurebakterien. Die Fässer wurden schon mindestens seit dem 16. Jahrhundert kaltgehopft.
Jetzt wurden Biere, die dem heutigen Barley Wine entsprechen würden, allerdings schon weitaus früher gebraut, allerdings noch nicht unter dem Namen. Und inwieweit schon Hopfen genutzt wurde, ist auch unklar. Es waren aber in jedem Fall Starkbiere, die unter verschiedenen Namen, wie Burton Ale (wegen Burton-upon-Trent), Stock Ale (Blends), Strong Ale, Old Ale (lange gereift), State Ale oder Keeping Beer liefen. 1736 schrieb „The London and Country Brewers“ bereits über ein Strong Ale von vinous nature, also von weiniger Natur. Darüber gibt es bereits Nachweise aus dem 11. Jahrhundert und vermutlich noch früher.
Der Begriff ist erstmals in Anabasis, einem um das Jahr 370 v. Chr. verfassten Werk des griechischen Schriftstellers Xenophon aufgetaucht: κρίθινος οἶνος (kritinos oinos), was übersetzt eben Barley Wine, oder Gerstenwein bedeutet. Der Schriftsteller entdeckte das Getränk im frühen Armenien.
Barley Wine heute
In den 1970er Jahren begannen amerikanische Brauereien den britischen Bierstil zu adaptieren und hauchten ihm neues Leben ein. Der erste in den USA gebraute Barley Wine war wohl 1975 das Old Foghorn von Anchor Brewing. Die Brauerei braut es heute noch nach traditioneller Methode.
Heute lässt sich der Barley Wine in britischen und amerikanischen Stil untergliedern. Die britischen sind eher blumig und nicht ganz so bitter, die amerikanischen eher fruchtig und oft extrem bitter.
Aber ein paar Punkte haben sie gemein. Die heutigen Barley Wines sind fast alle stark gehopft – oft mit einheimischen Hopfensorten – haben eine hohe Restsüße, werden oft noch im traditionellen Parti-Gyle-Verfahren aus der Vorderwürze hergestellt, mit obergäriges Hefe vergoren, kaltgehopft und oft in Holzfässern gereift. Gerade die amerikanischen Barley Wines haben oft extrem viele Bittereinheiten, die aber durch die Malzsüße aufgefangen werden. Ab und an wird auch Milchzucker zugegeben.
Bierstil Guide: Barley Wine
Aussehen: | Die Farbe des Barley Wines variiert extrem – von Dunkelgold über bernsteinfarben bis tiefbraun, fast schwarz, ist alles dabei. Typisch: 25 EBC und höher! |
Alkohol: | In der Regel 9 bis 14 Vol.-%, teilweise noch höher |
Aroma: | Malzig süß. Trotzdem extrem hopfig, bei britischen oft blumig, bei amerikanischen eher fruchtig und sehr bitter. Ab und zu Toffee. |
Geschmack: | Extrem vollmundig, fast wie ein Dessert. Typische Hopfensorten sind Chinook, Cascade, Fuggle oder Golding. |
Körper: | Voller Körper. Oft extrem schwer. |
Barley Wine – Empfehlungen für dich:
- Old Foghorn, Anchor Brewing Co., San Francisco, USA.
- Helldorado, Firestone Walker Brewing Co., El Paso de Robles, USA.
- Athens to Athens Grist to Grist, Kollaboration zwischen Jackie O’s Brewery und Creature Comforts Brewing Co., beide Athens, USA.