HOPFENSTOPFER: „Ich bin da in etwas reingeraten…“

Nina Anika KlotzIm Portrait

Eigentlich ist Thomas Wachno aus Bad Rappenau in Baden Württemberg der Erfinder des Craft Beer. Mit seinem Label Hopfenstopfer. Nur dass dieses Craft Beer irgendwie schon erfunden war.

Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen verrückt. Aber wenn man so darüber nachdenkt, findet Thomas Wachno und grinst ein bisschen schief, ja, doch, dann kann man da wirklich so sagen:  Vor vier oder fünf Jahren hat er Craft Beer erfunden. Weil: Dass es das schon gab, wusste er ja nicht.

Wie alle besten Erfindungen ist auch sein Craft Beer aus einem Blödsinn heraus entstanden. Jetzt, im Nachhinein muss er eigentlich darüber lachen. Aber dann holt Wachno weit aus und erzählt, wie das war: Der Bauer, der den Treber bei ihnen, bei Häffner Bräu in Bad Rappenau, abholt, der hatte früher mal Verwandtschaft in der Hallertau. Und deshalb hat der irgendwann mal zu ihm, dem jungen Braumeister von den Häffners, gesagt: „Ich tät‘ ja einmal einen Hopfen anbauen.“ Da, auf der Südseite des Hofes. Das sollte ganz gut gehen. Er, Wachno, hat das also ausprobiert, vier Pflänzchen in der Gärtnerei  gekauft,  Schnüre von der Dachrinne runter gespannt. Er hat seine Pflänzchen einen Sommer lang gegossen und abgewartet. Im Herbst 2008 konnte er dann tatsächlich seinen ersten eigenen Hopfen ernten. Er hat ihn getrocknet und in die Tiefkühltruhe gepackt. Denn: Was sollte er auch damit machen?

Zufällig las Thomas Wachno dann eine Kolumne vom  Bierpapst Conrad Seidl, in der es um das Hopfenstopfen ging. „Das war damals in Deutschland so gut wie überhaupt nicht üblich“, sagt Wachno. Er selbst hatte das noch nie gemacht und probierte es einfach einmal aus. Mit seinem selbst gepflanzten Hopfen. Ergebnis: „Ungewohnt, aber gut.“

Er wollte weiter machen. „Nur so, um meinen eigenen Horizont zu erweitern, habe ich still und heimlich besondere Biere gebraut und Freuden zum probieren gegeben“, sagt er. Die eigene Hopfenzucht stockte er auf vierzehn Pflanzen auf, zugleich begann der Badener sich auf Hobbybrauerforen rumzutreiben. Unfassbar, was es da alles gab! Irgendwann bestellte er sich mal einen Sack Citra-Hopfen aus den USA. „Da dachte ich, biertechnisch geht echt noch mehr.“ Furchtlos braute er gleich mal einen ganzen Sud damit ein, 22 Hektoliter, echt eine Hausnummer.

Hopfen hinters Glas gestopft (Foto: StP)

Hopfen hinters Glas gestopft (Foto: StP)

 

Craft Beer? Nie gehört.

Und von diesem Craft Beer wusste er die ganze Zeit über wirklich nichts? „Awa! Ich bin da in etwas reingeraten, von dem ich keine Ahnung hatte“, sagt Wachno. „Man muss wissen: Wir verkaufen unsere normalen Sachen ja nur um den Kirchturm herum.“ Sein Citra Ale hingegen ging – vor allem über den ProBier Club – durch ganz Deutschland.

2010 dämmert es Wachno so langsam, dass er auf etwas Großes gestoßen war und gab dem Kind zunächst einmal einen Namen: Seine besonderen Biere kursierten fortan unter dem Label „Hopfenstopfer“. Das gehört nach wie vor zu Häffner Bräu, wo Wachno schon seine Lehre als Brauer und Mälzer gemacht hat und bis heute angestellt ist.

Auszug aus dem Angebot von Hopfenstopfer auf der Braukunst Live (Foto: StP)

Auszug aus dem Angebot von Hopfenstopfer auf der Braukunst Live (Foto: StP)

 

„Ich habe überlegt, ob ich eine eigene Firma gründen soll“, sagt der 37-Jährige, „das dann aber schnell verworfen. Ich bin so schon genug ausgelastet. Ich habe zwei Kinder, die wollen auch was von ihrem Papa haben.“ Wachno hat ja auch großes Glück mit seinen beiden Chefinnen bei Häffner Bräu: „Im Grunde lassen die mir jede Freiheit. Klar, sobald es ums Geld geht, bespricht man sich. Aber ich muss nicht fragen, wenn ich eine neue Biersorte machen will.“ Da sind dann eher die Kapazitäten das Problem:  „Früher habe ich halt nach Gefühl Bier gemacht. Jetzt muss ich immer genau planen, was ist wo drin, wann kann aus dem Gärtank ins Lager und so weiter.“ Genau somit dem Leergut: „Früher habe ich ein paar leere Kisten auf den Lastwagen gepackt, bin zum Kaufland runter gefahren und habe gesagt: Macht die mal voll.“ Heute sind seine Flaschen in der ganzen Bundesrepublik unterwegs und kommen so gut wie nie nach Bad Rappenau zurück.

Vermutlich würden die Flaschen auch noch viel weiter reisen. Aber das will Wachno nicht. Noch nicht. „Gegen das Auslandsgeschäft streube ich mich noch ein bisschen.“ Man wisse ja nicht, wo das Bier da steht und wie lange und weil er nicht pasteurisiert… – lieber nicht. „Ich bin tiefenentspannt. Ich haben keinen Businessplan und keinen Druck und setze total auf ein organisches Wachstum.“ Schließlich wusste er ja lange genug auch nichts von diesem Craft Beer in den USA. Werden die es wohl auch noch ein Weilchen ohne das in Bad Rappenau erfundene Hopfenstopfer Craft Beer aushalten können.

Alles so schön bunt hier: die Hopfenstopfer-Kollektion (Foto: Stefan Peters)

Alles so schön bunt hier: die Hopfenstopfer – Kollektion (Foto: Stefan Peters)