EXPORT

Clarissa OmiecienskiBier

Ein Export schmeckt dir, falls…

  • es schön bitter und herb sein darf
  • und wumms haben soll
  • du gleichzeitig ein stinknormales Alltagsbier nach getaner Arbeit möchtest (zumindest war es das mal)

Was ist ein Export?

Exportbier oder auch ganz einfach Export ist ein untergäriges Vollbier mit einer Stammwürze von 12-14% und einem Alkoholgehalt von etwas über 5%. Es ist, wie schon der Name sagt, ursprünglich zum Export gedacht gewesen. Der Gedanke war sogar, das sozusagen entstandene Konzentrat am Zielort wieder mit Wasser zu verdünnen. Der einzige Unterschied zum Lager(bier) ist also ein stärkeres Einbrauen, wodurch der Alkoholgehalt (eher minimal) ansteigt und das Bier haltbarer und reisefit gemacht wird. Außerdem ist das Exportbier auch meist etwas bitterer und herber im Geschmack.

Export Bier

Export kann auch ein unkomplizierter Essensbegleiter sein. (Foto: StP)

Welche Arten von Export gibt es und was ist die Geschichte dahinter?

Dortmunder Export

Das bekannteste Export ist wohl das Dortmunder Export, auch Dortmunder Helles genannt. Heinrich Wenker und Vater haben es in der „Krone am Markt“ erstmals gebraut. Der Sohn hatte die untergärige Brauweise in Bayern kennengelernt und daheim umgesetzt – das war etwas ganz Neues, denn eigentlich war das Dortmunder Bier eher dem Altbier sehr ähnlich und damit obergärig. Während der Blütezeit der Kohle- und Stahlindustrie erlebte auch die ansässige Bierproduktion großen Aufschwung. Dortmund wurde in dieser Zeit zum Bierproduzent Nr. 1 in ganz Europa und beispielsweise die DAB (Dortmunder Actien Brauerei) und die DUB (Dortmunder Union-Brauerei) weltweit berühmt.

Exportbier war vor allem unter den Bergbau-Arbeitern beliebt und wurde täglich zum Feierabend aus großen, unaufgeregten Rundgläsern getrunken. Das Dortmunder Original ist goldgelb und satt in seiner Farbe, dabei malzig im Geschmack. Der Hopfen ist zwar bemerkbar, allerdings lang nicht so stark wie beim Pils. Das Export wurde zum DEM Bier der Bergarbeiter-Branche – sogar die Etiketten zeigten Bergbau-Motive und die Biere wurden in der Werbung teilweise von Bergmännern präsentiert. Dann aber kam der große Einbruch in den 70er Jahren. Die Arbeiter lernten nämlich auf den verschriebenen Luftkuren unter anderem das hopfige, schlanke Pils kennen und lieben. Ab sofort verbanden sie damit Ruhe, Urlaub und Entspannung, sodass nach einiger Zeit die Brauereien das neue Bier sogar ins Sortiment aufnahmen – und das Pils Einzug ins Ruhrgebiet erhielt. Export wiederum wird zwar auch heute noch in Dortmund gebraut, die erfolgreiche Zeit ist allerdings vorbei.

Münchner Export

Beim Münchner Export ist eigentlich eine Kombination aus wenig Hopfen und viel dunklem Malz typisch. Grund dafür ist unter anderem das stark kalkhaltige Wasser. Mit zu viel Hopfen würde hier schnell ein unangenehmer, viel zu bitterer Geschmack entstehen. Zusätzlich gibt es auch eine helle Variante, die sich im Laufe der Zeit etabliert hat und etwas hopfen-betonter ist, aber auch hier steht der malzige Charakter immer noch im Vordergrund. Der Münchner Stil ist dunkler als andere Exportbiere und besitzt ein von Röstnoten durchzogenes Aroma, während der Hopfen sich wirklich sehr im Hintergrund hält. Der halbe Liter wird hier ganz rustikal im Steinkrug serviert.

Wiener Export

Die Legende besagt: Mitte des 19. Jahrhunderts reisten zwei Brauer aus Wien und München nach London, um sich nach anderen, weniger dunklen und rauchigen Bierstilen umzuschauen. In England hatte die Industrialisierung bereits  großen Fortschritt gebracht, auch was die technische Herstellung von Malzen anging. Deshalb gab es hier bereits hellgoldene bis rötliche Malze und Biere. Heimlich nahmen die zwei gewieften Brauer einige Malzproben mit und merkten sich das angewendete Darrverfahren. Leider ist der Stil Wiener Export heute so gut wie ausgestorben. Im Gegensatz zu Dortmunder oder Münchner war das Wiener Export stark gehopft und bestach durch seine kupferrote Färbung. Die gute Nachricht: Trinkt man heute in Österreich ein „Märzen“, so kann man sich ziemlich sicher sein, dass die Brauweise identisch mit der des ehemaligen Exportbieres ist.

Außerhalb Deutschlands und auch Österreichs wird der Begriff Exportbier häufig auch für andere Bierstile verwendet. Vor allem die niederländischen Brauer pflegen die Tradition des Dortmunder Bieres, wobei einige davon lediglich den Namen tragen, aber eigentlich viel stärker sind als das Original. In Deutschland ist das Export zur Zeit eher weniger beliebt, dafür erlebt es im Moment in Übersee einen Boom, der einen deutlich größeren Absatzmarkt bietet.

Export Bier

Ein gutes Export (rechts) und ein nichts o gutes (links). (Foto: Stp)

Biestilguide: Export

Aussehen: hellgold, goldgelb, kupferrot, haselnussbraun – je nach Brauart
Alkohol: circa 5% Vol., häufig etwas darüber
Aroma: süß malzig mit dezent herben Noten bis hin zu leichten Röstnoten (Münchner)
Geschmack: Rund, malzig, voll, sollte gut ausbalanciert sein, geringe Hopfenbittere.
Körper: voller Körper, moderat karbonisiert

Empfohlene Beispiele für ein Export

  • Aus der Wiege des Exportbieres: Das Fiege Gründer der Privatbrauerei Moritz Fiege in Bochum.
  • Eine Interpretation aus dem Süden: Das Jäger Spezial von Schönbuch Bräu im Schwabenland
  • Und ein Berliner Exemplar: Das Flessa Bräu Export der Berliner Kiezbrauerei Flessa Bräu