Keine Chance für Bier in der Spitzengastronomie?

Katharina Rolshausen

Vor einigen Jahren wollte Weinsommelier Justin Leone Gäste des Münchner Nobellokals Tantris auch mit Bierspezialitäten begeistern. Heute macht er das in seiner eigenen Weinbar.

Bier im Sternerestaurant – das gab es vor gut 10 Jahren im Tantris und war Anlass für einen Bericht von HOPFENHELDEN. Weinsommelier Justin Leone hatte es sich damals zur „persönlichen Herausforderung“ gemacht, den Deutschen die Augen in Sachen Bier zu öffnen, zum Beispiel mit einer „versteckten“ Bierspezialität in der Weinbegleitung zum Degustationsmenü oder mit einem Craft Beer als Alternative zum gezapften Hellen, das als Absacker an der Bar getrunken wurde.

Heute ist Craft Beer im Tantris kein Thema, wie eine Nachfrage von HOPFENHELDEN ergab, auch Justin Leone trifft man dort nicht. Der US-Amerikaner, auch als „unkonventioneller Rock ’n’ Roller der internationalen Spitzengastronomie“ bezeichnet, hat im vergangenen Jahr in Schwabing „Sticks & Stones“ eröffnet, eine exklusive Weinbar mit einer beachtlichen Auswahl von 700 Weinen im offenen Ausschank und weiteren 150 aus der Flasche. 

Ein Bier für Weintrinker

Auch Bier gibt es in der Bar. Justin Leone hat zusammen mit zwei Brauern ein Pale Lager entwickelt – leicht, frisch, mit neuseeländischem Aromahopfen eingebraut. Nicht nur, dass es bayerische Traditionen hinter sich lässt, es kommt sogar in der Dose daher. „Es ist megagut angelaufen. Die Gäste feiern es hart“, schwärmt der Gastronom. Vom ersten Sud gibt es nur noch wenige Restdosen, der zweite ist bereits in Vorbereitung und soll als ein „Bier für Weintrinker“ ab August nicht nur im Sticks & Stones erhältlich sein.

Ein eigenes Bier anzubieten, war für Justin Leone ebenso eine unternehmerische Entscheidung, wenn auch keine einfache. Denn ein Lokal ohne Brauereibindung zu eröffnen, habe die Locationsuche in München sehr erschwert. Doch die üblichen Abnahmeverpflichtungen wären für eine Weinbar kaum zu erfüllen.

Hauptsache hochwertig

Und die Sache mit Craft Beer im Fine Dining Segment? Dass dies schwierig ist, gibt der Genuss-Experte zu: „Die Einheimischen wollen nicht viel Geld für ein Bier ausgeben, das ihnen eh nicht schmeckt. Und die Touristen wollen zum Gourmetmenü lieber Wein trinken.“ Auch Bier-Wein-Hybride seien nicht gefragt, obwohl Justin Leone diese „supercool“ findet: „Ich freue mich immer, wenn jemand etwas Hochwertiges produziert.“

Justin Leone Foto: Lucki_Maurer_Justin

(26. Juni 2024)