Martin Rolshausen mit dem Weihnachtsbier von St. Feuillien.

Es ist Zeit für Winter- und Weihnachtsbier

Martin RolshausenBier, Uncategorized

Ja, ist denn schon Weihnachten? Nein. Aber jede Jahreszeit hat ihre Biere – und man sollte sich ja rechtzeitig darum kümmern, die passenden im Kühlschrank zu haben. Hopfenhelden wollte deshalb von Profis wissen, welche Biere sie in der Winter- und Weihnachtszeit bevorzugen. Hier die Antworten:

Birgit Rieber, Kommunikations- und Genussexpertin, Wien

Birgit Rieber, wegro communications gmbh Foto: Sepp Wejwar

Biere für Weihnachten? Ich denke sofort an kräftige, nicht alltägliche Bierstile. Sauerbiere vielleicht oder im Holzfass gelagerte Pretiosen. Solcherart sind meine drei Empfehlungen. Dazu will ich mir erlauben, ein viertes Bier zu erwähnen, für den unkomplizierten Biergenuss. Mein Gaumen will auch an den Weihnachtsfeiertagen nicht überlastet werden. Ein gutes helles Lager darf deshalb im Kühlschrank nicht fehlen. Ich wähle Kraftpaule Helles aus Stuttgart, das mag ich besonders gerne.

Stieglgut Wildshut Bio Perlage: Markus Trinker hat mit Perlage ein Bier kreiert, dass auch Menschen begeistern kann, die sich nicht unbedingt als Bierliebhaber bezeichnen. Ich mag den Duft, die Leichtfüßigkeit mit der die nicht geringen Alkoholprozente über die Lippen gleiten, das Prickeln auf der Zunge, die feine Säure …

Granitbock Wildbrett: Aus der Mühlviertler Landbrauerei Hofstetten gönne ich mir mit Vorliebe einen Granitbock, ausgebaut im Rotweinfass. „Wildbrett“ nennt Peter Krammer die Version, in der die Aromen der Vorbelegung und der Brettanomyces Hefe perfekt mit dem Bock spielen.

Propeller Nachtflug: Eines meiner Lieblingsbiere für die sehr späten Stunden. Nachtschwarzes Imperial Stout aus der Brauerei Bosch in Bad Laasphe. Zu Weihnachten darf es gerne ein gut gelagertes Exemplar aus meinem Bierkeller sein. Meine Erfahrung zeigt, Imperial Stouts eigenen sich perfekt zum Altern. Gereifter Nachtflug – perfekter Abschluss des Weihnachtsabends.

Franz Löning, Tilmans Biere, München

Franz Löning von Tilmans Biere Foto: Jelena Kuljic.

Tilmans Biere – Die Dunkle: Die Dunkle ist in meiner Empfehlungsliste natürlich unvermeidlich. Sie ist und bleibt mitsamt ihrem falschen Artikel mein absolutes Lieblingsbier. Die röstigen, karamelligen Stoutnoten gepaart mit der Trinkbarkeit eines dunklen Lagers gehen bei mir einfach immer. Ganz egal ob Weihnachten oder nicht. Besonders gut funktioniert die Dunkle, aber natürlich auch mit dem deftigen Essen in der kalten Jahreszeit. Ich empfehle Grünkohl mit Pinkel und Kartoffeln dazu. Starke Kombination! 

Brew Age – Rampensau: Man kann nicht die ganze Zeit nur Alkohol trinken, auch wenn das so manche Familie, besonders zur Weihnachtszeit, sicherlich etwas erträglicher macht. Nun sind alkoholfreie Biere aber meistens viel zu süß. Da kommt mir das alkoholfreie IPA von unseren Freunden Brew Age aus Wien gerade recht! Süffig, hopfig und von megaguten Typen gebraut… besser wird’s nicht.

Higgins Ale Works – Secret Idaho: Wer es mit der lieben Verwandtschaft so gar nicht aushält, oder wie ich gar nicht erst Weihnachten feiert, dem empfehle ich einen Besuch bei unseren Freunden von Higgins Ale Works. Die haben einen wunderbaren Taproom hier in München, direkt neben ihrer kleinen Kellerbrauerei in der Karlstraße. Jen, Paul und Bob begrüßen einen früher oder später persönlich am Tresen und wenn man ganz nett fragt, bekommt man vielleicht eine kurze Führung in der Brauerei. Die Karte wechselt relativ häufig, aber Secret Idaho gibt es immer und diesem IPA schmeckt man an, dass Paul nicht erst seit gestern braut.

Michaela Stöberl, „Wirtin mit Herz“, Bier- und Käsesommelière, Wirtshaus Zum Geiss, Straubing

Michaela Stöberl, „Wirtin mit Herz“, Bier- und Käsesommelière Foto: Wirtshaus Zum Geiss

N´ice Chouffe: Das ist doch wohl das Beste zu den wunderbaren Plätzchen die es jetzt dann gibt. Oder natürlich zu einer Ente oder Gans. Ich trinke es am Liebsten pur, oder zu Käse.

Liefmans Glühkriek: Schenken wir zur Winterzeit aus dem Fass aus. Eine tolle Alternative, wenn man nicht so gerne Glühwein trinkt.

Winterzauber, Schäffler Bräu Allgäu: Einfach a guads Bier. Süffig. Macht Spaß.

Imperator, Brauerei Erl Geiselhöring: Der helle Bock mit seinen feinen 8% vol. passt wunderbar zu Vanillekipferl. Oder zu einem gereiften Ziegenkäse.

Lorelei, Omnipollo: Nix für Schwache. Am besten teilen und genießen.

Nicht zu vergessen natürlich all die wunderbaren Festbiere unserer heimischen Brauereien, dazu noch Franken, Allgäu und alles was das Hopfenherz erfreut!

Michael Lembke, Braumeister BRLO, Berlin

Braumeister Michael Lembke, BRLO Foto; Maria Schiffer

Der Braumeister von BRLO empfiehlt für die kalte Jahreszeit: Schlenkerla Eichenrauch, Schneider Weiße Aventinus und BRLO Porter – „Wer mag gestachelt“, sagt er.

Michael Steinbusch, BIERSommelier & GENUSSCoach, Übach-Palenberg bei Aachen

Michael Steinbusch Foto: Martina Houben

Val-Dieu – Noël: Dieses helle, milde Bier mit orangen Reflexen hat eine ausgewogene, süße Note. Aromen, die an Malzbonbon und Karamell erinnern, werden begleitet von dezenten Trockenfruchtnoten. Eine dezente Portwein-Note rundet das Geschmackserlebnis ab. Besondere Zutat: Portwein.

St-Feuillien Cuvée de Noël: Das Bier besticht durch eine kompakte und feste Schaumkrone. Seine dunkle rubinbraune Farbe stammt von dem gerösteten Gerstenmalz. Die verwendeten Kräuter ergänzen den köstlichen Geruch. Dieses Bier ist vollmundig und mit weichem Mundgefühl, eine dezente Bitterkeit bildet das harmonische Gleichgewicht. Besondere Zutat: Kräuter. Das Cuvée de Noël kam 1969 auf den Markt und war das erstes Weihnachtsbier in der Wallonie.

Lupulus – Hibernatus: Das Hibernatus ist ein dunkles Starkbier, was mit einer Prise Zimt am Ende des Brauprozesses verfeinert wird. In der Kombination mit Röstmalzen bekommt das Bier einen kräftigen Körper, der Nachgeschmack vereint Bitterkeit und Süße mit Kaffeearomen. Besondere Zutat: Zimt. Der Name Lupulus ist aus dem lateinischen entnommen und steht für den Wolf (Lupus) im Schriftbild und dem Hopfen (Humulus lupulus).

Oliver Wesseloh, Kehrwieder Kreativbrauerei, Hamburg

Oliver Wesseloh
Oliver Wesseloh Foto: Martin Rolshausen

„Also Weihnachtsbiere find ich von Hause aus schon doof – vielleicht bis auf die dänsichen Julebryggs“, sagt Olli. „Und Winterbiere sind bei mir dann halt stark und dunkel und am besten aus dem Holzfass.“

Christian Klemenz, Bierothek, Bamberg

Christian Klemenz  Foto:  www.judit-simon-fotografie.de

Das Rote von orca brau/St. ERHARD, ein malzbetontes Rotbier, das gut in die Jahreszeit passt.

Den Ayinger Celebrator, ein zeitloser Klassiker, der schön wärmt, ohne im Geschmack zu alkoholisch zu sein.

Den Ritterbock aus der Schloßbrauerei Kaltenberg, ein sehr schönes Bockbier, das eine komplexe Malzaromatik mit guter Trinkbarkeit verbindet.

Karl Zuser jun, Wirt und Hotelier, Diplom Biersommelier, Biergasthof/Hotel Riedberg, Ried im Innkreis

Karl Zuser jun Foto: Biergasthof/Hotel Riedberg

Schnaitl Stille Nacht: Die Privatbrauerei Schnaitl vom gleichnamigen Eigentümer Matthias Schnaitl den IV in 5. Generation ist ganz in der Nähe des Geburtsortes des wohl am meisten gesungenen Weihnachtsliedes des Abendlandes beheimatet. Von Gundertshausen (Schnaitl) bis Oberndorf bei Salzburg (wo das Lied „Stille Nacht“ uraufgeführt wurde – es wurde von Franz Xaver Gruber komponiert, Joseph Mohr schrieb den Text) ist es lediglich ein Katzensprung. Was läge da der Brauerei näher, als sich diesem Thema anzunehmen? Schon die Verpackung ist hochwertig produziert und lässt erahnen, worum es geht? Die ersten Takte des bekannten Weihnachtsliedes sind als Notenzeile dargestellt. Es gibt verschiedene Verpackungsarten, die allesamt Wert sind, genannt zu werden: Von der hochwertigen Holzkiste bis zur Metallbox ist alles mit dabei.

Samichlaus holzfassgereift, Brauerei Schloss Eggenberg: Die Geschichte des Samichlaus Bieres ist ähnlich sagenumwoben wie die Geschichte des heiligen Nikolaus. Ursprünglich eingebraut in der Brauerei Hürlimanns in Zürich, wird seit 1999 in der Schlossbrauerei Eggenberg in Vorchdorf bei Gmunden am Traunsee diese außergewöhnliche Starkbierspezialität bei uns in Österreich produziert. Und genauso, wie der heilige Nikolas zu Weihnachten und zur Adventszeit gehört, so gehört auch der Samichlaus auf den Weihnachtstisch. Mit 14 % Vol. Alk. kommt die Variante Samichlaus Helles in unterschiedliche Holzfässer mit verschiedenen Vorbelegungen. Nach mehr als einem Jahr Reifung werden die Fässer vom Bier „befreit“ und der aktuelle Samichlaus Cuvee Barrique wird verschnitten. Es gibt aber auch Varianten mit dem Samichlaus Classic in Holzfässern. Wie auch immer, der Samichlaus ist jedenfalls eine österreichische Bierspezialität, die zu 100 % an Weihnachten erinnert.

Gouden Carolus Imperial Dark (vormals Cuvee van den Keizer Imperial Dark – blau), Het Anker: Jedes Jahr am 24. Februar feiern die Belgier den Geburtstag von Charles Quint. Deshalb braut Het Anker ein spezielles Bier in limitierter Auflage namens Gouden Carolus Cuvée van de Keizer Imperial Dark („Grand Cru des Kaisers“). Dieses außergewöhnliche, belgische, obergärige Bierspezialität reift besonders gut und entwickelt eine raffinierte Komplexität samt intensiver Aromen. Mit kräftigen Noten von Röstmalz, Karamell und Pflaumen verbindet sein überraschend weiches und fruchtiges Aroma eine warme Rundheit mit einem erfrischenden Geschmack. Ein kaiserliches Gebräu, das man in Ehren halten und in Maßen genießen kann. Da es keinen expliziten Bierstil gibt, würde ich es „Belgian Strong Ale“ nennen. Übrigens: Es gibt auch ein „eigenes“ Weihnachtsbier von Het Anker unter dem Namen „GOUDEN CAROLUS CHRISTMAS“.


Allen drei Bieren unterstelle ich ein hohes Reifepotential.

David Peifer, Gorilla Cerveceria, Berlin

David Peifer Foto: Gorilla

David empfiehlt Biere, die Gorilla selbst oder mit anderen zusammen gebraut hat:

Das Room 1410 – Spiced Pumkin Ale, ein Collab von Freigeist, Straßenbräu und Gorilla. Die hinzugegebenen Gewürze geben dem Bier einen sehr schön weihnachtlichen Touch.

David’s Breakfast, ein Latte Amaretto Porter, mit Vanille, Amaretto und Zimt.

Adiós Amigos, ein cremiges Cacao Stout. Hervorragend für die dunkle Jahreszeit! Ebenso wie Stupid Sticky Stuff, ein Honigbier nach ganz neuem Rezept, das in diesen Tagen zum ersten Mal abgefüllt wird.

Martin Rolshausen, Diplom Biersommelier, Chefredakteur Hopfenhelden, Wien

Martin Rolshausen, Chefredakteur Hopfenhelden Foto: Rich Serra

Rochefort 10: Manchmal geht auch eins im Sommer – trotz der 11,3 Vol. % Alkohol. Im Winter ist dieses Trappistenbier aus der Wallonie für mich mit das Beste, was einem Weihnachtsmann passieren kann.

Der Wälder Bock aus der Brauerei Egg: Eigentlich ist dieses Juwel der Vorarlberger Braukunst mit 7,7 % Vol. Alkohol sogar ein Doppelbock. Für mich ist der Wälder Bock ein Bier, mit dem man ganze Abende verbringen kann – auch den Heiligabend.

Das Rote von Berliner Berg: Für diejenigen, denen ein schweres Trappistenbier und ein Doppelbock zu hochprozentig sind, empfehle ich dieses neue Bier von Berliner Berg. Ein wunderschönes Rotbier mit nur 5,5 % Vol. Alkohol, das dennoch ein wohliges Gefühl erzeugt. Der Nachteil: Das gibt es nur in Berlin.

Und weil ich es auf dem Foto oben so liebevoll im Arm halte: Das Weihnachtsbier von St. Feuillien aus Belgien geht natürlich immer! Das gibt es auch in der Großflasche zum Teilen – ist ja Weihnachten.

(15. November 2023)