Beer4Wedding

BEER4WEDDING: Muttis Alptraum

Nina Anika Klotz

Seit einem Jahr mieten sich drei Berliner Studenten bei befreundeten Brauern ein und brauen da – statt brav zu büffeln – als Beer4Wedding Bier 

Mama und Papa waren ja anfangs gar nicht begeistert.  Junge! Mach doch erst einmal das Studium zu Ende! Müsste das nicht ohnehin schon bald mal fertig sein? André Schleypen, Julian Schmidt und Sebastian Mergel zupfen ertappt an ihren Bieretiketten. Schließlich räuspert sich Sebastian: „Wahrscheinlich werden wir alle ein bisschen länger studieren als uns lieb ist. Aber das ist ein Preis, den wir alle absolut bereit sind zu bezahlen“, sagt der 26-Jährige. Vor gut einem Jahr haben die drei nämlich ihr erstes, gemeinsames Unternehmen gegründet:Beer4Wedding. Eine Brauerei, die es eigentlich  – noch! – gar nicht gibt, die aber im Jahr 3600 Liter produziert.

Ein Sommerabend in der Hausbar der drei Wahlberliner, dem Studio 8 in Wedding. Bisschen undergroundig-artsy, bisschen Studibar, nett, irgendwie. Plastikstühle und selbst zusammengezimmerte Bänke, recht voll für so einen Wochentag. Die Jungs trinken Weißbier und Alkoholfreies – am nächsten Tag ist Klausur. Mergel, Schleypen und Schmidt studieren Brauerei-und Getränketechnologie an der TU Berlin. Ende 2010 haben sie zum ersten Mal nach der Uni zusammen gebraut. Bei Julian auf dem Balkon. Der hatte bis dato am meisten Ahnung vom Biermachen. Er war Praktikant bei Schoppe Bräu. Sebastian Mergel kommt eigentlich aus dem Weinbau, ist gelernter Winzer, hat in Israel auf einem Weingut gearbeitet und wäre beinahe auf die FH-Geisenheim gegangen. Wenn er sich dann nicht überlegt hätte, dass er eigentlich lieber in Berlin wohnen würde als im Rheingau „tot über den Zaun zu hängen“.  André Schleypen kommt aus Aachen und hat eine Ausbildung als Chemikant gemacht. Als er dann irgendwas in die Richtung studieren wollte, beschloss er, „lieber Dinge herzustellen, die man hinterher mit Genuss konsumieren kann, als Antibabypillen“. Die hat er vorher gemacht.

Ein Jahr Entwicklungszeit brauchte das Weddinger Bier, Oktober 2012 verkauften die drei es zum ersten Mal. Die 0,33l Flaschen machen sie natürlich nicht mehr daheim auf dem Balkon. Die Beer4Wedding-Jungs sind Gypsy Brewer, zurzeit brauen sie in Thorsten Schoppes Brauerei am Südstern. Oder viel mehr: Einmal pro Woche braut Schoppe nach ihrem Rezept. Ein IPA. Mit bisschen Hopfen aus Neuseeland, bisschen Comet aus der Hallertau. Und irgendwann auch mit einer Prise Weddinger Hopfen. Julian züchtet. Auf seinem Balkon. „Leider machen sich da sie Spinnmilben immer dran zu schaffen. Aber ich versuche es nächstes Jahr wieder.“ Dann vielleicht in einem Urban Gardening Projekt, dem Himmelbeet. „Das ist vielleicht eine Spinnerei, die sich betriebswirtschaftlich nie ganz lohnen wird, aber Regionalität ist bei einem Produkt wie dem unseren einfach wichtig“, sagt Sebastian.

Beer4Wedding macht echt Bier für den Wedding. Und ein bisschen darüber hinaus

Wichtig und – zumindest bislang – quasi garantiert. Beer4Wedding verkauft nur über den Direktvertrieb. „Wir beliefern alle unseren Kunden selbst“, sagt Sebastian. Heute Nachmittag ist er erst mit dem Skatebord bei einem neuen Feinkostladen in Mitte vorbei gefahren. Die wollen das Wedding Pale Ale auch. „Damit sind wir dann aber eigentlich auch an unserer momentanen Produktionsobergrenze angekommen.“

Das soll natürlich nicht so bleiben. „Wir sind dabei, neue Biere zu entwickeln“, sagt Mergel, „die wir mit einer größeren Brauerei im Umland brauen wollen. Wobei das nur eine Überbrückungslösung ist. Ziel ist eine eigene Brauerei.“ Ganz eigen. Nichts Altes aufgekauft, komplett neu, nur ihrs. 1000-Liter-Sudwerk, hier in Berlin. „Wenn alles gut geht“, schiebt Mergel schnell hinter her, „wir wollen jetzt nicht zu viel versprechen.“ Und wenn wirklich alles richtig gut läuft, brauchen die vier dafür noch nicht mal eine Bank. Aber dazu wollen sie noch keine Details verraten. Nur so viel: Irgendwie läuft’s.

Ganz am Anfang ihres Studiums hatten die drei mal ein Seminar „BWL für Ingenieure“. Alles, was sie da gelernt haben ist nichts gegen das, was sie mittlerweile selbst gestemmt haben. Und inzwischen sind auch ihre Eltern mit dem Plan, selber Bier zu brauen und zu verkaufen, einverstanden. „Die sehen jetzt, dass das Hand und Fuß hat, was wir machen“, sagt Sebastian.

Beer4Wedding

Bislang der Bestseller: Wedding IPA (Foto:NAK)

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  • Bekannteste Biere: 
    Wedding Pale Ale, Rotbier