BREWDOG DEUTSCHLAND: „This is about Germany“

Nina Anika Klotz

Brewdog übernimmt Stone Brewing Berlin. Weil Stone Berlin nicht lief, wie es sollte. Was wollen die Schotten anders machen?

Das Equity Investor Treffen in der Brewdog Bar in Berlin Mitte, also ein Treffen all jener, die sich irgendwann an einer der unkonventionellen Finanzierungsrunden von Brewdog, am „Equity for Punks“-Programm beteiligt haben, war schon angesetzt, bevor bekannt wurde, dass Brewdog ab Mai 2019 in Berlin-Mariendorf brauen werden. Aber es traf sich natürlich bestens. Ein guter Anlass für die beiden Gründer James Watt (das Business-Brain) und Martin Dickie (der Brauer) persönlich „Hallo, Berlin!“ zu sagen und ihre Message an die Bundesbiernation loszuwerden: Sie kommen in Frieden.

Brewdog Deutschland

James Watt (l.) und Martin Dickie (r.). Da, wo die Brewdogs immer ihre Ansprachen halten: auf der Theke (Foto: NAK)

Das kam ja alles ganz schön plötzlich.

James Watt: Schon, ja. Wir haben das ungefähr zwei Wochen diskutiert und überlegt.

Hattet Ihr nach einer Brauerei auf dem europäischen Festland gesucht? Eine Brexit-Strategie, vielleicht?

James Watt: Nein, nicht wirklich. Es war mehr so, dass wir Greg Koch und Stone Brewing halt schon lange kennen. Und als wir gehört haben, dass Stone Berlin nicht so läuft, wie es soll, haben wir ihn halt einmal angesprochen. Brexit hatten wir da nicht im Sinn. Wir wollen in Deutschland für Deutschland Bier brauen und… –

Tatsächlich? Deutschland? Ich hätte auf jeden Fall gedacht, es geht um Europa…

James Watt: Nein, nein, es geht um Deutschland. Hier wollen wir sein. Unsere Europa-Biere brauen wir alle weiter in Schottland, wie gehabt. This is about Berlin. This is about Germany.

Aber Ihr müsst doch gehört haben, dass der deutsche Biermarkt, der Craft Beer Markt, hart ist.

Martin Dickie: Sehr, sehr hart. Und das aus gutem Grund. Es gibt so viele unglaublich gute Biere hier. Ich habe selbst viel über Bier hier gelernt und wir haben immer viele exzellente Brauer aus Deutschland bei uns. Und es ist beileibe nichts verkehrt mit dem deutschen Bier. Was wir wollen ist: Wir wollen Teil der deutschen Craft Beer Bewegung sein. Und eines Tages, wenn man auf die tolle Craft Beer Geschichte Deutschlands zurückblicken wird, werden wir unseren Teil dazu beigetragen haben.

James Watt: Ich habe in Deutschland gelebt als ich 17 war. Meine ersten Bierefahrungen sind deutsche Biererfahrungen. Ich habe deshalb deutsches Bier immer irgendwie im Auge gehabt und wir freuen uns, jetzt hierher zu kommen und Teil der deutschen Biercommunity und Bierszene zu werden.

Brewdog Bar Berlin

On tap… (Foto: StP)

Neben der großartigen Bierkultur gibt auch die nicht so großartige Tatsache, dass man hier nicht gern viel für Bier bezahlt.

Martin Dickie: Wir sind Schotten. Und sagt man nach brutal geizig zu sein. Dann passt das doch.

Aber es passt halt nicht zu den Preisen hochwertiger, starker, extrem gehopfter Biere.

James Watt: Das stimmt schon. Wir sind uns dieser Herausforderung durchaus bewusst und gehen entsprechend behutsam mit dem deutschen Biermarkt um. Wir wissen, dass es ein Limit dessen gibt, was die Leute bereit sind für gutes Bier zu bezahlen, weil sie hier gutes Bier für relativ wenig Geld bekommen können.

Martin Dickie: Naja, und dass wir jetzt die Möglichkeit haben, Biere lokal zu produzieren, hilft in Sachen Wirtschaftlichkeit auch.

craft beer bars Berlin

In der Brewdog Bar in Berlin-Mitte. (Foto: Stp)

Greg Koch hat das Scheitern von Stone Berlin unter anderem auch damit begründet, dass er „too bold“ und vielleicht auch „too aggressive“ vorgegangen war. Bold und aggressive sind durchaus attribute, die man Brewdog in der Vergangenheit zuschreiben konnte…

James Watt: Ja, aber wir versuchen natürlich einige Sachen von Beginn an anders zu machen. Wir werden in Flaschen abfüllen und nicht in Dosen. Wir wollen die deutschen Biertrinker mehr abholen. Ich glaube, der Unterschied zwischen amerikanischen Craft Bieren und deutschem Bier ist sehr groß. Wir kommen mit Bieren, bei denen das nicht so gravierend ist. Wir werden einiges in Mariendorf umbauen. Naja, und dann ist es ja auch so, dass wir bereits eine beträchtliche Menge Bier in Deutschland verkaufen. Wir haben auch schon Equity Investors in Deutschland.

Ihr seid in der Tat schon lange in Deutschland, wenngleich der Anfang eher langsam war.

James Watt: Wir hatten bis vor ein paar Jahren auch noch gar nicht die Kapazitäten für mehr. Also haben wir hier langsam angefangen. Und sind beständig gewachsen. Jetzt sind wir da.

Wie plant Ihr denn eure Zeit in Zukunft aufzuteilen zwischen Schottland, der Brauerei in den USA, Berlin und dem ganzen Rest der Welt?

James Watt: Ich denke in der nächsten Zeit wird es wichtig sein, viel Zeit in Berlin zu verbringen, in Mariendorf und überhaupt auf dem deutschen Markt.


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