Minkin hat das „heilige Fass“, aus dem Jesus das Bier beim letzten Abendmahl für seine Jünger zapfte, vor der Zerstörung durch den Weinpapst, die Kirche und die württembergische Weinmafia gerettet. Er kam spanischen Bierpanchern auf die Schliche, hat die „Weltformel des Bieres“ vor einem Braukonzern beschützt und ist einem von rachsüchtigen Deutschen bedrohten brauenden Trappistenmönch in Belgien zu Hilfe geeilt. Was sollte da noch kommen?
Diese Frage hat Thomas Lang, der Schöpfer dieses merkwürdigen Minkin, nun beantwortet: eine Madonna, die Bier weint, muss in Sicherheit gebracht werden. Thomas Lang ist Jurist, lebt und arbeitet in Stuttgart. Sein Geschöpf Minkin war Staatsanwalt, ist Privatermittler, lebt auch in Stuttgart und ist, wie Lang es formuliert, „semi-erfolgreich“. Eine wundervolle Eigenschaft hat der Autor von Büchern, die er „Schräggastrokrimis“ nennt, diesem Minkin aber verpasst: eine „hohe Affinität zu flüssigen Produkten auf Hopfen- und Malzbasis“. Und die lässt ihn nun ins fünfte Bier-Abenteuer taumeln. „Goldberg und die Tränen der Madonna“ heißt es.
Dazu begibt sich Minkin auf Wunsch seines Mentors Goldberg nach Bamberg. Dort steht in der Kapelle einer Brauerei, die nach einem Skandal schließen musste, die Madonna, die der Stuttgarter Problemlöser im Auftrag einer Brauergilde vor einem Immobilien-Hai retten soll. Alles kommt natürlich anders als vermutet – man kennt das. Aber Thomas Lang schreibt ja nicht nur, um eine kriminelle Geschichte zu erzählen. Offenbar hat er sich selbst auch einen Bildungsauftrag erteilt.
Uns so erfahren die Leserinnen und Leser unter anderem: „Das mit den Bratwürsten haben sie drauf in Franken. Definitiv.“ Und: Anfang der 90er Jahre gab es in Franken rund 380 Brauereien, heute sind es „nur“ noch 250. Einige davon legt Thomas Lang, der auch im Stuttgarter Juristenkabarett aktiv ist, uns ans Herz. Minkin mag zum Beispiel das Gasthaus der Mahrs-Brauerei sehr – und die Bedienung dort ebenso wie das Essen und das Bier. Wobei Minkin an der Biersorte „aU“ hängenbleibt.
aU? Der Autor klärt uns zwischen dubiosen Ereignissen und Minkins planlosem Umgang damit auf: „Stand nicht für Arbeitsunfähigkeit, sondern bedeutet: ein Ungespundetes. Die Arbeitsunfähigkeit kommt erst nach vielen Ungespundeten. Auf das Kürzel musste man nicht sofort kommen als Außenstehender. Das Ungespundete war ein Bier mit einem geringeren Kohlesäuregehalt. Der Name leitete sich vom Spundloch ab. Dieses Loch an der Oberseite des Fasses diente bei Holzfässern während des Gärungsprozesses zum Druckausgleich. Im Fass entsteht durch die alkoholische Gärung Kohlensäure und damit ein Überdruck, der das Fass bersten lassen würde. Ungespundetes Bier gärt ohne einen Holzzapfen als Verschluss des Loches. Es besitzt daher einen geringeren Kohlensäuregehalt. Ist nicht jedermanns Sache. Minkins schon.“
Minking betritt einige Kneipen und Gasthäuser. Um das der Schlenkerla-Brauerei kommt er da natürlich nicht herum, schließlich ist deren Rauchbier legendär. Und auch was die moderateren Bierstile angeht, hat der Autor einen Tipp: Weiherer Lager, schreibt er, da „lag man immer richtig“.
So gesehen ist Langs neues Buch nicht nur ein Krimi, sondern auch ein Bier-Reiseführer für Bamberg. Und auf jeden Fall eine Geschichte, zu der man sich ein Bier aufmachen sollte – oder zwei…
Auf einen Blick
„Goldberg und die Tränen der Madonna“ ist der 5. Bierkrimi von Thomas Lang. Er ist im Oertel+Spörer-Verlag erschienen.