Craft Beer Business

SAM HOLLOWAY: Riskant, emotional – aber leider geil

Samuel Holloway

Sam Holloway unterricht Strategisches Management an der Universität von Portland, Oregon, und hat ein großes Herzenthema: Craft Beer. Er hat eine Unternehmensberatung für Craft Beer Brauer gegründet, ein Online-Studium „BWL für Craft Brauer“ entwickelt und unterrichtet aktuell ein Seminar, das sich ausschließlich mit den Herausforderungen des Craft Beer Business beschäftigt. Für uns fasst der Professor einmal die drei wichtigsten Tipps zusammen, die jeder Craft Brauer in Sachen Unternehmensführung berücksichtigen sollte

 

Es war ein ziemlicher Paukenschlag – für die allgemeine Bierbranche aber auch für die Craft Beer Welt: AB InBev und SABMiller fusionieren zum gigantisch größten Braukonzern der Welt. Doch was genau bedeutet das für Craft Beer Brauer in den USA aber auch in Europa?

Nun, kurzfristig nicht besonders viel. Langfristig hingegen möglicherweise schon: Es könnte den Craft Beer Brauern weltweit nutzen.
InBev ist eine global operierende Holding, die von Bankern geführt wird, nicht von Handwerkern, für die Werte wie Qualität, Regionalität und Besonderheit zählen. Für gewöhnlich würde ich nichts gegen InBev sagen, aber als ich las, wie ein früherer AB-Topmanager, Bob Lachky, selbst das Wort “Banker” verwendet hat, als er über Prinzipien des Unternehmens sprach, ließ mich das stutzig werden: Banker – und verstehen Sie mich da bitte nicht falsch – haben einen ausgesprochen wichtigen Job, aber ihre Entscheidungen treffen sie kaum emotional. Banker ‘run the numbers’, die schauen sich die Zahlen an und tun dann das, was das Risiko eines finanziellen Verlustes minimiert und die Chance eines Gewinnes maximiert.

Das Craft Beer Business ist riskant

Craft Beer ist quasi das genaue Gegenteil: Das Craft Beer Business ist erstens riskant und zweitens total emotional. Entscheidungen werden oft auf Grund von Qualitätsansprüchen getroffen ohne den möglichen Profit dabei im Auge zu halten. Aber – und jetzt, liebe deutsche Craft Beer Freunde hört genau zu – genau das ist die große Chance dieser Branche!

Der Fokus auf kurzfristigen Gewinnen und die Missachtung notwendiger Innovationen ist, was es möglich macht, dass Small Businesses die Industriegiganten ins Wanken bringen. Und in Sachen Craft Beer tun wir das gerade ja eigentlich auch schon – und zwar im ganz großen Stil.

Craft Beer Business

Brewed hier und vor allem auch sold here. (Foto: StP)

 

Allerdings sollten Craft Beer Gründer ein paar Dinge beim Aufbau ihres Unternehmens beachten. Denn qualitativ hochwertiges, außergewöhnliches Bier zu brauen allein hält das Business nicht am Leben.
Das sind die wichtigsten Ratschläge, die ich als Wirtschaftsprofessor und selbst Eigner einer Craft Brewery in der Näher von Portland, Oregon, mit den deutschen Craft Beer Brauern teilen möchte:

  • Es ist extrem wichtig, authentisch zu sein und eine gute, wahre Geschichte erzählen zu können – zugleich aber immer einen rasiermesserscharfen Fokus darauf zu haben, die Kosten im Griff zu halten.
  • Denkt Euer Craft Beer Business als ein System unterschiedlicher Business Modelle (ein ausführliches Podcast dazu hier).
  • Und das ultimativ Wichtigste: You can’t do it alone. Du kannst es allein nicht schaffen. Wir, die Craft Beer Brauer, wir alle müssen zusammenarbeiten – und zwar in unserem unternehmerischen Handeln genau so eng und intensiv wie wir bereits auf Brauebene kollaborieren, wenn wir gemeinsam Bierrezepte entwickeln.

Wir mögen uns in unseren Qualitätsansprüchen, unseren Bieren, unserer lokalen Verwurzelung noch so sehr von AB InBev und SABMiller unterscheiden, aber wenn wir es nicht schaffen, zusammenzuhalten und unsere Erfahrungen als Unternehmer zu teilen, uns gegenseitig von unseren Tiefschlägen und unsere Innovationen zu erzählen und voneinander zu lernen, dann vergeben wir uns eine große Chance – nämlich als die gemeinsam starken Kleinen den Großen das Fürchten zu lehren.

Samuel Holloway

Samuel Holloway, Ph.D. an der University of Portland mag Zahlen. Und Bier. (Foto: Crafting a Strategy)