Kuehn Kunz Rosen

KUEHN KUNZ ROSEN: Zusammen weniger allein

Nina Anika KlotzIm Portrait

Allein Bier zu trinken ist möglich, aber freudlos. Allein Bier zu brauen irgendwie auch. Darum sind Wendelin Quadt und Hans Wägner beiderseits froh, sich gefunden zu haben. Zusammen sind die Zwei quasi Drei: Kuehn, Kunz und Rosen. Oder richtiger: Kuehn Kunz Rosen. Craft Beer aus Mainz.

 

 Und nach ihrem Flug mit dem Herzblatthubschrauer haben wir die beiden getrennt von einander befragt.

Quatsch.

Aber ein bisschen hört es sich so an, wenn man Wendelin Quadt und Hans Wägner, die beiden Männer, die zusammen Kuehn Kunz Rosen sind, einzeln interviewt.

„Das mit dem Hans, das hat von Anfang an menschlich gepasst.“
„Ich war gleich von Wendelin überzeugt: Er hatte Herzblut für die Sache.“
„Wir ergänzen uns sehr gut, weil wir quasi komplementär sind: Ich bin ein bisschen älter, der Hans ein bisschen jünger. Er ist brautechnisch viel kompetenter und ich komme mehr vom Verkäuferisch-Betriebwirtschaftlichen her.“
„Dass der Wendelin keine Ahnung von Brauen hat, stimmt ja nicht. Er hat sogar so viel Hintergrundwissen, dass ich manchmal denke, er hat doch heimlich eine Brauerausbildung gemacht. Er war für mich nie der reine ITler.“
„Als Autodidakt habe ich aber nicht so ein profundes Wissen wie der Hans. Dass wir den Weg gemeinsam gehen, hat sich super bewährt. Und es macht total viel Spaß mit dem Hans.“

Keine Frage: Hier haben sich also Zwei gefunden. Ganz ohne dass sie sich gesucht hätten, denn eigentlich hat Wendelin Quadt sein Craft Beer Business Anfang 2013 ganz alleine gestartet. Nach einem Lebens-Reset, wie er selber sagt. Den größten Teil seines Lebens hat er in der IT-Branche gearbeitet, war im Manager bei Hewlett Packard – bis irgendwann einfach die Luft raus war. „Das war mir nicht mehr spannend genug und ich hatte so Abnutzungserscheinungen, die ich von mir eigentlich nicht kannte.“ Lange überlegte er, in seiner Branche zu bleiben und sich dort einen neuen Job zu suchen, letzten Endes entschloss er sich aber für den Neustart. „Bier war bis dahin ein liebes Hobby gewesen“, sagt er. Warum also nicht das Hobby zum Beruf machen.

Kuehn Kunz Rosen

Wendelin Quadt verspricht seinen Kunden „Kuehne Momente“. (Foto: StP)

Schnell erlebt Wendelin dann aber, was viele Start-Upper berichten, die alleine gründen: Es ist verdammt hart so ganz solo. Während seiner „Craft Brewing in Practice“-Ausbildung an der Versuchs-und Lehrbrauerei Berlin lernte der Mainzer mehr oder weniger zufällig den diplomierten Braumeister Hans Wägner kennen. Auch der hatte gerade gegründet und erlebt, was viele andere Start-Up-Gründer erfahren: Wenn du nicht mit den richtigen Leuten gründest, ist es verdammt hart so im Team. „Das Projekt, dass der Hans angeschoben hatte, bestand aus drei Braumeistern. Das hat nicht so richtig gut funktioniert, weil denen die Kompetenz, die ich habe, das Betriebswirtschaftliche, gefehlt hat“, sagt Wendelin. „Ich hatte ein paar Monate zuvor mein Studium beendet und mein Ziel war es, in einem kleinen Team Bier zu brauen statt in die Industrie zu gehen. Da kam es mir sehr gelegen, dass das mit dem, was der Wendelin bis dahin vorbereitet hatte, möglich wurde.“

Ein Rezept allein macht keine Craft Beer Marke

Tatsächlich hatte der Ex-Manager sich bereits um das essentielle Drumherum gekümmert. Um eine Craft Beer Marke zu starten bedarf es nämlich mehr als das Rezept für ein stark gehopftes, obergäriges Bier. „Das Bier selbst ist mega-wichtig, aber der Name, glaube ich, auch“, sagt Quadt. „Über den habe ich sehr lange nachgedacht.“ Was am Ende herauskam stehe in enger Verbindung zu seiner eigenen Biographie: Quadt hat die erste Hälfte seines Lebens in der Kölner Gegend, die zweite in Mainz verbracht. Beides verbindet der Karneval – und die Narren. Kunz von der Rosen war so ein Narr. Ein Hofnarr des deutschen Königs Maximilian I, der um 1500 herum gelebt hat. „Dieser Kunz von der Rosen hat mir gefallen. Der war nämlich intelligent und mutig – und der war kühn“, sagt Quadt. „Und ich finde, kühn passt auch zu meinem Lebenslauf. Mit über 50 nochmal so einen Schritt zu gehen und etwas ganz anderes anzufangen…“ Ja, schon: kühn!

Kuehn Kunz Rosen

Kühn: der Name „Kuehn Kunz Rosen“. (Foto: StP)

Alles zusammen genommen ergab Kuehn Kunz Rosen so eine schöne Melodie, sagt Quadt. „Trotzdem haben mir viele von diesem Namen abgeraten. Das sei zu kompliziert und überhaupt, was soll denn das, dieser Herr Kühn, ist das der Gesellschafter oder was?“ Kühn durch und durch hat Quadt sich aber nicht abbringen lassen.

Kuehn Kunz Rosen: Kühn und schün

Was Wendelin Quadt als Nächstes anpackte, war das Design seiner Marke. Auch das, schwante ihm, ist nicht ganz unbedeutend, wenn man ein gutes Produkt auch gut verkaufen will. „Hier in Mainz ist die Weinszene groß und wenn man sich einmal in einem Weinladen die Flaschen anschaut, findet man da kein einziges schlechtes Etikett.“ Am Anfang dachte er noch ganz kühn: Das bisschen Etikettendesign, das mache ich doch selber. „Aber nachdem ich zwei, drei Tage herum gebastelt habe, musste ich mir eingestehen: Du kannst ja viel, aber künstlerisch begabt biste eigentlich nicht.“

Kuehn Kunz Rosen

Extra schön und super detail-verliebt: Die Flaschen von Kuehn Kunz Rosen. (Foto: NAK)

An der Design-Fachhochschule Mainz lernte Quadt Leonie Flöttmann kennen, die gemeinsam mit der Design-Agentur Meisterwerk das sehr schlaue, durchdachte und detailreiche Design von Kuehn Kunz Rosen übernahm. Nur so ein Beispiel: „Der Mann auf dem ‚Kerlig Hell‘, das ist die moderne Interpretation des Kunz von der Rosen“, erklärt Quadt. „Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass er einen kleinen Hofnarren in der Hand hält. Das ist wie in mittelalterlichen Darstellungen, da hat man auch immer viel mit Symbolik und solchen kleinen Hinweisen gearbeitet.“ Bei seinem ‚Kuehnen Blonden‘ hat die Blondine auf dem Etikett das Kuehn Kunz Rosen-Logo auf den Arm tätowiert. Details! Details!

Und dann: Das Bier!

Als Quadt nach getaner Vorarbeit Hans Wägner kennen lernte, hatte er auch ein Bierrezept schon fertig. Das belgische Wit-Bier. Ganz klassisch mit Koriander und Orangeschalen, nicht zu viel von beiden, eher so – elegant. Wägner machte sich an das untergärige Pendant. „Die Überlegung war, ein leichtes Einsteigerbier zu haben, das  die Leute nicht überfordert mit einem zu starkem, gestopftem Hopfenaroma“, erklärt der Braumeister. Und zusammen tüftelten die beiden vor gut einem Jahr ihr „Mystique IPA“ aus. Dafür trafen sie sich bei Wendelin in Mainz und machten zwei, drei experimentelle Sude auf seiner Hobbybraueranlage. „Wir hatten beide so unsere Ideen“, sagt Quadt, „waren uns nicht einig und haben diskutiert. Ich bin derjenige, der so verrückte Vorstellungen hat und der Hans sagt dann: Naja, so richtig Sinn macht das nicht.“ „Unsere Absicht war es, nicht in den Hopfen-Battle ‚Wer stopft am meisten rein?‘ einzusteigen“, sagt Wägner. „Es sollte ein trinkbares, rundes Bier werden, weshalb  wir mit Weizen und Kamutflocken gearbeitet haben.“ Kamut, erklärt der Braumeister, ist ein Urweizen. Er wird als Rohfrucht verwendet, spricht unvermälzt, hat nie gekeimt. „Das bringt mehr Eiweiß und in der Folge mehr Vollmundigkeit ins Bier und sorgt für einen schöneren Schaum.“

Kuehn Kunz Rosen

Die Dritte im Bunde: Das Mystique IPA von Kuehn Kunz Rosen (Footo: StP)

Erst als sich beide über den Geschmack des Bieres einig waren, rechnete Wägner das Rezept auf die 30-Hektoliter-Anlage des Brauhaus Binkert in Breitengüßbach, wo bisher alle Kuehn Kunz Rosern Biere gebraut wurden.

Alle, das sind alle drei Sorten. Plus ein Sondersud, das „Oriental Wit“, ein belgisches Witbier mit Kumquats und getrockneten Berberitzen. In Summe sind das nicht überwältigend viele Sorten für eine Craft Brewery. Hat aber Methode: „Wir haben für das zweite Halbjahr 2015 ein viertes Bier in Planung, das Rezept ist weitgehend fertig“, so Quadt. „Wir wollen und können nicht zu ambitioniert sein, weil jede Sorte, die man rausbringt, muss ja auch kommuniziert werden. Es ist nicht so, dass man einfach nur ein Bier brauen muss und das verkauft sich dann von selbst.“ Deshalb ist es ja auch so gut und wichtig, dass sie nun zu zweit sind. Einer, der vor allem braut, und einer, der mehr verkauft – das perfekt gemischte Doppel für die Mainzer Craft Beer Brauerei.

Kuehn Kunz Rosen

Schmeckt wie’s aussieht. Das Mystique IPA ist deshalb auch HOPFENHELDEN’S CHOICE (siehe unten). (Foto: StP)