Pumpkin Ale

PUMPKIN ALE (Kürbisbier)

Clarissa Omiecienski

Ein Pumpkin Ale schmeckt dir, wenn:

  • du Kürbis magst. Ist tatsächlich – Überraschung – Voraussetzung.
  • du kein Reinheitsgebots-Fanatiker bist und winterlichen Gewürzen im Bier gut findest
  • du den Herbst magst und dem Sommer keine Träne nachweinst

Pumpkin Ales sind ohne Zweifel etwas Besonderes. Und wie immer, wenn der Brauer etwas ins Bier mischt, das der 0815-Trinker nicht kennt, dann werden häufig erstmal Nasen gerümpft – vielleicht manchmal auch zu recht? Pumpkin Ales sind jedenfalls nicht für jeden Gaumen gemacht, dafür jedoch von den Kürbis-Jüngern um so heißer geliebt und sehnsüchtig erwartet, denn die Kürbisbiere werden nur für kurze Zeit in der Herbstsaison gebraut.

Geschichte des Pumpkin Ales

Das Pumpkin Ale ist eine Biersorte aus der „Neuen Welt“. Entstanden in Amerika ist es aber auch zum englischen Klassiker geworden. Kolonialisten sollen das Kürbisbier mehr oder weniger aus der Not heraus erfunden haben, denn Kürbis war ein guter Malzersatz, weil er viel Stärke und Zucker (!) mitbringt. Und gerade in den Anfängen der Kolonialisierung Amerikas war das Malz eben häufig knapp. Mit diesem Problem hatten sich freilich vor ihnen schon ganz andere herumgeschlagen, auch viele Brauer in Europa nahmen vor 1516 (->Reinheitsgebot) alles was vergärbar war und brauten damit ihr Bier – vorausgesetzt es schmeckte einigermaßen. Kürbis schmeckt einigermaßen und so hielt sich die Idee, damit zur Saison Gerste zu ersetzen, nicht nur in den USA bis heute, sondern fand mit dem Kürbis an sich bald auch in die Alte Heimat, nach England, wo das Pumpkin Ale als „Pumpion“ oder „Pompion“ bekannt wurde.

Pumpkin Ale

Und wenn man’s nur einmal im Jahr trinkt: Zumindest an Halloween kann man so einem Pumpkin Ale schon mal den Vorzug geben. (Fotos: StP)

So wird’s gemacht – früher und heute

Die Brauarten für ein Pumpkin Ale sind vielfältig und in der Folge auch der Geschmack, wenn das fertige Bier auf dem Tisch steht. Grundsätzlich gehört das Kürbisbier zu den Obergärigen – die Bezeichnung Ale legt es ja schon nahe. Meist wird es unfiltriert ausgeschenkt. Die Rechnung ist hierbei einfach – zumindest historisch gesehen: Malz wird durch Kürbis ersetzt. Eine 1771 veröffentlichte Rezeptur besagt: Man müsse den Kürbis stampfen und schließlich auspressen wie Äpfel. Den Saft müsse man einige Zeit kochen und gut den Schaum abschöpfen, sodass kein faseriges Fruchtfleisch im  Saft übrig bleibt. Anschließend müsse die Flüssigkeit gehopft und gekühlt werden – wie ein normales Malzbier. (Anonym im Feb. 1771 // Zeitschrift: American Philosophical Society)

Pumpkin Ale

Es gibt keine Regeln, welche Art von Kürbissen ins Pumpkin Ale gehört – und welche nicht. (Foto: Stp)

Heute gibt es ganz unterschiedliche Methoden, wie die Brauer zu ihren Kürbisbieren kommen. Eines ist aber bei allen gleich: Kürbis ersetzt nicht mehr das Malz, sondern dient nur mehr als Zusatz, der für Geschmack und Farbe sorgt. Meistens kommt der Kürbis in den Backofen, bis er durch ist und im Sudhaus zugegeben wird. Außerdem kann die große, runde, orangene Frucht mit oder ohne Kerne eingebraut werden, oder man verwendet nur den ausgepressten Kürbismost. Es gibt auch Brauer, die Kürbisbrei verwenden oder den Kürbis mit in der Sudpfanne haben, und so weiter und so fort. Da ist also einiges möglich.

Gewürze – eine wichtige weitere Zutaten

Beim Pumpkin Ale sorgt nicht nur der Hopfen fürs Aroma sondern auch verschiedene Gewürze. Ingwer, Piment, Zimt und Gewürznelken finden ihren Platz im herbstlichen Kürbisbier. Hier sind die Möglichkeiten der Verarbeitung ebenfalls zahlreich, denn der Zeitpunkt der Zugabe entscheidet über die Stärke des Würzaromas (Pfanne, Whirlpool oder Gärbehälter). Man könnte die Gewürze sogar für mehrere Wochen in Wodka einlegen und schließlich am Ende der Gärung dem Bier hinzufügen.

Bier Stil Guide

Aussehen: orange- bis bernsteinfarbenes Bier, leicht trüb – da unfiltriert.
Alkohol: In der Regel 5.8 % ABV
Aroma: Ausgeglichenes Malzaroma mit einem schönen Bouquet aus Kürbis.
Geschmack: Je nach Machart: variierende Malz und Hopfenanteile, Kürbis, Zimt/Ingwer/Nelken etc. und ein sauberer, trockener Abgang.
Körper: Leicht bis mittel und nicht zu stark karbonisiert.

Empfohlene Beispiele für Pumpkin Ale:

  • Steamworks – Pumpkin Ale, Ottawa/ Kanada. Seit 2015 erst in Europa erhältlich. Gemacht mit viel gutem Kürbis und ausbalancierter Gewürznote.
  • Ratsherrn – Dark Lantern, Hamburg. Ein super trinkbares Geschmackserlebnis aus der Hansestadt!
  • Ketterer – Ketterer’s Pumpkin Ale, Pforzheim. Eine heimische Variante des Pumpkin Ale – eher selten – deshalb unbedingt testen!
Pumpkin Ale

Pumpkin Ales kommen so bunt daher wie Kürbisse auch. (Foto: Stp)

Auf einen Blick

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