Greg Koch Stone Brewing

GREG KOCH: Brauschrat Undercover

Nina Anika Klotz

Die Stone Brewing Company ist eine der fünf erfolgreichsten Craft Breweries der USA. Greg Koch, Mitgründer und CEO war diesen Sommer eine gute Woche auf Deutschlandbesuch. Warum nur?

Das mit den Haaren, das sei „einfach so passiert“, sagt Greg Koch. Vor zwei Jahren hat er aufgehört sich zu rasieren. Nur so, ohne Grund. „Die Sommer sind seitdem deutlich wärmer“, sagt er. Und: „Ich wirke mit Bart viel netter als ohne. Wirklich: Die Zahl zufälliger Gespräche auf der Straße oder am Flughafen ist deutlich gestiegen.“ Vielleicht weil man meint, es mit einem Öko-Avocadofarmer zu tun zu haben. Oder dem Leiter eines Waldorfkindergartens. Oder einen Goa-Trance-Komponisten. Oder was auch immer. Nur einen der erfolgreichsten Brauereibesitzer der USA würde man hinter dem Gestrüpp nicht unbedingt vermuten. Platz Fünf der Craft-Brewery-Charts. Popstar der Szene und vermutlich längst Biermultimillionär. Aber darum, ums Geld, geht es Greg Koch natürlich nicht.

Sein Vater hat Stone Brewing finanziert, damit was aus dem Jungen wird

Als Koch die Stone Brewing Company 1996 gemeinsam mit Steve Wagner gegründet hat, ging es ihm oder viel mehr seinem Vater, der das Unternehmen mit einer Anfangsinvestition von 500.000 Dollar finanziert hat, darum, dass der Bub was anständiges macht. Davor war Koch Musiker in Los Angeles. „Möchtegernmusiker“, wie er sagt. Das mit dem Durchbruch einer Rockband namens „Elephant Jam“ wollte nicht so recht klappen.  Bierbrauen hat er nie gelernt. Aber trinken konnte er ganz gut, am liebsten Anchor Steam Beer. Und verkaufen konnte er auch. Vor allem sich. „Mein Vater hat eigentlich gar nicht an Bier geglaubt, er hat das für mich getan. Er hat nicht verstanden, welche Bierwelt ich damals schon vorausgesehen habe. Und vermutlich dachte er, er würde das Geld  verlieren.“ Mittlerweile hat der Sohn alles zurückgezahlt.

Die Welt, die Koch voraussah, war eine, in der die Menschen sich auf alte Werte zurückbesinnen. Geschmack statt Marke. Eine Post-Industrialisierungs-Lebensmittelwelt, in der es nicht mehr darum geht, möglichst billig zu produzieren und teure Brands zu verkaufen. Kochs Theorem dazu klingt so:




Klar, so ist die „craft beer revolution“ in den USA gelaufen. Aber lässt sich das Eins zu Eins auf Deutschland übertragen? Nicht ganz. „Deutsches Industriebier ist Scheiße, aber nicht so Scheiße wie amerikanisches Industriebier“, sagt Koch. „Das ist irgendwann unerträglich geworden.“ Deutsche Industriebiere gingen dagegen. „Also nicht für meinen Geschmack, aber ich kann mir vorstellen, dass man sich, wenn man die öfter trinkt daran gewöhnen kann.“ Gut möglich, dass der Gewöhnungseffekt bei so manchem deutschen Biertrinker zu der Annahme führt, er habe da wirklich gutes Bier im Glas. Deutschland, Biernation, Erfinder des Reinheitsgebotes und so weiter. „Für diejenigen habe ich eine Message“, sagt Koch. Er räuspert sich und rückt sein Cap zurecht. „Liebe uninformierte Biertrinker, die ihr glaubt, das beste Bier der Welt zu trinken: Denkt ja nicht, ihr seid was Besonderes. Es gibt eine Menge uninformierter Biertrinker da draußen. Aber: Wer behauptet, das beste Bier der Welt zu trinken, dabei  aber Industriezeug im Glas hat, macht sich zum Affen.“

GregKoch2

Irgendwann, meint Koch, würden auch die deutschen Biere schlecht genug, dass die Underdogs ganz von alleine nach oben kämen.
Ganz von allein? Wirklich? Was wäre, wenn beispielsweise eine erfolgreiche und populäre amerikanische Craft Brewery der Bewegung in Deutschland Schwung verleiht, weil sie hierzulande eine Dependence eröffnet? Eine Brauerei die sowohl die finanziellen Mittel als auch den Sexappeal und vor allem einen vorzeigbaren, eloquenten Popstarmäßigen Chef hat. Eine Brauerei wie… die Stone Brewing Company?

Hinter dem vielen Haar guckt Greg Koch fast ein bisschen erschrocken. „Also  – ich habe ja lediglich davon gesprochen, dass wir gern etwas in Deutschland machen würden. Das heißt nicht, dass wir das konkret planen“, sagt er. Und selbst wenn: „Davor müsste sich niemand fürchten, wir sind keine Gefahr für kleine deutsche Craft Brauer, wirklich. Wir sind total kooperativ. Zuhause arbeiten wir ja auch mit 35 kleinen Craft Breweries zusammen.“ Überhaupt: Zusammenarbeit ist ein Muss in der Szene.




 ______________________________________

  • Stone Brewing Company
    Greg Koch und Steve Wagner, Escondido, USA
  • Bekannteste Biere: 
    Arrogant Bastard Ale, Stone Ruination IPA, Stone Pale Ale