Steffen Volkmer talkt gerne über Comics und Bier. Foto: Youtube-Screenshot

Comics, Bier und kein Geld

Martin RolshausenBier, Im Gespräch, Im Portrait, Interviews

Wenn Steffen Volkmer auf die dunkle Seite der Macht geht, dann nimmt er „Black Sheep“ mit. Das Dunkelbier von den Färörer Inseln passt für den Mann, der sich mit Bier und Comics gleichermaßen gut auskennt, perfekt ins Star-Wars-Universum. Nicht nur in das auf der großen Leinwand, durch das wir Darth Vader, Luke Skywalker, Han Solo, Meister Joda, Obi-Wan Kenobi, R2-D2, Prinzessin Leia, Darth Maul, den Stormtroopers und Klonkriegern seit 1977 folgen. Vor allem der in statischen Bildern, also in Comics inszenierte Krieg der Sterne fasziniert Steffen Volkmer. Wobei er die Sache nicht unbedingt bierernst nimmt. In seinem „Comics & Bier“-Talk zückt er auch einen Sammelband, in dem die „gesamten Star-Wars-Verarschen, die es über die Jahre im Mad-Magazin gegeben hat“, wie er es formuliert, gebündelt sind. 

„Pop- und Trinkkultur-Talk“ nennt Steffen Volkmer das Format, das er seit rund fünf Jahren anbietet. Gerade hat der Mann aus Böblingen die 128. Folge von „Comics & Bier“ auf seinem gleichnamigen Youtube-Kanal veröffentlicht. Mal plaudert er dort alleine über seine beiden großen Leidenschaften, mal mit Gästen. Am allerliebsten tut er das aber nicht vor der Kamera zuhause, sondern auf einer Bühne. „Live on stage“ – dafür habe er die Reihe erfunden. „Das war eigentlich nicht fürs Internet gedacht“, sagt Steffen. Ein „Pendant zum literarischen Quartett“ hat er schaffen wollen. Nur eben, dass bei ihm vier Menschen nicht jeweils ein Buch vorstellen, sondern einen Comicband.  

Für seinen 128. und jüngsten Talk hat sich Steffen Volkmer, rechts, Carsten Girke eingeladen, um über Bier und Comics zu fachsimpeln. Foto: Youtube-Screenshot

Dass Steffen als PR- und Pressemanager für Panini in Stuttgart, also für einen der wichtigsten deutschen Comic-Verlage arbeitet, habe mit der Idee allenfalls am Rande zu tun gehabt, versichert er. Er sei zum Verlag gekommen, weil er schon immer ein Comic-Nerd war. Davon gebe es allerdings in Deutschland nicht überbordend viele. Deshalb sei ihm nach einem Besuch im Bier-Shop von Kraftpaule der Gedanke gekommen, „eine neue Leidenschaft mit reinzubringen“, die die Zielgruppe für solche Veranstaltungen zu vergrößern versprach: „Wir besprechen vier Comics. Und in den Pausen präsentieren wir auf der Bühne vier Biere“, lautete der Plan. 

Es war aber schnell klar: „Für das Publikum ist es unbefriedigend, wenn wir nur auf der Bühne trinken.“ Also wurde ein Tastingpaket angeboten, das Publikum konnte mittrinken. Später kam dann Livemusik dazu. „Es ist gewachsen“, sagt Steffen. Dann kam Corona und „Comics & Bier“ wanderte ins Internet. Dort ist es zwar geblieben. Einmal pro Woche produziert Steffen eine neue Folge.  Aber inzwischen ist der Talk auch wieder auf der Bühne zurück – einmal im Monat im Wechsel beim Kulturverein in Böblingen und in einer Stuttgarter PopArt-Galerie.  

Die bis zu 70 Zuschauerinnen und Zuschauer kommen aus unterschiedlichen Gründen. „Manche kommen wegen der Comics, manche wegen dem Bier. Und dann sind da noch die, die gehört haben, dass es hier eine gute Show gibt“, weiß Steffen. Fast jede Woche eine kleinere Show für den Youtube-Kanal zu produzieren, sei sehr anstrengend, aber zum einen sei das auch eine gute Werbung für die Bühnenshows. Zum anderen sei das gut fürs Standing bei den Brauern und den Comicverlagen. Die, das ist Steffens Erfahrung, fangen an, den Verrückten aus Böblingen ernst zu nehmen. Wobei das Ganze nach wie vor ein Hobby ist. „Ich bin ein Talker, das ist mein Ding“, sagt Steffen, Geld sei damit zurzeit nicht zu verdienen. Für die Videos fährt Steffen die Show allerdings etwas kleiner: nur zwei Comics und zwei Biere. 

Wobei die Kombination von Bier und Comics auch jenseits einer Kulturveranstaltung angesagt ist: „Viele, die in der Craftbeer-Szene unterwegs sind, haben einen Bezug zu Comics, gerade die jungen Brauer“, sagt Steffen. Das habe er aber erst gemerkt, als er angefangen hat, sich intensiver mit Bier zu beschäftigen. Überhaupt: „Viele Kreative, also auch Musiker, Autoren, Filmleute sind Comicliebhaber“, weiß der Talker. Und nebenbei ein Bier zu trinken, funktioniere auch besser zu einem Comic als zu einem Buch.  

Was etwas doof sei: Es gebe kaum gute Comics, in denen es um Bier geht. „The Comic Book Story of Beer“ sei eine Ausnahme. Dieses Werk will Steffen im Herbst auch dem deutschsprachigen Publikum servieren. „Ich habe den Verlag überzeugen können, dass wir das adaptieren, also auf Deutsch herausbringen“, sagt er nicht ohne Stolz. Er will dann auch Biertastings machen, „die sich dann am Buch entlanghangeln“, verrät er schonmal. Das wird dann aber ein ganz neues Format. Aber eben wieder etwas mit Comics und Bier. 

(3. Mai 2023)