Frenzel

FRENZEL-BRÄU: Frisches aus dem Osten

Barbara Staudenmaier

Kennen Sie Bautzen? Ja, der Senf. Richtig. Der kommt daher. Und neuerdings auch Craft Beer. Tobias Frenzel und sein Vater kümmern sich darum. Zusammen sind sie Frenzel-Bräu und versorgen die Oberlausitz mit gutem Bier.

Wir wollen ja nicht nörgeln, ABER:

Der Osten Deutschlands ist nicht unbedingt stark vertreten, wenn es um Bier geht. Bier im Allgemeinen und Craft Beer im Besonderen. Andere Ecken des Landes trumpfen da weit mehr auf. Bayern mit der weltweit bekannten Biertradition, Maßkrug und Oktoberfest und so. Der Norden mit herben Eigenheiten und der Bockbiergeschichte aus Einbeck. Im Westen streitet man sich ob Alt oder Kölsch besser ist. Und im Osten? Tja, in Sachsen hört man oft nur von einer großen R-Group, deren Brauerei übrigens nicht in der Dresdener Semperoper ist, oder dem in Leipzig egal zu welcher Tages- und Nachtzeit beliebten Sternburger. OK, man spricht auch mal über die spezielle Leipziger Gose. Doch dass es auch hier besondere Biere aus besonderen Städten gibt, ist oft nur im Umland bekannt.

So. Und jetzt hören wir auf zu meckern und ändern das einfach. Indem wir hier als allererstes mal Frenzel-Bräu aus Bautzen vorstellen. Ja, Bautzen, nahe der Grenzen zu Polen und Tschechien in der Oberlausitz, bekannt bisher vor allem für Senf. Der gute Bautzener aus dem Supermarkt, jawohl.

Frenzel

Die Biere von Frenzel-Bräu reichen von traditonell bis ausgefallen. Natürlich kommt auch Bautzens bekannteste Zutat ins Spiel: der Senf. (Foto: BS)

Das kleine Unternehmen Frenzel-Bräu hat sich nun auf die Fahnen geschrieben, gute Biere für die eigene Gastronomie zu brauen, und dabei der eigenen Fantasie keine Grenzen zu bieten. Was die Drei von Frenzel-Bräu reizt, wird auf der kleinen Anlage ausprobiert. Da wird natürlich auch mal der gute Senf in das Bier hineingekippt. Aber später mehr dazu.

Tobias Frenzel fährt seine Biere noch selbst zu den Händlern, steht und wirbt für seine Marke und zeigt gerne staunenden Gesichtern sein Sortiment. So auch an diesem Abend im Dresdener Hopfenkult, dem Craft Beer Store. Die Runde der Gäste ist entspannt, Stammkunden und interessierte Neulinge treffen auf den Brauer und warten gespannt auf die Biere und die passenden Geschichten aus dem Braueralltag in Bautzen. Tobias Frenzel hat alle Sorten dabei und die Verkostung kann losgehen.

Vom klassischen Pils bis Tyranno Saurator

Er selbst spricht von der Brauerei als Biermanufaktur, wo traditionelles Handwerk und moderne Unternehmensphilosophie auf kreative Ideen treffen und auch mal wilde Kreationen gebraut werden können. Hier wird wirklich noch alles mit Hand gemacht, an den Rezepten gefeilt, ausprobiert, abgefüllt und ausgeliefert.

Und angefangen hat das alles mit dem Gastronomen und Vater der Frenzelfamilie, Thomas Frenzel.  In der kleinen Pension direkt am Spreeufer hat der mit einem kleinen Braxonia-Braukessel das Brauen gelernt. Das erste Frenzelbier, natürlich ein klassisches Pils, wurde im Jahr 2006 gebraut. Zunächst schenkten sie es nur am Zapfhahn im eigenen Restaurant aus. Die Idee war, den Gästen ein hautnahes Bierbrauerlebnis ermöglichen zu können. Blicke in den Sudkessel und Einführungen in die zauberhafte Welt des Bierbrauens und so. Und die Idee ging auch ganz gut auf.

Frenzel

Alle Augen nach vorn: Bierverkostung bei Tobias Frenzel. (Foto: BS)

Bis 2014 haben die Frenzels in dem 3-HL-Sudhaus jährlich bis zu 200hl Bier produziert. Aber dann kam die Flut. Nach einem heftigen Hochwasser 2010 und der steigenden Nachfrage nach regionalen und naturbelassenen Bieren wurde es dann Zeit für eine Erweiterung und Erneuerung. Die neue Brauerei wurde dann direkt eine Straße weiter zur Pension erbaut. Dank dem neuen 10hl Sudhaus ist es Frenzel-Bräu seit 2015 möglich, die Flaschenabfüllung der Biere auszubauen. Dadurch können die Biere auch in die umliegenden Städte geliefert werden.

Zu dritt schmeißen die Jungs den Laden: Vater Thomas ist fürs Brauen zuständig. Sohn Tobias für den Vertrieb und das Marketing. Jürgen, ein Freund der Familie, kümmert sich darum, dass alle Vorschriften eingehalten werden. Keiner der drei hat eine klassische Ausbildung zum Brauer gemacht, aber mit Leidenschaft zum guten Biere und viel Ausprobierenlernt man ja schließlich auch. So konnten die Frenzels nach und nach immer mehr klassische Rezepte so wie eigene Kreationen ins feste Sortiment aufnehmen.

Honig-Senf-Bier? Funktioniert!

Aus Leidenschaft wurde irgendwann der Hauptberuf. Noch trägt vor allem die eigene Gastronomie die Brauerei mit, doch das soll sich bald ändern. Die großen 1L-Geschenkflaschen und auch die klassischen 0,33l Flaschen haben Frenzel-Bräu weit über den Bautzner Landkreis hinaus bekannt und beliebt gemacht. Die Nachfrage nach besonderen Bieren steigt auch in Sachsen und genau da setzt Frenzel-Bräu mit ihren besonderen Suden an.

Und noch mal zum Bautzner Senf: Was schon zu DDR Zeiten in jeden Haushalt gehörte, ist auch heute noch in fast jedem Kühlschrank zu finden.

Frenzel-Bräu

Schon fast leer? Schmeckt eben. Frenzel-Bräu hat sich erst vor Ort eine Stammtrinkerschaft aufgebaut und verkauft inzwischen auch in anderen Orten. (Foto: BS)

Warum sollte man da als Bautzener Brauerei nicht auch mal den Senf mit etwas Honig in das Bier mischen? Fragten sich eines Tages Vater und Sohn. Nach einer kleinen Braucharge waren sie sich sicher, genug neugierige Abnehmer für das Biermischgetränk finden. Und so war es auch. Kaum war das Bier das erste Mal gebraut, war es auch schon verkauft. Zunächst begegnet man immer skeptischen Gesichtern, wenn man von einem Senf-Honig-Bier erzählt, sagt Tobias Frenzel, aber nach dem ersten Probieren findet es immer schnell viele begeisterte Fans, und das nicht nur unter den Touristen, die gerne etwas Originelles aus Bautzen mitbringen wollten.

Die Bierlandschaft in der Umgebung von Bautzen ist eher klassisch geprägt. Im Gasthaus gehen vor allem Pilsner, Dunkel, der ein oder andere „Saurator“-Bock und inzwischen auch des Öfteren Hefeweizen über den Tresen. Die Bautzner sind da Recht einfach: „Wenn’s schmeckt, dann wird’s getrunken“. Gerne wird auch mal eine der Sondereditionen der Brauerei gekostet, doch die klassischen Sorten dominieren.

Die Städter sind bisher noch neugieriger

Drum werden diese auch rund um das Jahr gebraut, darunter das Senf-Honig-Bier, während Sondersude zum Teil auf 300 Flaschen limitiert werden oder nur begrenzt verfügbar sind. Momentan ist die Brauerei auf Suche nach einem Zwischenhändler, um besonders den Fassverkauf in der weiteren Region auszubauen.

Tobias berichtet davon, wie stark er den Unterschied im Vertrieb der Biere bezüglich der Absätze in Städten wie Dresden und auf dem ländlichen Raum wahrnimmt. In den Geschäften der größeren Städte wird gerne nach den abgefahrenen Bierstilen gegriffen. Auch dann, wenn diese etwas preisintensiver sind. Die Biere werden oft aus Neugier oder als Mitbrinsel und Geschenk gekauft. Im ländlichen Raum hingegen sei deutlich, was gerne selbst getrunken wird: Renner ist und bleibt das süffige Pils.