Beim Entwickeln des Kaffee-Biers, von links: Oli Lemke, Vera Neumann und Stefan Richter.

Coffee, Beer and Stories

Martin RolshausenBier, Bierwissen, Im Gespräch, Uncategorized

Alle, die das deutsche Reinheitsgebot für das Beste halten, was uns je passiert ist, müssen jetzt wieder mal ganz stark sein: Hier kommt eine Geschichte aus der Welt der Ungläubigen. Wobei es eigentlich um eine konsequente Sache geht: Nicht nur, aber vor allem im deutschsprachigen Raum gehören Bier und Kaffee zu den beliebtesten Getränken – was liegt also näher, als sie zu kombinieren?

Lemke Berlin hat jetzt ein Coffee Stout

„Bier und Kaffee? Was auf den ersten Blick gegensätzlich erscheint, passt sehr wohl zusammen!“ Das hat man nun auch bei Lemke in Berlin festgestellt. Zusammen mit der Berliner Kaffeerösterei haben Oli Lemke und Braumeister Bastian Oberwalder ein Imperial Coffee Stout kreiert. Unter dem Namen „Coffeïna“ wird es in limitierter Auflage von nur 2000 Dosen im Online-Shop der Brauerei verkauft.

Im November wird mit „Coffea“ ein zweites Imperial Coffee Stout folgen, kündigt Lemke an. Das Bier ist ebenfalls aus der Kollaboration der beiden Unternehmen hervorgegangen. Diese Variante reifte zusätzlich in Holzfässern und wird das Portfolio an holzfassgereiften Bieren der Brauerei Lemke, der Barrel Aged Series, dauerhaft erweitern. Diese Sorte wird ab Ende November in der 0,33-Liter-Flasche ebenfalls im Online-Shop der Brauerei verfügbar sein.

Auf 2000 Dosen ist das „Coffeïna“ limitiert. Foto: Lemke

Über 100 Sorten sind im Portfolio der Kaffeerösterei. In einem mehrstufigen Prozess begaben sich Oli Lemke und Braumeister Bastian Oberwalder von der Brauerei Lemke sowie Stefan Richter, Geschäftsführer der Berliner Kaffeerösterei, auf die Suche nach dem perfekten Kaffee für das gemeinsame Projekt.

Bohnen aus dem Hochland von El Salvador

„Mit viel Akribie, Geduld“, wie die Brauerei schreibt, und mehreren Test-Bieren wurde dann die aus Sicht der Partner ideale Rezeptur gefunden. Die Wahl fiel auf die Kaffeesorte „El Salvador Black Honey Las Veraneras Estate“: Die Bohnen aus dem Hochland von El Salvador erhalten durch ein spezielles Trocknungsverfahren – das so genannte „honey dried processing“ – besonders fruchtige und schokoladige Aromen. Etwa 16 Stunden lang werden dann diese Aromen im Cold-Brew-Verfahren extrahiert und mit dem Imperial Stout der Brauerei Lemke Berlin vereint.

Fast wie ein Kaffeelikör

Ihr Bier beschreiben die Lemke-Leute so: „Tiefschwarz und mit intensiver Aromatik breitet sich Coffeïna im Glas aus: Duft von Kaffee, schmelzender Zartbitterschokolade, ein Hauch Orange. Fast wie ein Kaffeelikör! Das Bier ist nur leicht moussierend und überrascht am Gaumen mit frischem Eindruck. Das Kaffeearoma dominiert, lässt dunkles Karamell aufblitzen. Es folgen nussige Noten und eine feingliedrige Bittere im Trunk. Langer, schokoladiger Abgang. Sehr körperreich und intensiv, dennoch überaus elegant und edel.“

„Es ist kein Kaffee. Es ist kein Bier.“

Stefan Richter von der Berliner Kaffeerösterei formuliert es so: „Es ist kein Kaffee. Es ist kein Bier. Es ist etwas absolut Neues!“

Damit liegt er falsch – zumindest, wenn es um die Kombination von Bier und Kaffee generell geht. Die ist längst nichts Ungewöhnliches mehr.

Das „Baragwi Blond“ von ÜberQuell und Crazy Sheep. Foto: ÜberQuell

Im September haben die Hamburger Brauerei ÜberQuell und die Kaffeemanufaktur Crazy Sheep, ein Unternehmen der Bayreuther Traditionsbrauerei Maisel, beim Craft Brauer Festival in Bayreuth und auf der Hamburg Beer Week ihr Gemeinschaftsprodukt vorgestellt: ein helles Bier mit kenianischem Kaffee kombiniert. „Baragwi Blond“ haben die Macher das Produkt genannt. Die Geschichte dazu könnt Ihr auch hier lesen. Es war nicht das erste Kaffee-Bier von ÜberQuell.

„Morning Glory“ von FrauGruber. Foto: FrauGruber

Auch FrauGruber hat gerade eine neue Kaffee-Bier-Kombination vorgestellt: „Morning Glory“ nennen die Kreativbrauer ihr „Imperial coffee cream Stout“ und empfehlen: „Es ist das perfekte Gebräu, um den Tag zu beginnen oder als Dessertgenuss zu genießen.“ Zumindest am Morgen ist das eine ambitionierte Sache – die Kreation hat 12 Volumenprozent Alkohol.

Das Coffee Stout von Mücke. Foto: Mücke

Nicht nur im Süden, Norden und Osten finden Bier und Kaffee zueinander. Im Westen hat die Kreativbrauerei Mücke gerade ihr Coffee Stout auf den Markt gebraucht. Dazu verwenden Michael und Dennis dunkle Röstmalze, Kaffee der regionalen Rösterei „Coffee Pirates“ aus Essen-Rüttenscheid und Kakaoschalen in Bioqualität. Auch diese Geschichte könnt Ihr hier lesen.

„Koida Kaffee“, also kalten Kaffee, nennt Bierol sein Coffee Baltic Porter. Foto: Martin Rolshausen

In Österreich hat Bierol ein Baltic Porter mit Kaffee und Vanille gebraut. Der Kaffee dazu wurde in Bayern geröstet, bei der „93 Grad Kaffeerösterei“ in Rosenheim. „Oida. Das ist Koida Kaffee. Keine Zeit zum Schlafen. Nur Bohnen für deine Knochen. Das ist ein Bier, so dunkel wie die dunkelste Nacht“, verspricht die kleine Kreativbrauerei, die gerade für eine andere ungewöhnliche Kreation einen Preis bekommen hat: das „KuBrew“. Aber das ist eine andere Geschichte – so wie es noch viele andere Kaffee-Biere gibt, über die wir hier noch gerne weitere Geschichten erzählen werden.

(Titelfoto: Beim Entwickeln des Kaffee-Biers, von links: Oli Lemke, Vera Neumann und Stefan Richter. Foto: Lemke)
(1. November 2023)