David Hertl lacht. Mehr als zwei, maximal drei Sätze ohne ein herzliches Lachen gehen nicht. Er lacht vor Vergnügen. Und er hat dazu allen Grund. Denn es ist, wie er es formuliert, ziemlich viel “geil”, wahlweise “einfach genial” in seinem Leben. Und sein Leben, das sind vor allem die Familie und die Brauerei – wobei beides ja untrennbar miteinander verbunden ist im Leben von David. Nicht nur, weil die halbe Verwandtschaft in Form von gezeichneten Porträts von den Etiketten und Kronkorken seiner Biere schaut – von „Opas Liebling“ (ein Kellerbier) bis „Schwiegermutters Rache“ (ein Alkoholfreies).
Bald sogar die ganze. “Es gibt jetzt endlich das erste Produkt mit meiner Frau”, sagt er. Ihr Porträt ziert den neuen Bierlikör aus dem Hause Hertl. “Das passt zu ihr”, erklärt David – und lacht, natürlich. Sein Sohn ist bereits auf einem Etikett. Irgendwann soll dann auch seine Tochter “verewigt werden”.
Brauseminare lange ausgebucht
Ja, der Likör, geile Sache. Aber was wollte David gerade erzählen? Ach ja: “Wir brauen jetzt alle Biere selbst. Die eigene Qualität in der eigenen Hand – das ist einfach genial”, sagt er. Angefangen hat er nach ersten Suden in der Küche seiner Mutter im umgebauten Schweinestall des elterlichen Hofs im fränkischen Schlüsselfeld mit einer 180-Liter-Anlage. Die ist immer noch in Betrieb, dient allerdings fast nur noch für Davids Brauseminare. Die Seminare sind auf fünf Monate im Voraus ausgebucht. Geil, oder? David lacht.
Jetzt auch Lkw-Fahrer
Aber eigentlich wollte er gerade etwas ganz anderes erzählen. Und zwar, warum er einen Lkw und einen Tankwagen gekauft hat. “Ich bin jetzt auch Lkw-Fahrer“, sagt er. Ein herzhaftes Lachen. Und einer seiner Mitarbeiter macht auch gerade den Lkw-Führerschein. Mit dem Tankwagen werden die Biere zur Abfüllanlage gefahren, die mit Flaschen gefüllten Kisten mit dem Laster dort abgeholt. Fässer befüllt die Braumanufaktur Hertl selbst.
In die Brauerei investiert
Aber nein, das mit dem Lasterfahren wollte er ja jetzt gar nicht erzählen – es macht einfach nur gerade so viel gute Laune. Es geht darum, dass er nun wirklich alle Biere selbst brauen kann und nicht mehr nach seinen Rezepten bei Kollegen. Vor zwei Jahren hat er die frühere Braustätte der Brauerei Friedel in Schnaid, einem Ortsteil von Hallerndorf im Landkreis Forchheim, übernommen. „Wir haben ins Sudhaus investiert und in neue Tanks. Nun ist alles fast fertig.“
44 eigene Biere
“Wir können jetzt noch flexibler arbeiten. Wir können uns wirklich nicht beklagen. Wir kommen kaum nach mit dem Brauen”, sagt er. 44 Sorten übers Jahr verteilt – das sei aber schon auch sehr ambitioniert. Und geil. Dann gibt es ja auch noch Hopfen-Gin, Rum und ein paar andere Sachen. Das finden nicht nur die Stammkunden in Franken und die Freundinnen und Freunde des fränkischen Biers in ganz Deutschland gut oder sogar geil.
Ende des Monats reist David mit einem Teil der Familie nach Japan, um sich mit einem Importeur zu treffen. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet er mit dem Mann zusammen. “Der ist durch unsere Gurkengose auf uns aufmerksam geworden. Er hat festgestellt, dass die gut zu Sushi passt.” Ein Lacher. Dann: “Jetzt hat er unser ganzes Sortiment.” Das sei längst mehr als nur eine Geschäftsbeziehung. Genauso wie die Verbindung zu den italienischen und schweizerischen Importeuren.
Reise nach Japan
“Die waren fast alle schon zum Mittagessen bei uns zuhause. Die schätzen, dass wir eine Familie sind – und dass wir geile Produkte haben”, erklärt David. Irgendwie zur Familie gehört auch der ehemalige Azubi, der jetzt eine Brauerei in Südkorea betreibt. Den besucht er natürlich auch. Und der begleitet die Familie auch beim Besuch in Japan.
Einen Berieselungskühler entdeckt
Also das mit der Brauerei in Schnaid sei schon einfach genial. Zumal es dort auch noch ein Kühlschiff gibt. Also eine große rechteckige Kupferwanne. Das Ergebnis dieser in Deutschland sehr selten gewordenen Anlage sind unter anderem eine ganze Reihe von Sauerbieren, die dort auch im Keller lagern. Aber das mit dem Kühlschiff sei ja noch gar nichts im Vergleich zu seiner neusten Errungenschaft. Was er im kleinen Museum von Kapplerbräu in Altomünster entdeckt hat, sei echt geil: einen Berieselungskühler.
Bei diesem Gerät läuft die heiße Würze zum Abkühlen offen über ein Rohrsystem, durch das wiederum Eiswasser fließt. Das Ganze ist nicht ohne Grund aus der Mode gekommen: viel Sauerstoff, hohes Infektionsrisiko und hoher Energieaufwand. Dennoch war David froh, dass die in Altomünster so ein Teil nicht nur im Museum stehen haben, sondern auch noch eins im Keller stand. “Andere kaufen ihre Sachen bei einem modernen Anlagenbauer. Wir kaufen sie im Museum.” David lacht.
Noch einige verrückte Biere
Der Berieselungskühler, der nun bei Hertls im Keller steht, wurde 1938 gebaut. “1961 wurde er zum letzten Mal genutzt”, erzählt David. Ende des Jahres soll es wieder so weit sein. Bis dahin will er das alte Ding “aufbereiten”. Dann will er damit “vom Brauverfahren her ein uraltes Lager” herstellen. Aber ganz unabhängig davon, was dabei am Ende rauskommt: Der Kühler sehe einfach “auch genial aus”. Und er werde sicher seinen Teil dazu beitragen, dass “wir noch einige verrückte Biere rausbringen”, da ist sich David sicher – und er lacht.
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