Riesending in der Getränkewelt: Hard Seltzer. Soll hart kommen. Wir erklären, was das genau ist, wie es gemacht wird, warum es so ein Hype ist und wo ihr Hard Seltzer in Deutschland bekommt.
Haste auch schon gehört, oder? Hard Seltzer. Soll irgendwie so das neue Hip-Getränk sein. Oder werden. Oder so. Wobei: Eigentlich voll komisch. Weil das ist doch Sprudel mit Schnaps. Klingt eklig. Oder?
Halt! Stopp! Gefährliches-Halbwissen-Polizei!
Schnaps mit Sprudel stimmt so nicht, und voll eklig kann man per se auch nicht einfach sagen. Deshalb: Wir klären auf. Was zur Hölle ist denn eigentlich dieses Hard Seltzer genau, von dem jetzt alle irgendwie reden?
Was ist eigentlich Hard Seltzer?
Zunächst die blitzblanke Definition: Hard Seltzer (manchmal auch Spiked Seltzer oder Hard Sparkling Water) ist ein klares, sprudeliges und in der Regel farbloses, alkoholisches Getränk. Es besteht zu mehr als 95% aus kohlensäurehaltigem Wasser, dazu aus natürlichen Aromen und vier bis sechs Prozent Alkohol, der in einem Fermentationsprozess entsteht.
Der letzte Halbsatz hier ist wirklich wichtig: Es geht hier eben genau nicht um Sprudel mit Wodka, hier wird nicht einfach Destillationsalkohol irgendwo zugesetzt. Zur Herstellung ist ein eigener Fermentationsprozess nötig.
Damit ist Hard Seltzer eine in Deutschland neue und eigenständige Getränkekategorie. Es ist kein, wir wiederholen: KEIN Alkopop, kein Spirituosenmixgetränk, denn es werden ja wie gesagt keine Spirituosen gemixt. Und: Süß schmeckt es auch nicht (unbedingt).
Wie wird’s gemacht?
Auch wenn das fertige Produkt nicht süß schmeckt, ist der Ausgangspunkt der Hard Seltzer Herstellung eine Zuckerlösung (über den Daumen eine 10%ige Zuckerlösung, manchmal mehr). Diese besteht aus Wasser und Glucose oder Saccherose – und woraus die wiederum gewonnen werden, ist eigentlich egal. Vielmehr ist es wichtig, dass der Zucker und die Zuckerlösung möglichst geschmacksneutral sind.
Die Zuckerlösung ist das Futter für die Hefe, die später zugesetzt wird, sie ist das, woraus die Hefe die vier bis fünf Vol.-% Alkohol macht. Allerdings fehlt der Hefe hierfür noch ein bisschen was Gesundes. Richtig ist: Hefe wandelt vergärbare Zucker in Alkohol und CO2 um. Zum Leben und Umwandeln braucht sie aber noch ein paar Nährstoffe, Zink, zum Beispiel, ein paar Aminosäuren, Stickstoff. Die können extra zugegeben werden.
Die Zuckerlösung kocht kurz, Viertelstunde. Dann kühlt sie auf die angemessen Anstelltemperatur und – zack – neutrale Hefe dazu. Und so entsteht der Alkohol des Hard Seltzer, Ethanol.
Am Ende der Gärung werden Trübstoffe, Hefen, Zeugs, auch Nebenaromen herausgefiltert (auf unterschiedliche Arten und Weisen, mit Aktivkohle, Nanofiltration, Osmose, egal).
Jetzt kommen noch Wasser und Aromen dazu, dann wird das Getränk haltbar gemacht, in der Regel pasteurisiert. Vor der Abfüllung – vornehmlich in Dosen – wird reichlich CO2 zugefügt, Hard Seltzer blubbern hart. Und fertig.
Warum wird das so gehypt?
It’s the economy, stupid. Kurz gesagt steckt da Musik drin, mit Hard Seltzer kann man – so sieht das zumindest aus – einen Haufen Geld machen. In den USA ist das in diesem Segment führende Unternehmen White Claw in gerade mal drei Jahren von Null auf 1,5 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz gewachsen. Beobachter des Marktes sind sich einig, dass der Trend weitergeht, in den USA wachsen und im Rest der Welt erwachen (und rasend wachsen) wird. Weil es im Grunde ja ein fermentiertes Getränk ist, wie Bier auch, mischen inzwischen auch viele Brauerei hier mit. Wollen neue Kundengruppen erschließen und nichts verpassen. Die Boston Beer Company hat einen Hard Seltzer namens Truly am Start, der Konzern AB Inbev einen, der heißt Bon & Viv, beide mit jeweils einer guten Hand voll Geschmacksrichtungen. Auch kleinere Brauereien aus dem amerikanischen Craft Segment mischen da mit, von Alaska Brewing bis Kona Brewing, Evil Twin und Oskar Blues.
Wer trinkt Hard Seltzer?
Ein großer Teil der Beliebtheit geht auf das „Clean Labeling“ dieses Produktes zurück. In einer Welt, in der Minimalismus, Achtsamkeit, bewusster Genuss Thema sind, kommt es ziemlich gut, angeben zu können, dass ein Getränk aus gerade mal drei Zutaten (Wasser mit Alkohol und einem Hauch Aroma) besteht. Auch zählen der relativ geringe Alkoholgehalt und der tatsächlich geringe Kaloriengehalt dieses Getränkes zu seinen USPs. Während drei Bier auch ein Schnitzel sind, kann man ganz schön fröhlich vom vielen Hard Seltzer trinken werden, ehe das fies auf die Hüften geht.
Das neue Blubberwasser spricht ohne Frage eine eher junge und eher weibliche Zielgruppe an. Ein Instagram-Getränk für eine neue Generation. Wem Wein zu spießig und Bier zu bräsig ist. Und Schnaps…? Nä, echt nicht.
Wo gibt es Hard Seltzer in Deutschland?
Vor allem im Internet. Noch. Noch müssen gewisse juristische Hürden genommen werden, was Deklaration und Steuer und so weiter angeht. Wobei das ist sicherlich bald geschafft. Es sind bereits erste Startups in diesem Bereich am Start. Der Unternehmensberater Robert Iken hat mit Holy den ersten deutschen Hard Seltzer gemacht, Nico Bödeker kam in Berlin mit Makai hinterher, ebenfalls hier hat der Ex-Rocket-Mann Dominik Woijcik das Unternehmen Fox gegründet.
Aber auch Brauer sind dabei. Jeff Maisel hat früh in das fränkische Startup Pure investiert, weitere werden folgen.