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KURZ GEZWICKELT: Neues aus’m Süden

Claudia DoyleIm Portrait

Wenn der Brauer zwickelt, dann probiert er sein junges Bier. Wenn wir zwickeln, stellen wir in aller Kürze ein paar der neusten Craft Beer Startups vor. News frisch aus dem Reifetank sozusagen. Heute mit dabei sind drei Brauereien aus dem Süden: RavenKraft und HECHT German Craft aus Bayern und Emma – Biere ohne Bart aus Baden-Württemberg.

RavenKraft

Der Wanderer, die Zauberin, die Draufgängerin. Das könnten alles Namen aus einem Fantasy-Roman sein. Oder eben die Biere von RavenKraft. Assoziationen zur Science-Fiction-Szene sind kein Zufall, schließlich zieht der mexikanische Braumeister Alejandro Garcia de la Garza genau daher seine Inspiration. Im Craft Beer fand er ein Zuhause für die Charaktere der Bücher und Videospiele, mit denen er aufgewachsen ist. Seine Kreationen sollen diese Liebe für Science Fiction und Fantasy durch ein ganz anderes Medium vermitteln.

Genau wie seine Mitstreiter Lisa Garcia de la Garza, Ulrike Schäfer, Christoph Ravenstein und Siggi Schäfer ist er auf Umwegen zum Thema Craft Beer gekommen. Deswegen erhielt das erste Bier, das Wanderer Black IPA, auch das Motto „Du hast einen weiten Weg hinter dir“.

Jahrelang feilte Alejandro an diesem Rezept, bis er zufrieden mit dem Charakter des Bieres war. Schenkt man sich ein Glas des tiefschwarzen Gebräus ein, ist die Erwartungshaltung gesetzt. Doch dann: der frisch-fruchtige Antrunk, das vollmundige Kaffeearoma, der herbe Abgang. Ein Bier voller Charakter. Wer sich an das Thema Craft Beer erstmal herantasten will, dem sei das Zauberin Red Ale empfohlen.

(Foto RavenKraft: Ulrich Schwind)

kurz gezwickelt

Braumeister Hecht am Kessel oder: Der Beweis, dass Bier jung hält. Oder seht Ihr da einen Mann mit 30 Jahren Berufserfahrung? Eben. (Foto: HGC)

HECHT German Craft

Bernhard Hecht ist erst 49 Jahre halt, hat aber bereits über 30 Jahre Berufserfahrung am Braukessel. Seit 2011 betreibt er sogar seine eigene Brauerei, die Hechtbräu. Im Angebot ist der klassische Dreiklang aus Hell, Weizen und Dunkel. Aber Bernhard will mehr. Er entwickelt ein untergäriges Imperial Red Lager, kaltgehopft mit Cascade und Amarillo, und verkauft es unter dem Namen „Hechtbräu dry hopped Dark Lager“.
Marketingtechnisch ausbaufähig.

Das tiefrot schimmernde Bier duftet nach Zitrus, Orange und Holunder. Im Mund weicht die süße Malzigkeit einer feinherben Hopfenbittere. Eindeutig Craft-Potential. Mit seinem Sohn Florian, der gerade mitten in der Brauerlehre steckt, gründet Bernhard Anfang 2016 die Marke HECHT German Craft.

Das untergärige Imperial Red Lager taufen sie Cascarillo. Endlich ein Name, den der gemeine Biertrinker sich merken kann. Die beiden entwickeln weitere Rezepte, ihr Ziel sind charakterstarke Biere mit gleichbleibender Qualität und hoher Trinkbarkeit. Inzwischen haben sie noch vier weitere Biere im Angebot: Amberella, Dark Galaxy, Pappenheimer German Ale sowie Callista Wheat.

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Almut Emma Zinn bei der Arbeit (Foto: EBoB)

EMMA – Biere ohne Bart

Jaja, bärtige Männer sind hinter den Braukesseln der Craft-Beer-Szene vielleicht etwas überrepräsentiert. Aber es geht auch ganz wunderbar ohne. Das beweist zum Beispiel Almut Emma Zinn, Gypsy-Brauerin aus Freiburg. Sie braut ganz famose Biere und findet, dass weder Witze noch Biere lange Bärte haben sollen. Daher der Slogan ihrer Brauerei.

Vor wenigen Monaten noch war Almut hauptberuflich Lehrerin. Inklusive aller Benefits, die ein Beamtendasein so mit sich bringt. Dann hat sie gekündigt. Jetzt gibt sie Vollgas in Sachen Bier.

Ihr Kuckucksrot, ein Amber Ale, duftet nach Papaya, Mango und pink Grapefruit. Frisch aus dem Kühlschrank geholt, schimmern sogar die Kirscharomen durch. Ganz ohne künstliche Aromastoffe, sondern nur durch das Zusammenspiel von Hopfen, Malz, Wasser und Hefe. Auch bärtige Männer dürften daran gefallen finden.