Dieses Bier leistet kaum Widerstand. Oder wie es die Brauerei formuliert: Es ist „unkompliziert“. Das stimmt – zumindest für Brewdog-Verhältnisse. Denn die Zitrusnote und die nicht aufdringliche, aber verweilende Bittere fordern Nase und Gaumen durchaus heraus. Dennoch: Der Wingman kommt in friedlicher Absicht – auch von der Alkoholmenge her: 4,2 % Vol. sind moderat – wieder mit dem Zusatz: zumindest für Brewdog. Denn die Brauerei hat immer gerne mit Superlativen gearbeitet.
Viel Alkohol, viel Aufmerksamkeit
2008 ein Jahr nach der Gründung, posaunte man heraus, das „stärkste britische Bier aller Zeiten“ auf den Markt gebracht zu haben. Tokyo nannte sich das 18,2 %Vol.-Produkt. Das Medieninteresse auf der Insel war entsprechend groß. Es gehört zum Brewdog-Mythos, dass damals vom „Untergang der westlichen Zivilisation“ die Rede war. Mit dem Untergang spielten die Schotten dann im Namen eines ihrer nächsten Starkbiere: „Sink the Bismarck“ haben sie ihr im Prinzip nach dem Eisbockverfahren hergestellten Bier mit 41 %Vol. genannt. Weil hohe Alkoholmengen offenbar nicht mehr ausreichten, um für Wirbel zu sorgen, wurden die Flaschen von „The End of History“, der stark limitierten Edition eines 55-%Vol.-Biers, in Grauhörnchen-Präparate gesteckt. Das rief natürlich Tierschützer auf den Plan. Brewdog versicherte: Es handele sich ausschließlich um „präparierte Tiere, die dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen waren“.
Birnentarte, Gemüsegratin und Quiche mit Lauch
Statt der „Kombination der selten zusammenkommenden Welten von Kunst, Craft Beer und Tierpräparation das teuerste Bier aller Zeiten“ zu schaffen, wie Brewdog auf die Aktion im Jahr 2010 zurückblickt, kommt der Wingman mit einer Tierzeichnung und wenig Umdrehungen daher. Gebraut ist das Pale Ale, das, wenn es wärmer wird, tropische Fruchtnoten entwickelt, in Berlin.
Abgesehen davon, dass sich der Flügelmann gut zum Cool-Rumstehen auf Parties eignet, taugt er auch als Begleiter für Birnentarte, Gemüsegratin und Quiche mit Lauch.
(Foto: Brewdog)
(29. September 2024)