BRAUHAUS RIEDENBURG / BROOKLYN BREWERY: Cheers to the Gemütlichkeit!

Nina Anika Klotz

Maximilian Krieger vom Brauhaus Riedenburg hat sich zusammen mit Garret Oliver aus der Brooklyn Brewery ein Kooperations-Craft Beer ausgedacht. Wichtigste Zutaten: Eine handimportierte New Yorker Ale Hefe – und ein Haufen bayerische Gemütlichkeit

Der Bayer nimmt ja gerne für sich in Anspruch, sowohl das Bier (irgendwie) als auch die Gemütlichkeit (ganz ohne Zweifel) erfunden zu haben. Und eigentlich kann man es sich fast vorstelllen, dass beides zusammen irgendwo in Bayern geboren wurde, in einem idyllischen Dorf mit Kirchturm, Flüsschen und einer eigenen Blaskapelle, einem Ort ziemlich genau wie Riedenburg im Altmühltal.

Bier und Gemütlichkeit gehören zusammen, nicht aus Konsumentensicht, das ist Werbegeschwafel, aber aus Produzentensicht: Eine gewisse Gelassenheit ist nämlich Grundvoraussetzung für einen Brauer. Erstens, weil Bierbrauen eine langwierige und phasenweise durchaus langweilige Angelegenheit ist, bei der unheimlich viel gewartet wird – darauf, dass sich der Zucker aus dem Malz löst, dass der Sud kocht, dass er dann wieder abkühlt. Zweitens muss ein Brauer aber auch grundentspannt sein, weil er das Ergebnis seiner Arbeit in der Regel erst Wochen später in der Hand hält. Also das Endergebnis. Das richtig, fertige Bier. Bis das die perfekte Trinkreife hat, vergehen je nach Sorte Wochen. Monate. Jahre!

Craft Beer Lehrjahre im Ausland

Jahre waren es bei Max Krieger dann doch nicht, aber Monate und damit letzten Endes doch ein paar Wochen mehr als er eigentlich geplant hatte, hat es schon gedauert, bis sein aktuelles Meisterwerk endlich fertig war. Ist ja aber auch ein ganz besonderes Bier, ein „Kooperationssud“, den Krieger gemeinsam mit zwei Kollegen aus der Brooklyn Brewery in Riedenburg gebraut hat. Nach amerikanischem Rezept, mit bayerischem Malz, einer New Yorker Hefe und Hopfen von beiden Seiten des Atlantiks. Ein Double IPA. Namens: „Boom“.

Im September letzten Jahres waren  Tom Villa und Robert Lemery, „Lead Brewer“ und „Cellarman“ der Brooklyn Brewery in Riedenburg. An einem kalten, feuchten Tag. Ziemlich gejetlagt. Aber gespannt, hier mal auf einer richtig alten Anlage zu brauen. „In New York haben wir dafür lauter Computer“, hat Lemery gesagt, als der Max ihn in der Schaltzentrale so ganz grob in sein Sudhaus eingeführt hat. Andererseits: „It’s all science. Bierbrauen ist ein chemischer Prozess, der ja irgendwie überall auf der Welt gleich abläuft.“

Riedenburger Brooklyn Brewery

Hopfen muss man rechnen, riechen und reinhauen. Biermachen geht überall auf der Welt ziemlich gleich. (Fotos: NAK)

Sieht der Max ähnlich. Brauen – klar, das ist im Prinzip immer gleich. Bier hingegen – da gibt es ja Welten: Er, der Brauersohn aus Niederbayern hat als er drei Jahren in Italien gelebt und gearbeitet hat, Bier noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Bei Amarcord in der Nähe von Rimini war damals das ganze Craft Beer Ding schon voll am Brodeln. Wir haben da ganz verrückte Biere gemacht, sagt er. Begeistert. Also toll verrückt halt. Als Max mit seiner Frau und seinen Kindern vor knapp zwei Jahren zurück ins Altmühltal zog und in der Brauerei seines Vaters einstieg, braute er da auch zum ersten Mal so etwas toll-verrücktes, den „Doldensud“, ein „Bavarian India Pale Ale“. Sein Vater sei von Anfang an dieser ganzen Craft Beer Sache gegenüber aufgeschlossen gewesen. Als er das sagt, überlegt Max kurz, ob er das eigentlich erstaunlich findet. Ein bisschen vielleicht, aber Michael Krieger ist ja selbst auch ein Pionier, der mit seinerzeit verrückten Sachen  angefangen hat:  Er war einer der ersten Biobrauereibesitzer – und das noch dazu im beschaulichen Riedenburg in Niederbayern – und spezialisierte sich früh auf die Verwendung ganz besonderer Getreidesorten. Alte Sorten, Einkorn zum Beispiel. Oder Emmer. Bis heute der Bestseller der Brauerei.

Brooklyn Brewery meets Riedenburger 

Während seiner Zeit in Italien hat Max auch Garrett Oliver, den Gründer und CEO der Brooklyn Brewery, kennengelernt – und mit ihm zusammen gebraut. Kooperationsbiere für den italiensichen und amerikanischen Markt. „Supersachen. Eins etwa mit Honig, Schlehen, Kirschen und allem möglichen“, schwärmt Krieger. „Und irgendwann habe ich halt zum Garrett gesagt, wenn ich wieder daheim bin, in der Brauerei meiner Eltern, machen wir so was mal in Riedenburg.“ Hat dann auch wieder noch ein bisschen gedauert, aber macht ja nichts, wenn man das mit brauerlicher Gemütlichkeit erträgt.

Riedenburger Brooklyn Brewery

Fachmänner schauen mit fachmännischen Blicken in Kessel, auf Pellets und durch Würze. (Fotos: NAK)

In ihrer fast universellen Brauersprache (Bier = beer, Malz = malt, einmaischen = mashing in, Weißwurstfrühstück= Weißworstwhatever) kamen der bisweilen ein bisschen wortkarge Niederbayer und die beiden Jungs von der Brooklyn Brewery super klar. Die Umrechnerei von Fahrenheit in Celsius, Gallons in Liter und Pound in Kilo war eigentlich die einzige interkulturelle Hürde. Und die Sache mit dem Hopfen:
„So we need 20 kilograms of hops“, rechnet Max.
„Twice“, knurrt Tom Villa.
„What? Twice?“
„Well, it’s called ‘double’ IPA, ain’t it? Now you’re scared, huh?“
Ach was. Kann einen echten Brauer auch nicht aus der Gemütlichkeit bringen.

Das kam raus: Dolden Boom. Baam! (Foto: StP)

Das kam raus: Dolden Boom. Baam! (Foto: StP)

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  • Bekannteste Biere: 
    Dolden Sud – IPA, Dolden Boom – Imperial IPA