Brewcifer

BREWCIFER: Hui Teufel!

Nina Anika KlotzIm Portrait

Jochen Mader musste das einfach machen, das mit den Craft Beer Business, weil der Name, der ihm da einfach so beim Bier eingefallen war, so maliziös gut ist: Brewcifer

Wer bei Musik und Bier an „Ein Prosit“ denkt, der denkt nicht weit genug. Der sollte sich vielleicht mal mit Jochen Mader unterhalten. Jochen Mader ist nämlich Sounddesigner. Und wahrscheinlich könnte er zu jedem Bier, jedem Bierstil und jeder Brauerei den perfekt passenden Soundtrack komponieren. Allerdings hat er sich dafür entschieden, lieber selber Bier zu machen. Seit Sommer diesen Jahres braut Jochen Mader alias „Brewcifer“ Craft Beer in Hamburg.

Die Idee? Leider geil.

Der Neu-Brauer ist schneller beschrieben als das, was er nicht ist: kein Death Metal-Fan nämlich, kein Gothic-Jünger, noch nicht mal ein Emo. Ohne Lederkutte, ohne schwarz gefärbten Zopf und für Teufelszeug eigentlich viel zu fröhlich kommt er zum Interviewkaffee in die Hamburger Schanzenhöfe. Warum dann „Brewcifer“? Weil’s leider geil ist: „Ich bin so ein Wortspielfreak“, sagt Mader „ und ich war total geschockt, dass da bisher noch niemand drauf gekommen war. Als mir der Name in den Kopf kam, habe ich gegooglet. Es gab mal ein Bier, das so hieß, ein starkes Bockbier aus einer amerikanischen Brauerei, aber sonst nichts. Außerdem passt das auch als Beschreibung dafür, dass in meinem Bier Sachen sind, die andere als Teufelszeug betrachten würden oder von denen sie meinen, dass die da nicht reingehören.“ Tannennadelspitzen, zum Beispiel, so wie in Maders erstem zum Verkauf gebrauten Bier, „Hops and Needles“, das seit ein paar Wochen im Handel ist.

Brewcifer

Teufelszeug! Brewcifers „Hops and Needles“ ist ein absichtlich-und-gern-geschehener Verstoß gegen das Reinheitsgebot (Fotos: Claudia Gödke Photography / www.claudiagoedke.com)

Maders Dayjob (der eigentlich oft genug nachts stattfindet, nachts im Studio und am Computer) ist zugegebenermaßen ein bisschen erklärungsbedürftig. Sounddesigner. Macht was? In erster Linie Musik. Maders Auftraggeber sind Werbeagenturen oder Filmproduktionsfirmen, die Sound zu ihren Produktionen brauchen. Mal sind das Geräusche, mal richtig Musik, mal beides. Und er kann alles, von Techno bis Klassik. „Meistens setze ich mich als erstes ans Klavier und probiere einfach ein bisschen herum, was passen könnte.“ Zurzeit arbeitet er an der Filmmusik zu einem Science-Fiction. Und wenn in ein paar Wochen ein Wintermoden-Werbespot von C&A im Fernsehen kommt, hat Jochen Mader die Musik dazu geschrieben. Es gibt Nike-Filmchen, in denen kommt der Sound von Mader. Er hat auch schon BMW- und Lidl-Werbespots vertont. Wenn man so darüber nachdenkt ist Jochen Mader – rein beruflich gesehen – fast so etwas wie Charlie Sheen in „Two and a Half Men“, nur nicht in Malibu, sondern an der Elbe – und halt in nett.

Bub, mach‘ was gscheits!

Das klingt nach einem ziemlichen Traumjob – und ist es für Mader auch. Er wusste nämlich schon als Kind in dem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alp, aus dem er kommt (was man übrigens überhaupt gar nicht hört), dass er „was mit Musik“ machen wollte. Weil ihm das liegt, weil er da ein echtes Talent hat, Naturtalent. Am Klavier hatte er nur ein Jahr Unterricht, von da spielte er einfach drauf los, Gitarre brachte er sich gleich selber bei und Bach-Etüden waren nie seins, er hat eigentlich immer schon gern improvisiert und selbst komponiert. Allerdings schmeckte das seinen Eltern nicht besonders. Bub, mach‘ doch lieber was Solides, sagten die. Du malst doch auch so gern und so gut. Könnte das nicht was sein? „Ich habe mich irgendwie so in eine Ausbildung zum Mediengestalter Digital und Print reinquatschen lassen“, sagt Jochen Mader und lächelt entspannt. Den Wunsch „was mit Musik“ zu machen setzte er kurz nach seinem Abschluss trotzdem um. 2005 machte er sich mit einem Tonstudio in Hamburg-Wandsbek selbstständig.

Und so hätte es auch bleiben können – hätte Mader nicht mehr und mehr der Wunsch gepackt, in zehn Jahren nicht mehr am Computer arbeiten zu müssen. So  kam ihm die Idee mit dem Bierbrauen. Oder sagen wir: die Idee, aus dem Hobby Homebrewing ein Business zu machen.

Brewcifer

Teufels Werk: Brewcifer hat sich ganz gypsie-style in der Buddelship Brauerei in Hamburg eingemietet.(Fotos: Jochen Mader)

Obwohl der Sounddesigner Mader sieben Jahre Erfahrung als Unternehmer hat, sei das mit dem Brauer sein jetzt doch mal etwas ganz anderes, sagt er. „Bisher war ich Dienstleister, jetzt bin ich Produzent. Jetzt bin ich der Ausgangspunkt des Ganzen. Irgendwie gehe ich deshalb noch viel bedachter an die Arbeit und will es noch besser machen.“

An der Bar: „Mein Bier, bitte!“

Von den ersten 1000 Litern „Hops an Needles“, die er in der Hamburger Buddelship Brauerei eingebraut hat, ist kaum noch etwas übrig. Zwei Kisten hat er selbst noch, der Rest ist in Läden und Lokalen verteilt. Zum Beispiel an das „Galloper des Jahres“, einer Quasi-Craft Beer Bar in der Schanze. Da hat Jochen Mader selbst neulich eins getrunken. Sein eigenes Bier am Tresen zu bestellen, habe sich irgendwie ein bisschen strange angefühlt. Strange, aber gut. Vielleicht so, wie seinen eigenen Werbesong plötzlich im Fernsehen zu hören.

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Teufelspakt: Sein erstes Bier hat Jochen Mader via Brausturm an den Craft Beer Mann und die Craft Beer Frau gebracht. (Foto: StP)

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  • Bekannteste Biere: 
    „Hops and Needles“ (Ale mit Tannenspitzen), „Rhubarb Wire“ (mit Rhabarber und Basilikum)