Hopfmeister

HOPFMEISTER: Design, Surfen, Gurken Gose

Jakob Kube

Der Münchner Grafikdesigner Marc Gallo fing schon vor Jahren an, Etiketten für die erste Generation der deutschen Craft Brauer zu gestalten. Irgendwann war ihm die Verpackung aber zu wenig. Also fing er an, selbst Bier zu brauen. Und so begann die Geschichte von Hopfmeister.

Marc Gallo ist ein leidenschaftlicher Mensch. Und ein Perfektionist. Einer, der All-In geht, wenn ihn etwas packt. Und einer, für den Details zählen. Egal ob Kaligrafie, eine Superfrucht in Brasilien oder Surfen in Irland – sind alles so Sachen, die ihn inspirieren. Und manchmal macht er dann Bier daraus. Wir haben es uns auf ein paar Bierkästen am Rande eines Festivals gemütlich gemacht. Allmählich ziehen seine Kollegen die Vorhänge ihrer Stände für einen weiteren Tag Craft Beer auf, spülen Gläser und schließen neue Kegs an. Noch ist alles ganz ruhig. Marc Gallo kommt langsam ins Erzählen. Geschichten aus seinem Leben und Geschichten, die sein Leben ausmachen. Eigentlich sind es ja immer die Details, die ihn antreiben, sagt er. Zum Beispiel das Gipfelbierchen beim Wandern in den Bergen.

Hoch hinaus

Berge, sagt Gallo, Berge inspirieren ihn, ziehen ihn magisch an. Als Münchner Bub gehört das für ihn irgendwie dazu. Draußen unterwegs sein, Natur und Freiheit genießen. Der Drang zur Bewegung, der sich wie ein roter Faden durch sein Leben zieht. Er musste einfach ein Bergbier machen. Das war wie eine Eingebung: „Ich hatte da ein Bild vor Augen. Genau so ein Bier wünschte ich mir, oben auf dem Berg“, sagt Marc. Nur: Das gab es so noch nicht. Also würde er dieses Bergbier selber brauen. Wie ein Russ‘ (Weizenradler), aber ohne die Süße von der Limo. Heraus kam sein Gipfelglück. Ein leichtes Sommerweizen, das man auch nach einem sportlichen Aufstieg trinken kann. Ohne den definierten Körper eins klassischen Weißbiers. „Wenn ich dann auf die Hütte komme, hab‘ ich keinen Bock auf sowas“. Er hat eine klare Vorstellung davon, wie sein Bier funktionieren sollte. Es ist gemacht für eine spezielle Gelegenheit: das Erreichen des Gipfels eben (schmeckt aber natürlich auch wo anders). Und irgendwie sind alle Gallo-Biere so eine Art Momentaufnahme.

Drei der Hopfmeister-Biere (Foto: NAK)

Die Gründung von Hopfmeister? „Ein totaler Sidestep.“

Dass er seine Lebenserfahrungen einmal in Bierideen stecken würde, hätte er selbst bis vor Kurzem nicht geglaubt. Denn Marc ist eigentlich Grafik-Designer. Ein Beruf, der ihn schon auch immer noch reizt, weil Kreativität und Handwerk hier frontal aufeinandertreffen. „Meine Liebe zum Handwerk kommt vom Design, von manuellen Drucktechniken und Kaligrafien“, sagt er. Das ist ursprünglich seine Welt. Da tobt er sich seit 16 Jahren aus. Irgendwann zählten auch Craft Beer Brauer zu seinen Kunden, für die er passende Labels entwickelte. Und dabei stellte er fest: Die Leidenschaft für Rohstoffe, die Braukunst und eben die ganzen kleinen Details, die er in der Szene sieht, findet er ziemlich gut. Er merkt, dass es da um ein gutes Produkt geht und nicht um den schnellen wirtschaftlichen Erfolg. Dass eine ähnliche Philosophie wie die seine verfolgt wird. Und überhaupt passte das alles zu einem inneren Wunsch: „Ich wollte mit nachhaltigen Lebensmitteln arbeiten“.

Nur für die schöne Verpackung zu sorgen ist ihm also irgendwann einfach zu wenig. Bier selber brauen, einfach alles aus einer Hand machen – genau das ist viel mehr sein Ding. Seine Liebe zum Handwerk ließ sich gut auf Craft Beer übertragen. Ein halbes Jahr experimentierte er rum. Braute so vor sich hin. Machte auch seinen Biersommelier „um Basiswissen zu haben“. Am Vorabend der Braukunst Live 2015 war es dann soweit – „da stieg der erste Testballon“. Wie kommt sein Bier bei den Trinkern an? Sollte er tatsächlich den Entschluss fassen, seine Kreativität in Bier zu stecken? Sollte er. Das Feedback war einfach zu gut, um es nicht zu tun. In der Hohenthanner Schlossbrauerei nördlich von München lässt er seitdem seine vier Hauptsorten brauen, zwickelt und testet natürlich selbst. Die Nähe der Brauerei zu seiner Heimat ist ihm einfach wichtig, um die Rezepte abzustimmen und zu sehen ob alles läuft. Neben dem Gipfelglück macht er hier auch sein Irish Road Trip IPA, das leichtere Surfers Ale im Stil eines Golden Pale Ale und das typisch bayerische Go-To-Bier, den Franz Josef, ein unfiltriertes, hopfengestopftes Helles.

Hopfmeister’s Tasting Room in München (Foto: Hopfmeister)

Trotzdem unternimmt Marc Gallo natürlich auch oft und gern weite und weniger weite Reisen für neue Biergeschichten und gute Biere. Das gehört dazu, wenn er seine Spezialbiere brauen will. So geht es einmal im Jahr zum fränkischen Brauhaus Binkert, um seinen Sondersud Himbaer Toni aufzusetzen. Und für die Gurken Gose fährt er rüber nach Tschechien mit seinem Buddy David Hertl. Denn die zwei lassen sich doch nicht unterkriegen, nur weil bayerische Beamte meinen, dass in Deutschland ein paar Tonnen Gurken nicht ins Bier gehören. Nebenbei arbeitet er ja weiterhin in seinem Designbüro. Kümmert sich um Corporate Design und Packaging. Seine Priorität steht aber längst fest. „Brauerjob 100%. Design 20%.“

Auf der Welle

Heißt aber natürlich auch: Freizeit eher so gegen 0%. So in den Eisbach stürzen, mitten in München Wellen reiten, die tollen, wilden Sachen – hat Marc Gallo alle ja mal gemacht. Früher, in seiner Vor-Bierzeit. „Das Surfen und Klettern hat schon sehr darunter gelitten“, sagt Marc über seine recht neue Beschäftigung als Craft Beer Brauer. Daran muss er jedes Mal ein bisschen wehmütig denken, wenn er an der Welle am Eisbach vorbei kommt.

Die hat es in sich. Hat schon so manchen gestandenen Surfer mitgerissen. Für Gallo war sie trotzdem längst nicht die größte Herausforderung. In Brasilien ist er wildere Brecher gesurft. Dort, wo er viel Zeit verbracht hat, Capoeira gelernt und sich in Menschen und Kultur verliebt hat. Ein Land das ihn einfach fasziniert – und in dem er die Acai Beere für sich entdeckte. Die Wunderbeere die auch in sein Frühstücksmüsli gehörte. „Das erinnert mich einfach jedes Mal an Brasilien“. Natürlich musste die auch ins Bier. In das Berzilian Affair. Ein Chocolate Stout mit der Superfrucht, gebraut als Collab-Sud gemeinsam mit Thorsten Schoppe (selbst übrigens ein Surfer). Gehypte Beere trifft auf Berliner Craft Beer Urgestein – Berzilian eben. Wobei das nicht so ohne war. „Der hohe Nährwert der Beere kommt aus dem Fett und das mag die Hefe gar nicht“, erzählt Marc über seine ersten Rezepte. Mit nem Chocolate Stout ging‘s dann aber doch. Da passte die „erdige Note“ der Beere ziemlich gut.

 

Marc Gallo in Aktion (Foto: Hopfmeister)

Zwischen Misstrauen und Kollegialität

Durch seine Surfreisen kamen ihm schon die ein oder andere Idee. Eine „Herzensangelegenheit“ ist daher sein Surfers Ale. Ein Bier für die heißen Tage, dass einem „das Salz aus dem Mund wäscht“. Er mag solche Metaphern. Und sieht Bier als ganzheitliches Erlebnis. Sagt so Sachen wie: „Ich will das von A-Z ausarbeiten. Das erfüllt mich und macht Sinn.“ Das und wie Marc für jedes seiner Biere ein ganzes Konzept entwickelte, samt Designer-Bierlabel und passender Geschichte – das machte anfangs so manchen aus der Szene misstrauisch, ob seine Motivation und seine gut durchgeplanten Bierideen wirklich aufrichtig sind und ihre Existenzberechtigung in der Craft Beer Welt haben.

Marc erlebt immer wieder, dass die alten Brauereien sich schwer tun mit dem Design ihrer Biere. Ein modernes Logo und jahrhundertealte Tradition? Vor allem die Bayern haben da Hemmungen. Er selbst sieht aber keinen Widerspruch. „Ich habe viel Idealismus und all mein Erspartes in Hopfmeister gesteckt“, sagt der zweifache Familienvater. Dass er kein Braumeister ist – so what? „Das Leben reicht eigentlich nicht aus“. Er behalte gerne eine Lücke.

Vom Leben in die Flasche (Foto: NAK)

(Aufmacherfoto: Brigitte Sporrer)

Auf einen Blick

Hopfmeister
Marc Gallo

Standard-Sortiment (ganzjährig verfügbar)

  • Franz Josef – Unfiltriertes Helles
  • Gipfel Glück – Exotische Weisse
  • Surfers Ale – Golden Pale Ale
  • Road Trip – India Pale Ale

Hopfenhelden-Tipp: Hertl & Hopfmeister: Gurken Gose (mit frischen Gurken). Ein besonderes Geschmackserlebnis!