Monterey Bar

MONTEREY BAR: Sountrack of your Craft Beer Life

Nina Anika Klotz

In Berlin gibt es eine Bar, da serviert der Wirt nicht nur Craft Beer, das nirgendwo sonst zu bekommen ist, sondern zugleich den passenden Soundtrack dazu. Zu Gast bei Adrian Sampson in der Monterey Bar

Iron Maiden. Number of he Beast.
Klingt, als hätte Herr Sampson ein Fass Hop Devil IPA von Victory Brewing angezapft.

In der Monterey Bar in Berlin Prenzlauer Berg ist das wirklich so: Hier spielt der Wirt Musik, die optimal auf seine Biere abgestimmt ist. Denn beides, Bier und Musik, sind Adrian Sampsons große Leidenschaft. Und beides sollte in einer guten Bar zusammenpassen, findet der Australier. Wenn man ein sanftes Saison trinkt, kann man dazu doch nicht Megadeath hören. Und manchmal ist es auch eine Frage der Tageszeit und der allgemeinen Stimmung. Nachts, wenn die wilden Kerle am Tresen hängen, muss es Heavy Metal sein. An einem regnerischen Sonntagspätnachmittag passt hingegen besser ein bisschen Blues. Bei einer Auswahl von rund 15.000 Tracks auf seinem Rechner hinter der Bar trifft Adrian Sampson eigentlich immer den richtigen Ton.

Monterey Bar

Mit viel Liebe zum Detail: die Monterey Bar in Berlin Prenzlauer Berg. (Foto: NAK)

Er selbst schlägt – um im Bilde zu bleiben – ganz leise Töne an. Mit dem roten Vollbart und der langen Mähne sieht er zwar vielleicht wie ein Metal-Raubein aus, aber er sieht eben nur so aus. Um von sich und seiner Bar zu erzählen (der Bar lieber, denn schüchtern und bescheiden wie er ist, redet er nicht gern über sich), macht er sich eine Flasche Mineralwasser auf und nimmt in einem der Rockbar-untypisch-kuscheligen Sesseln Platz.

Sachen gibt’s hier, die gibt’s gar nicht. Eigentlich.

Ja, wie kam das eigentlich mit ihm und dieser Bar, „dem Monty“, wie er selbst liebevoll sagt, die sich in den kurzen zwei Jahren ihres Bestehens zu der Berliner Craft Beer Bar für die wirklichen Fans gemausert hat, zu der, mit dem außergewöhnlichsten Bier-Line-Up und den ganz, ganz seltenen Sachen. In der Monterey Bar gibt es Biere vom Bayerischen Bahnhof in Leipzig. Das sind die Gose- und Sauerbierspezialisten, die ausschließlich in ihrem eigenen Braugasthaus ausschenken und alles andere in die USA verkaufen. Eigentlich. Adrian, Adie, für Freunde, bekommt auch immer wieder „special releases“ von Stone Brewing an den Hahn. Oder super-seltene Freigeist-Biere.

Monterey Bar

Adrian Sampson, Jackof all trades in seiner Bar, dem Monterey. (Foto: NAK)

„Ich habe so meine Kontakte“, sagt er und lächelt freundlich in seinen Bart. „Eigentlich ist es beim Bier für mich nicht anders als mit Musik: Ich sammle seit Jahren Songs und Alben. Sachen, die nicht so leicht zu bekommen sind, die man suchen muss und die nicht jeder hat. Und genau so mache ich es mit meinen Bieren.“ Dabei fing die Monterey Bar gar nicht als Bier-Bar an, sondern als Musik-Bar. „Ich habe schon als Kind von einer eigenen Bar geträumt“, erzählt Adie. „Einer Bar, in der immer gute Musik gespielt wird. Sachen, die ich auch in meinem Wohnzimmer hören würde.“ Dann fand er diese Bar in der Danziger Straße. Schon früher eine Art Rockbar, aber Adie und seine Frau – „my lovely wife“, wie er sagt, die ihn mit voller Tatkraft hinter der Theke unterstützt, die ganze Buchhaltung managt und „sich um diese schrecklichen langen, deutschen Wörter kümmert, die ich nicht verstehe“ – haben noch mal ordentlich Kraft und Liebe reingepowert, innen alles neu und hübsch gemacht und mit einem etwas feineren Getränkekonzept eröffnet. Eine stattliche Auswahl Whisky – und einfach mal ein paar bessere Biere. „Ich dachte, ich versuch’s. Wenn ich die nicht verkauft bekomme, kenne ich jemanden, der die trinkt.“ Er grinst. Hätte sich gern geopfert. Musste er aber gar nicht. Denn irgendwie mochten die Rocker sein Bier.

Monterey Bar

Gemütlich. Besonders für so eine Rockbar. (Foto: StP)

„Ich habe natürlich nicht versucht, Jungs, die sich an meine Bar setzen, weil es eine Rockbar ist, und die einfach nur ein Bier trinken wollen, irgendwas von einem IPA zu erzählen. Die hätten doch bloß gesagt: ‚Was, du kaufst dein Bier in Indien? Was stimmt mit dir nicht, Alter?‘“ Stattdessen verkauft Adie ihnen Pilsener von Flessa Bräu, einer kleinen Hausbrauerei in Friedrichshain. Er deklariert es als „Kiezbier“. Und das hat funktioniert. Plus er spielt die richtige Musik dazu. „Alles von der Heiligen Dreifaltigkeit, Black Sabbath, Led Zeppelin und Deep Purple, geht eigentlich immer ganz gut“, sagt er.

Monterey Bar

Eingang zum zweiten Gastraum. Ja, das Monterey ist größer, als es auf den ersten Blick aussieht. (Foto: StP)

Vielleicht waren es die Amerikaner, die nach und nach von Adie Sampsons kuriosem Bierangebot Wind bekamen und speziell zu ihm kamen, um Craft Beer zu trinken. Vielleicht waren es die, mit denen die Biernachfrage immer größer wurde. „Oft ist es ja einfach so, dass die Gäste bei anderen etwas sehen, das gut aussieht, anders, ungewohnt. Und dann kommen sie und fragen: ‚Was trinken die da? Kann ich das auch haben?‘ So kann es passieren, dass ich hier an einem heißen Sommertag den ganzen Tag lang total angefahrenes Smoked Sauerbier von Freigeist zapfe“, sagt er. Der empfohlene Soundtrack zu Sauerbier sei übrigens Jimi Hendrix.

Headbangbrews

Craft Beer und Rock fügen sich in Adrian Sampson Welt auf geradezu natürliche Art und Weise zusammen. „Ich meine, wenn ich mir amerikanische Biermagazine anschaue und ich sehe da diese ganzen Typen mit ihren Bärten und Tattoos… ich meine, ich fühle mich mit diesen Jungs einfach verbunden.“ Insofern sind für Adie auch Collaboration Brews von Metal Bands und Craft Breweries eine ebenso logische wie geniale Sache. Wegweisend ist in diesem Bereich 3 Floyds Brewing aus Indiana. „Deren erste Band-Collaborations waren für mich eine Offenbarung“, sagt Sampson. (3 Floyds haben mit Bands wie Pelican, Lair of the Minotaur und EyeHateGod zusammengearbeitet. Mit letzteren haben sie ein Bier gebraut, das „In the Name of Suffering Black IPA“ heißt. Alles irgendwie eine runde Sache, muss man zugeben.) „Wir haben hier auch schon Abende gehabt, da haben wir solche Collaboration Biere probiert und dazu die Musik der mitwirkenden Bands gehört“, erzählt er. „Und ich finde das hat ganz gut funktioniert. Oder vielleicht haben sich auch einfach nur alle betrunken…“ Er lacht fröhlich und sieht durchaus zufrieden aus bei diesem Gedanken.

Monterey Bar

In a nutshell zusammenhefasst: Das Angebot der Monterey Bar. (Foto: StP)

Adie Sampson ist ziemlich sicher, dass es einen Unterschied macht, welche Musik Brauer im Sudhaus hören. „Ich meine, wenn die Jungs von Stone das Ruination 10 Triple IPA noch mal durch Massen von Hopfen pressen, dann kann man sich doch vorstellen, wie die dabei denken ‚Yeah, let’s just make that bad-ass!‘ Und ich glaube kaum, dass währenddessen Vivaldis ‚Vier Jahreszeiten‘ laufen.“ Oder vielleicht gerade, überlegt er. Das wäre dann auch wieder ziemlich cool.

Monterey Bar

Adie Sampson bei der Arbeit, die er liebt. (Foto: NAK)

Am Freitag, 2.10. findet ein kleines, aber feines Berliner-Berg-Event in der Monterey Bar statt. Erstmals gibt es sowohl das Lager als auch das Pale Ale von Berliner Berg in Neukölln vom Fass.