Bier der Woche: Iced IPA

Martin Rolshausen

Ich suche die Melone und die Mandarine. Aber die Nase wähnt sich in Barbaras Rhabarberbar. Ich muss mich nicht zwingen, das in vielen Videos zelebrierte Tanzen zu diesem Ohrwurm zu unterlassen. Tanzen tue ich nur unter Strafandrohung, unter Lebensgefahr oder wenn ich dadurch die Welt retten könnte. Außerdem habe ich ein Glas in der Hand. Und da ist etwas drin, von dem jeder verschütte Tropfen ein echter Verlust wäre: G’FROREN’S, das Iced IPA von Hofstettner. Genauer gesagt: die 14. Version davon.

Diese Version ist mit Cashmere Hopfen aus den USA gestopft. Für diejenigen, die nicht ständig mit Hopfen jonglieren: Cashmere wurde aus Cascade und Northern Brewer gezüchtet, ist seit gut zehn Jahren in Brauereien im Einsatz. Er bringe Melonen- und Mandarine-Noten in dieses Bier, heißt es in St. Martin im Mühlkreis. Dort wird im Landbrauhaus Hofstetten seit 1229 Bier gebraut. Damit sei der Betrieb „seines Zeichens älteste Privatbrauerei Österreichs“, erklärt die Brauer-Familie Krammer.

Eisbock als Betriebsunfall

In meiner Nase ist aber erstmal Rhabarber. Im Mund sagen Rosinen und reife Pflaumen: „Hallo!“ Und gleich hinter ihnen kommt eine Bittere, die präsent ist, aber die beiden nicht stört. Im Gegenteil, sie setzt die Fruchtnoten noch besser in Szene. Und zusammen verstecken sie die 11 % Alc. Vol., die im Glas lauern. Also: Obacht, wir haben hier nicht nur eine Geschmacksbombe, sondern auch einen Eisbock.

Also, so sagt es zumindest eine Legende, das Ergebnis eines Betriebsunfalls. Angeblich hat vor gut 100 Jahren ein Braugeselle (in anderen Versionen der Geschichte war es ein Lehrling) im oberfränkischen Kulmbach vergessen, die Bockbierfässer, die auf dem Hof standen, ins Lager zu rollen. Das Bier, zumindest große Teile davon, sei über Nacht gefroren. Zur Strafe musste der Schuldige das, was noch flüssig oder gerade wieder am Auftauen war, trinken. Das schmeckte gar nicht so schlecht. So wurde er wohl geboren: der Eisbock.

Selbst Eisbock machen

Man kann das übrigens im heimischen Kühlschrank selbst probieren. Dazu sollte man den Bock, den man gerne zum Eisbock machen würde, aber sicherheitshalber erstmal in Kunststoffflaschen umfüllen. Bei Glasflaschen besteht die Gefahr, dass sie zerspringen. Inzwischen gibt es im Fachhandel aber auch die Profi-Ausrüstung zum Zelebrieren der Eisbockproduktion. Ob mit Plastikflasche oder perfektem Equipment: Es ist meditativ, dabei zuzusehen, wie das vereiste Wasser zurückbleibt und die dunkle, alkoholreiche Flüssigkeit nach unten tropft. Was beim Selbermachen im Ergebnis fehlt, ist die Kohlensäure.

Preisgekröntes Bier

​Im Landbrauhaus Hofstetten nehmen sie seit 2012 zur Herstellung ihres G’FROREN’S ein IPA. Das wird in jeder Version anders gehopft. Mal wird Hopfen aus der Hallertau verwendet, mal aus dem Mühlviertel, mal aus den USA, Australien oder Neuseeland. Nach fünf wöchiger Lagerung wird damit begonnen, das Bier auszufrieren. Der daraus gewonnene Eisbock wird dann hopfengestopft. „Dabei wird der Hopfen im Tank vorgelegt und das Bier hat mehrere Wochen Zeit die hochwertigen Aromen aufzunehmen“, erklärt der Brauer.

Was dabei herauskommt, ist großartig. Das hat gerade auch der 1. Platz bei der Austrian Beer Challenge in der Kategorie „Holzfassgereifte Biere“ gezeigt. Dort wurde die allerneuste Version des G’FROREN’S prämiert: ein im Portweinfass gereiftes Iced IPA.

Weil das Bier keines ist, das man einfach hinunterstürzt, hat es Zeit, etwas wärmer zu werden – und da sind sie dann plötzlich: die Melone und die Mandarine.

(Foto: Martin Rolshausen)

(17. August 2024)