„Verlasst den U-Bahnhof Voltastraße in Richtung Norden auf der Brunnenstraße, überquert die Gustav-Meyer-Allee und betretet den Volkspark Humboldthain. Nehmt die erste Abzweigung links nach Nordwesten und und in Richtung Parkzentrum. Biegt nach 200 Metern an der Humboldt-Gedenkstatue rechts ab und folgt dem Weg bis zu den umschlossenen Rosengärten.“ Es klingt wie eine Schnitzeljagd. Yvonne Hartmann und Daniel Cole nennen es Bier-Wanderung. Die durch den Berliner Humboldthain endet in der Brauerei und Bar von Vagabund. Sie befindet sich „auf dem Gelände einer riesigen ehemaligen Glühbirnenfabrik“ – einem Ort, dem die beiden Bier-Wanderer eine „postindustrielle Ästhetik, eine entspannte und unbeschwerte Atmosphäre“ bescheinigen.
33 solcher Tournen in Berlin und 7 im Brandenburger Umland haben die Deutsche und der Brite in ihrem gerade im im Schweizer Helvetiq-Verlag erschienen „Bierwandern Berlin“-Buch zusammengestellt. Die beiden arbeiten als Kreativteam für die Online-Plattform „Hiking and Drinking„. Ein Traumjob, denn Yvonne Hartmann und Daniel Cole sind auf der ganzen Welt zwischen Brauereien, Weingütern und Destillerien unterwegs. Als Großbritannien die Europäische Union verlassen hat, verließ Daniel die Insel und ging nach Berlin. Von dort aus zog es ihn allerdings erstmal zum Wandern nach Franken – von Brauerei zu Brauerei.
Als Neu-Berliner stellte Daniel zusammen mit Yvonne, die ebenfalls Wahl-Berlinerin ist, aber auch schnell fest: „Ja, deutsche Bierkultur gibt es auch außerhalb Bayerns. Die Berliner Bierszene floriert dank einer blühenden kosmopolitischen Community und dank kreativer und experimentierfreudiger Finesse.“ Wie breit das Berliner Bier-Spektrum ist, erklären Yvonne Hartmann und Daniel Cole in übersichtlichen Grafiken mit Karten zu jeder Wanderung. Da wird nicht nur gezeigt, wie lange und wie weit man auf den Routen unterwegs ist, sondern auch welches Bier das Autoren-Duo am Ziel empfiehlt. Ein Lager von Unverhopft zum Beispiel am Ende eines romantischen Spaziergangs entlang der Spree. Oder Havelbräu im Brauhaus Spandau, ein Pils bei den Bernauer Braugenossen, ein Pale Ale bei Eschenbräu in Moabit.
Ob in Parks, mitten in der Stadt, in abgelegeneren Wohngebieten oder auf dem Land: Ein besonderes Bier lässt sich überall finden. Jede Tour beginnt an einer S- oder U-Bahn-Station und führt zu einer Brauerei oder einer Braugaststätte. Die beschriebenen Strecken sind zwischen 2 und 20 Kilometer lang. Wobei man auch kürzere Strecken miteinander zu einer größeren verbinden kann – je nachdem, wie gut man zu Fuß ist.
„Der Rückweg von der Bierverkostung sollte keine Herausforderung sein“, schreiben die Autoren. Der öffentliche Personennahverkehr mache es einem leicht, auch nach einer kleinen Wanderung und einer größeren Bierverkostung gut zurück zu kommen – ins Hotel oder nach Hause. Denn das Buch wende sich nicht nur an Berlin-Touristen, die Stadt „auf dem erfrischendsten Weg“ erkunden wollen, sondern auch an Menschen die in Berlin wohnen. Auch den Berlinerinnen und Berlinern versprechen Yvonne Hartmann und Daniel Cole die Entdeckung des ein oder anderen bisher noch nicht gefundenen lauschigen Biergartens abseits der ausgetretenen Pfade. Denn wo landet man wohl nach 13,7 Kilometern, wenn es heißt: „Verlasst den S-Bahnhof Heiligensee auf der Ruppiner Chaussee in Richtung Norden und biegt kurz darauf parallel zur Havel in die Henningsdorfer Straße in südliche Richtung ab“?
Auf einen Blick
Bierwandern Berlin
Daniel Cole und Yvonne Hartmann
Helvetiq-Verlag
Im selben Verlag sind unter anderem auch „Bierwandern Schweiz“ und „Bierwandern Bayern“ erschienen.