Matt Sweetwood, Macher des Bierfilms Beerland denkt über eine Fortsetzung nach, einen Craft Beer Film

BEERLAND: Craft Beer wäre was für die Fortsetzung

Matt Sweetwood

Der amerikanische Filmemacher Matt Sweetwood wollte ein deutsches Kulturgut erforschen: Bier. Der Film, der dabei heraus kam, Beerland ist ein höchst unterhaltsames Roadmovie über Menschen, die auf Bierkästen um die Wette fahren und sich bei jedem  „Prost“ tief in die Augen schauen. Schön. Lustig. Und gemütlich. Aber passt dazu die neu entstehende Craft Beer-Kultur?

Matt, warum ein Film über Bier?

Erstens, weil ich bis dato keinen Film gefunden hatte, der sich je dokumentarisch mit der deutschen Bierkultur auseinandergesetzt hat. Und das fand ich komisch: Bier ist so etwas Wichtiges in Deutschland. Das Nationalgetränk. Entscheidend für die Identität der Deutschen. Und trotzdem gibt es kaum gute Dokumentarfilme darüber. Wenn Bier mal Thema ist in Film und Fernsehen, dann mit irgendwelchen Brauereibesuchsreportagen, total sachlich und ein bisschen langweilig. Bei Büchern und Magazinen ist das übrigens genauso: Es gibt tausend Bücher über Wein und zig verschiedene Magazine. Aber kaum etwas über Bier, obwohl das doch das in Deutschland wichtigere Getränk ist. Der zweite Grund, warum ich „Beerland“ gedreht habe, war, dass ich gern einen leichteren Film machen wollte. Deutsche Dokumentarfilme sind oft sehr ernst und schwer. Ich wollte einen Film gegen den Strom und über ein Thema machen, das positiv ist. Das war in gewisser Weise ein Experiment, denn dieses Genre, der fröhliche Dokumentarfilm, ist selten.

Thema deines Filmes ist die deutsche „Bierkultur“. Nun hat aber Bierkonsum in Deutschland auf den ersten Blick und in der breiten Masse oft weniger mit Kultur als viel mehr mit Suff zu tun. Hattest du vor und während deiner Arbeit je Bedenken, dass so viel Kultur dann doch gar nicht hinter deutschem Bier stecken könnte?

Nein, mir war klar, dass es eine gewisse Kultur auf jeden Fall gibt. Die sieht man ja in der Braukunst, in der Tradition des Handwerks. Das für sich ist ja schon eine Kultur. Was ich darüber hinaus gesucht habe, war eine Kultur des Biertrinkens. Ich wollte erforschen, wie und zu welchen Anlässen trinken die Deutschen Bier, traditionell und heute? Was ist das für ein Schlag Menschen, der da dahinter steht, der da mitmacht? Und ich habe schnell gesehen, dass da mehr viel zu entdecken ist als nur eine Sumpfkultur.

Was gefällt dir besonders an dieser deutschen Bierkultur?

Je intensiver ich mich während meiner Arbeit mit der deutschen Bierkultur befasst habe, desto mehr habe ich ein ganz neues Deutschland kennengelernt. Zum Beispiel ist mir aufgefallen, dass, wenn es um Bier geht, die Deutschen sich tatsächlich trauen, ein bisschen Stolz darauf zu sein, dass sie Deutsche sind.

Craft Beer ist in deinem Film kein Thema. Weil es nicht zur deutschen Bierkultur, wie du sie erlebt hast passt?

In „Beerland“ kommt Craft Beer noch nicht vor, das ist richtig. Ich erhebe ja aber auch nicht den Anspruch, die gesamte deutsche Bierlandschaft mit diesem Film zu erklären, im Gegenteil: Ich bin kein Bierexperte, sondern ich erzähle meine ganz persönliche Geschichte, wie ich als Außenstehender deutsche Bierkultur erlebe. Beim Film muss man immer durch eine bestimmte Linse schauen, um eine Geschichte erzählen zu können. Die ganze Craft Beer Geschichte könnte aber durchaus ein zweiter Teil meiner Dokumentation werden. Ich nehme diese Entwicklung sehr ernst.

Gehen die neue Craft Beer Kultur und die deutsche Bierkultur zusammen?

Ich glaube, Craft Beer passt ohne weiteres nach Deutschland. Denn: Bierkultur ist Streitkultur. Das ist total deutsch, und über das Thema Craft Beer wird ja schon eine Menge gestritten. Während der Begriff Craft Beer in den USA fast so etwas wie ein Gütesiegel ist und für die gute Qualität von Bier steht, wird der Begriff hier von einigen Leuten total in Frage gestellt. Allen voran von den Verteidigern des Reinheitsgebotes, die gegen Craft Beer wettern. Vielleicht nennen ich den zweiten Teil meines Filmes „Krieg des Bieres“. Dann könnte ich darin der Frage nachgehen, warum in Deutschland so viel über Bier gestritten wird und die verschiedenen Fraktionen sich nicht einfach wie unterschiedliche Glaubensrichtungen innerhalb einer christlichen Kirche sich einigen können.

Noch mehr Bier im Film: Gerade erst hat Matt Sweetwood einen eigenen Youtube-Channel gelauncht. Dort sind neue und neue alte Bierepisoden zu sehen, die in „Beerland“ keinen Platz mehr hatten.
Der Film „Beerland“ ist mittlerweile auf DVD erschienen