Homebrewing

HOMEBREWING: Kann jeder, eigentlich.

Tina Dingel

Bier brauen ist nicht Rocket Science. Oder besser gesagt: Es ist gar nicht so schwer aus Wasser, Malz, Hefe und Hopfen ein Bier zu machen. Selber, zuhause, einfach so, in einem großen Topf. Einen bestimmten Bierstil zu treffen und ein verdammt gutes Bier zu brauen, dafür bedarf es dann schon etwas Übung. Aber die Grundlagen des Homebrewing sind nicht schwer. Tina Dingel, leidenschaftliche Hobbybrauerin und Craft Beer Freundin aus Berlin, erklärt sie.

Homebrewing

So sieht’s aus, wenn’s klappt: Homebrew im Gärballon. (Foto: StP)

Du willst also ein Hopfenheld junior werden? Ist gar nicht so schwer, versprochen. Aber bereite Dich auf komische Blicke vor. Marmelade machen? Normal, macht Mutti zu Hause. Likörchen selbst machen? Auch normal, hat Opa gemacht. Brot backen? Auch ok. Aber Bier selbst machen? Darauf gibt es in Deutschland nur erstaunte Blicke. Bier ist heilig und kann nur von Profis gemacht werden – jedenfalls scheinen das die meisten Menschen zu denken. Beweisen wir also gemeinsam das Gegenteil, in einer Stadtwohnung, mit wenig Mitteln und ausreichend Zeit.

Für kleine Hopfenhelden – Extraktbrauen

Bierextrakt ist so ähnlich wie Tütensuppen – wenn’s halt mal schnell gehen muss. Extrakt in den Gäreimer, heißes Wasser drauf, urmrühren, fertig ist die Würze. Dann abkühlen lassen, Hefe drauf streuen, eine Woche Geduld und Du hast Dein Jungbier. Jetzt noch zwei Wochen in Flaschen lagern und dann trinken. Gut für einen ersten Versuch. Aber ernährst Du Dich nur von Fertiggerichten? Na also!

Hopfenheldinnen und -helden an den Homebrewing – Topf!

Wie geht das nun also mit dem Bier brauen wirklich? Wasser, Malz, Hopfen, Hefe, weiß doch jeder. Alle vier Bestandteile bestimmen den Geschmack Deines Bieres. Wie beim Kochen hilft ein Rezept. Alle vier Zutaten brauchst Du plus einen grossen Topf zum Kochen, ein Gefäss zum Gären, ein paar zusätzliche Kleinigkeiten und ein paar Stunden Zeit. Und dann Geduld. Und einen leistungsfähigen Putzlappen.

Wie geht also das Brauen eines obergärigen Bieres?

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Heiß, heiß, baby – aber bitte nicht zu heiß: Maische beim nicht-ganz-kochen. (Foto: Stp)

Maischen – Schritt 1

Wasser erhitzen, geschrotetes Malz hinzugeben und je nach Bier-Rezept ‚kochen’. Kocht ist eigentlich gelogen, in diesem Schritt wird nur erhitzt und dann werden bei gewissen Temperaturen Pausen eingelegt, die Pausen heißen ‚Rasten’. Du rührst, erhitzt, misst die Temperatur, rührst fleißig, machst Pausen.

Was brauchst Du zum Homebrewing?

  • Grossen Topf (20l wären ideal) und Hitzequelle; ein Einkochtopf mit integriertem Heizelement eignet sich zum Beispiel sehr gut, leistungsfähiger Herd tut es auch
  • Thermometer – hier nicht sparen, Genauigkeit zählt!
  • Langen Rührlöffel
  • Geschrotetes Malz
  • Wasser
  • Zeit, plan’ mal locker vier bis sechs Stunden ein, je nach Rezept

Ergebnis:

Eine süße Müsli-Pampe, die Maische genannt wird und nicht unbedingt mega-toll schmeckt. Kleine Enzymhelferchen haben die Stärke aus dem Malz in Zucker verwandelt. Hurra, Futter für die Hefe und die Grundlage für Alkohol! Jetzt musst Du nur noch Plörre von dem ausgekochten Malz trennen.

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Danke Maische, gut gemacht. Und jetzt: Tschüss! (Foto: StP)

Läutern – Schritt 2

Ui, jetzt wird’s heiß und klebrig. Die Körnchen müssen aus der Maische raus. Wie bloß? Also filtern, durch eine Mullwindel, Filtergewebe, Filterblech, die Läuterhexe…. Es gibt einige Möglichkeiten. Für Stadtbewohner: am besten auf dem Balkon oder im Bad läutern, es wird ein bisschen kleben.

Was brauchst Du zu Hause? Minimalprogramm:

  • Einen großen Gäreimer (30l)
  • Filtergewebe; eine Mullwindel in einem großen Sieb ist ein guter Anfang
  • Ein Schöpfgefäß zum Umfüllen der Maische aus dem Kochtopf in das Sieb
  • Geduld und einen großen Lappen, um Spritzer aufwischen

Ergebnis:

Ungehopfte Würze, also süße Plörre ohne Körner

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Hopfengabe: Her mit dem Hopfen! (Foto: StP)

Würze kochen – Schritt 3

Die Plörre heißt jetzt ‚Würze’ und an die muss Geschmack, keine Frage. Also her mit dem Hopfen! Erst einmal die Würze zum Kochen bringen, hier ächzt der Einkochtopf schon etwas vor Mühe. Dann je nach Rezept die Hopfensorten auswählen und zu den vorgegebenen Zeiten in die kochende Würze werfen. Spätestens jetzt riecht es etwas intensiver – besser vorher die Mitbewohner mit Bier aus Plop-Flaschen bestechen. Nach 40, 60 oder 90 Minuten ist das Kochen meist beendet, endlich.

Ausschlagen per Whirlpool – Schritt 4

Die Würze kocht nicht mehr, allerdings schwimmt seltsames Zeug in Deinem zukünftigen Bier: grüner Schlamm alias Reste des Hopfens und seltsame Fetzen, das ist ausgefallenes Eiweiß. Das Zeug muss raus! Also mit einem großen Löffel umrühren bis zum Riesenwhirlpool und zehn Minuten Geduld, dann hat sich das Meiste abgesetzt. Würze in einen grossen Eimer umfüllen und abkühlen lassen auf 20 Grad. Dauert gerne eine Nacht auf dem Balkon oder in der Badewanne mit kaltem Wasser.

Was brauchst Du zum Homebrewing?

  • Großen Topf (20l wären ideal) und Hitzequelle; ein Einkochtopf mit Zapfhahn geht gut
  • Großer Gäreimer (s. oben)

Ergebnis:

Der Anfang eines großartigen Bieres!

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Ab in den Gärbehälter! (Foto: StP)

Gären – Schritt 5

Alte Brauerweissheit: die Brauerin macht die Würze, die Hefe das Bier. Also ab mit der Hefe in Deine Würze, Deckel auf den Eimer und Geduld, Geduld, Geduld….

Was brauchst Du zum Homebrewing?

  • Hefe, trocken oder flüssig, passend zum Bierrezept auf jeden Fall
  • Geduld
  • Vielleicht eine Bierspindel, um den Stammwürzegehalt Deiner Würze zu bestimmt. Hilft Dir, den späteren Alkoholgehalt Deines Bieres zu errechnen.
Tief ausatmen, Hefe! (Foto: StP)

Tief ausatmen, Hefe! (Foto: StP)

Abfüllen und Reifen – Schritt 6

Nach ein bis zwei Wochen ist Jungbier in Deinem Eimer. Todesmutig könntest Du einmal probieren, so bekommst Du eine Ahnung von dem, was später aus der Flasche kommt. Allerdings ist es jetzt noch ohne ‚Zisch’ – die nötige Kohlensäure wird erst bei der Flaschengärung gebildet. Damit die auch in der Flasche entsteht, braucht es noch einmal ein bisschen Futter für die Hefe, Zucker ist die einfachste Lösung. Reinheitsgebotsfanatiker, ihr müsst mit Speise arbeiten.

Also her mit den sauberen Flaschen und das Bier hineingefüllt, dann den Plop-Verschluss drauf und die Flaschen eine Wochen bei Zimmertemperatur und eine Woche kalt lagern. So kann die Hefe den frischen Zucker ‚essen’, dabei noch ein bisschen Alkohol und – ganz wichtig – Kohlensäure für den ‚Plopp’ produzieren.

Verkosten – Hopfenhelden Junior

Stell’ eine Flasche kalt, such Dein bestes Glas raus, schalt Dein Handy auf Flugmodus und schnall Dich an – es wird entschieden, ob Du Dich Hopfenheld Junior nennen kannst!

Öffne die Flasche. Hoffentlich ploppt’s! Dann schön langsam eingießen. Bildet sich Schaum? Und jetzt wie immer gekonnt verkosten. Farbe? Geruch? Dann erst Geschmack. Wie läuft Dir Dein Bier über die Zunge?

Du wirst eine neue Hopfenheldin/Hopfenheld? Großartig. Und jetzt ruf’ Deine Freunde an, es wird Zeit für eine Party.

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