SCHOPPE BRÄU: He is legend.

Nina Anika KlotzIm Portrait

Thorsten Schoppe ist in der Craft Beer Welt eine Legende. Ein Pionier und ein Dinosaurier. Und darüber hinaus noch ein echt dufte Typ. Erfolg ist aber, sagen nicht nur die Businesskasper, ein Dauerlauf. Auch wer, wie Schoppe Bräu, schon lange unterwegs ist, muss weiter. Von einem der viel geschafft und noch verdammt viel vorhat. 

Was soll man sagen? Der Thorsten Schoppe war eigentlich immer schon da. Da, in Berlin. Schoppe Bräu, damals am Südstern in Neukölln, gab es, als noch keiner da wusste, was ein Ippa und Pahleahle sind. Er war da, als diese ganze Sache mit dem Craft Beer begann. Hatte schon geschätzt 150 verschiedene Biersorten mit Kommilitonen während seines Studiums an der Versuchs- und Lehrbrauerei Berlin (VLB) gebraut, als drum herum alles noch komplett Helles und Pils war. Und er hatte sich schon für das Unternehmertum, das selber-eine-kleine-Brauerei-Gründen, entschieden, als alle anderen, die Brauen lernten oder studierten, noch ganz klar und sofort zu den Großen gingen, wo man ihnen gutes Geld zahlte und 32 Tage Urlaub im Jahr versprach.

Schoppe Bräu

Tank-Wart und Braumeister Thorsten Schoppe in seiner Brauerei am Pfefferberg. (Foto: StP)

Da hatte der Thorsten Schoppe aber keinen Bock zu. Also Geld und Urlaub per se natürlich schon – nur halt nicht um jeden Preis: „Irgendwie fand ich es in der Industrie nicht so packend“, sagte er damals schon. „In der Fabrik, wo ich meine Ausbildung gemacht habe, hätte man auch Wurst herstellen können und keiner hätte es gemerkt, weil alles in irgendwelche Tanks verpackt ist und nur Edelstahlleitungen hin und her fließen. Man sitzt den ganzen Tag am Computer, der macht alles, und am Ende hat man nichts gesehen, gerochen oder angefasst.“

Schoppe Bräu

Handwerklich im engeren Sinne des Wortes: Hier am Pfefferberg in Berlin braut Schoppe einen guten Teil seiner Biere…(Foto: StP)

Am Motto „Mit Hopfen, Malz und Muskelschmalz“ ist was dran

Am Pfefferberg im Prenzlauer Berg hingegen, da riecht es manchmal schon draußen auf dem Gehweg ein bisschen nach Malz. Da muss auch noch allerhand angefasst werden, Schoppe und sein Team schleppen ganz echt noch Malzsäcke und Zeug – bisweilen drei Stockwerke hoch und runter. Die Brauerei des Pfefferbräu, die Thorsten Schoppe nun seit fünf Jahren betreibt und wo er auch einen guten Teil, aber lange nicht alle, seiner Schoppe Bräu Biere braut, ist in einen Berg hineingebaut. Nicht ideal, aber gut für jetzt, befindet der Bräu. Denn auch wenn er den Traum von einer eigenen, großen und selbstgeplanten Brauerei nicht aufgibt, hat er jetzt erst einmal etwas anderes auf dem Zettel: das Projekt Schoppe-Regio-Genuss-Gastro-Welt ist in vollem Gange. Unter der Brauerei wummert und hämmert es leise. „Schoppe Bräu Berlin & Friends – Coming soon!“ steht auf den Plakaten, mit denen die Fenster zur Baustelle an der Schönhauser Allee abgeklebt sind.

Schoppe Bräu

…und sogar ausgetrebert wird hier von Hand. (Foto: StP)

Thorsten Schoppe und Christian Schulze sitzen an einem Tisch im sonst leeren Gastraum des Pfefferbräu. Beide kommen ursprünglich aus Niedersachsen, sind aber schon so lange in der Hauptstadt, dass man das Wahl- bei Wahlberlinern gut und gerne weglassen könnte. Schulze ist eigentlich gelernter Koch. Ein richtig guter. Einer, der schon auf mallorquinischen Charteryachten für A-Promis gekocht hat und zusammen mit seiner Frau in Charlottenburg ein Restaurant namens „Le Compagnon“ betrieben hat, in dem sonst recht knurrige Restaurantkritiker zu schnurren begannen und das sowohl im Gault Millau als auch im Guide Michelin gelobt wurde. Heute ist der Geschäftsführer der Schoppe-Brauerei. Und Chef des Restaurantprojektes.

Schoppe Bräu

Koch und Brauerei-Geschäftsführer Christian Schulze. (Foto: Schoppe Bräu)

Gastro-Projekt Schoppe & Friends

Geplant sind dort unterhalb des Pfefferbräu ein Speiserestaurant, ein Taproom, eine eigene Bäckerei mit einem Dampf-Backofen und eine kleine Metzgerei. Und das alles in den ehemaligen Räumen des Nachtclubs Bassy – der wirklich nur ein ziemlich kleiner Club war. „Es wird alles dementsprechend eng. Aber das, was wir in unserem Restaurant verkaufen, wollen wir überwiegend selber machen“, erklärt Christian Schulze. „Für Gemüsebeete war leider kein Platz. Das beziehen wir also noch. Naja, und Bier kommt natürlich von Schoppe, aber auch von ein paar befreundete Brauereien.“

Schoppe Bräu

Zwei von vielen: Schoppe-Biere im Sonnenschein. (Foto: NAK)

Dabei könnte man allein mit den Schoppe-Bieren eine ziemlich lange Tap-Line füllen:  20 verschiedene Sorten haben sie dauerhaft im Portfolio. Von Holy Shit (Double IPA und der ewige Flaschenbierbestseller des Hauses) bis Black Flag (Imperial Stout). Von der Molle (Helles Lager) bis zur Berliner Schnauze (Dunkles Lager). Flower Power (Session IPA) und Sommermärchen (gestopftes Weizen). Und natürlich der newest shit: Juice (NEIPA) und No Juice (Alkoholfreies). Saurer Nick (Sauerbier mit Mirabellen) und Laser Samurai (Reisbier mit Zitronengras).  „Wahnsinn, oder?“ staunt der Chef selbst. Ist irgendwie so gekommen. Sagt er. Als er mit Schoppe Bräu 2001 angefangen hat, braute er nämlich noch nur exakt zwei Sorten. Aber andererseits: „Ich habe ja auch keinen Bock, mich hier jeden Tag hinzustellen und immer nur Pils zu brauen. Damit könnte ich einen entspannteren Job irgendwo bei Kindl-Schultheiss machen.“

Die Rezepte für seine Biere seien, so Schoppe, nicht in Stein gemeißelt. Da ändert er schon hier mal etwas oder da – und oft genug kommt eben ein ganz neues Bier dabei heraus. „Das wird auf jeden Fall nicht langweilig, und darum geht es ein Stück weit ja auch: Einfach mal was Neues zu machen und für jede Gelegenheit ein Bier zu haben. Letztendlich geht es um Vielfalt. Das ist der Knackpunkt bei der ganzen Craft oder Nicht-Craft Geschichte.“ Mehr möchte er speziell dazu eigentlich auch nicht sagen, denn: „Die Craft-Diskussion an sich ist einfach tot.“ Er will da auf keinen Fall noch irgendetwas herum definieren. Schoppe macht, was Schoppe macht.

Schoppe Bräu

Das Gasthaus Pfefferbräu, wo Schoppe Bier gebraut und getrunken wird. (Foto: StP)

Hausbier, Schoppe-Bier und Bio Bier

Und das ist an sich ja schon eine ganze Menge: Thorsten Schoppe braut also die Hausbiere des Pfefferbräu, 20 ständige Biere und ungezählte Spezialsachen unter der Marke Schoppe Bräu und er macht die Bär-Biere. Schoppes Bär, das ist die Bio-Linie des Hauses. Mittlerweile sechs Biere (Pils, Weizen, Pale Ale, IPA, Porter und Alkoholfrei) produziert er da, als zertifizierte Biobrauerei. „Wenn du hochwertiges Bier braust, das sagt auch der Thorsten immer, dann ist Bio sowieso nicht weit“, erklärt Christian Schulz. „Wir haben jetzt eigentlich schon komplett umgestellt: Das ganze Malz, also auch im konventionellen Bereich, ist bei uns bio.“ „Unser Wasser ist tatsächlich vitalisiert, weil wir ja mit Leitungswasser brauen und keinen Brunnen haben. Da wird das Wasser verwirbelt und energetisiert – für alle, die das wissen wollen“, ergänzt Thorsten Schoppe und grinst ein bescheidenes Schoppe-Grinsen. „Und bei der Hefe benutzen wir eigentlich immer nur Reinzuchthefe. Da haben wir dann letztendlich auch keine Verschleppung von irgendwelchen konventionellen Geschichten. Nur beim Hopfen kriege ich manchmal einfach keinen Organic-Moasic – da bin ich froh, wenn ich überhaupt konventionellen Mosaic bekomme. Deswegen haben wir da noch diese Spreizung im Sortiment – zwischen konventionellem und Bio-Bier. Aber ganz generell verwende ich bei allen Bieren einfach so viele Biozutaten, wie möglich.“

Schoppe Bräu

Schoppes Holy Shit IPA supersuperextrafrisch. (Foto: StP)

Ob er sich das alles wohl so vorgestellt hat, als er vor knapp 20 Jahren anfing zu brauen? So viele Biere, die eigene Gastro, all das? Vermutlich nicht. So etwas wächst eben so. Wie man selbst auch. Nur: stehenbleiben darf man halt nicht. Christian Schulze und Thorsten Schoppe haben durchaus konkrete Ziele, die sie mit Schoppe Bräu weiter verfolgen: „Wo es uns noch ein bisschen fehlt, ist, dass man uns in Hintertupfing auch kennt“, sagt Schulze. Und: „Craft Beer Shops sind für spezielle Sachen sicherlich die richtige Anlaufstelle – ein gutes IPA sollte man aber auch im Einzelhandel finden. Hier deutschlandweit noch stärker zu werden ist ebenso unser Plan, wie das Thema Fassbier in der Gastronomie weiter voranzutreiben.“ Und so arbeiten sie also im Herzen von Berlin daran, die Herzen von Hintertupfing zu erobern. Wenn das keine echte Passion ist, was  ist es dann.

>>> Wir haben Thorsten Schoppe im Sommer 2013 in seiner damaligen Brauerei am Südstern schon einmal besucht. Da hat er uns erzählt, warum er eigentlich Lehrer werden wollte und ein Surfbrett in seinem Bierlager schimmelt. Mehr auf der nächsten Seite