Ich weiß nicht, ob es in den Niederlanden auch Yps-Hefte gab. Aber es gibt da etwas, das für mich so etwas wie Yps für Erwachsene ist: Dr.-Raptor-Dosen. Zum Schließen einer Wissens- oder Erinnerungslücke: Yps war ein Comic-Magazin mit einem sogenannten Gimmick. Das waren Dinge, die man zum Beispiel als angehender Detektiv oder Agent unbedingt gebraucht hat. In der Folie, in die das Heft eingeschweißt war, fand man aber auch Dinge wie das Knochen-Spiel der Urzeit-Menschen, eine Wundermünze und andere Ausrüstung für Zauberer, einen Weltraum-Roboter, ein Weitschuss-Blasrohr, das Belagerungs-Katapult der Wikinger, lebende Wunder-Bohnen und ebenfalls lebende Urzeitkrebse. Eine der wichtigsten Yps-Figuren, und damit ein Held der Kindheit, war ein kariertes Känguru.
Uiltje aus den Niederlanden
Der Star der Dr.-Raptor-Dosen ist eine durchgeknallte Eule. Auf dem Etikett gibt es einen kleinen Comicstrip. Das Gimmick ist Bier – wundervolles Bier. Es kommt aus der Uiltje-Brauerei in Haarlem. Uiltje heißt Eule. Und davon gibt es auf den Etiketten der niederländischen Brauerei einige. Aber keine ist so verrückt, ja geradezu diabolisch wie Dr. Raptor. Er sei „völlig außer Kontrolle“ werde über ihn gesagt, munkelt man bei Uiltje. Und alle, die das sagen, gibt man in der Brauerei unumwunden zu, „haben wahrscheinlich Recht“. Der „berüchtigte Dr. Raptor“ sei schließlich „ein nicht ganz gewöhnlicher Arzt“. „Mit seinen dubiosen Absichten“ erfinde er „die ungeheuerlichsten, abscheulichsten und verabscheuungswürdigsten Dinge, die man sich vorstellen kann, denn er ist in der Tat ein grausamer Verrückter“, heißt es in der Brauerei. Und es wird gewarnt: „In einer stürmischen, dunklen Nacht, vor nicht allzu langer Zeit, packte Dr. Raptor sein Meisterwerk ein. Es lebt, es ist lebendig!“
Begleiter für kalte Winterabende
Wer jetzt denkt, dass die Uiltje-Leute mehr Leidenschaft ins Geschichtenerzählen investieren als ins Bierbrauen, der irrt. Denn dieses „Meisterwerk“ ist wirklich eins: ein Double IPA mit 8,2 Vol. %, das mit Abstand hopfigste Bier in Uiltjes Nest.
In der Nase kommt dieses kupferfarbene Bier recht friedlich daher. Die Fruchtnoten sind dezent. Im Mund explodiert dann aber eine Geschmacksbombe: dunkle Früchte und eine Bittere, die mit 75 IBU gnadenlos zuschlägt – und lange verweilt. Wenn das Bier etwas wärmer wird, werden die Fruchtnoten intensiver. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, dass es im Rumfass gelagert wurde. Man spürt den Alkohol, ohne dass das Bier spritig schmeckt. Dieses Double IPA ist eine Wucht und wegen der wohligen Wärme, die es verursacht, ein wundervoller Begleiter für kalte Winterabende.
Wildgerichte passen gut dazu
Dieses Bier ist kein Speisebegleiter, es lässt sich höchsten von Speisen begleiten. Wer sich mit Dr. Raptors „Frankenstein Beer“ also alleine fürchtet und etwas dazu essen will, dem sei ein Wildgericht (Wildschweinbraten oder Hirschgulasch zum Beispiel) empfohlen, am besten mit Rotkraut oder Rosenkohl.
Wer sich Dr. Raptors Meisterwerk unkompliziert nach Hause liefern lassen möchte, wir bei der Bierothek fündig.
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(Foto: Martin Rolshausen)
(26. Oktober 2024)