Die besten Brauer Österreichs

Martin Rolshausen

Das mit den Bierstilen bei Wettbewerben ist nicht ganz so einfach, findet Rainer. Er und seine Partnerin Olivia haben zum Beispiel gerade den Preis für das beste amerikanische Ale bei der Austrian Beer Challenge (ABC) gewonnen. Die beiden brauen seit 2019 unter dem Namen „Pit & Pendulum Brewing“ für den Privatgebrauch – sind also in der Gruppe der Hobbybrauer bei der ABC angetreten. Mit ihrer Kreation „Avantgarde“ haben sie diese Kategorie bereits im vergangenen Jahr gewonnen. Das zeigt zum einen: Auch Homebrewer können die Qualität ihrer Biere stabil halten.

Bière de garde oder American Wild Ale

Zum anderen: Die Bierstilgrenzen sind mitunter fließend. Olivia und Rainer haben nämlich im Wettbewerb der „Amerikanischen Ales“ mit einem Bière de garde gewonnen, also einem in Nordfrankreich beheimateten Bierstil. Alte Europäische Bierstile sind das, was die beiden mögen. Ihr mit Brettanomyces-Hefe gebrautes Bière de garde gehe aber natürlich auch als American Wild Ale durch, sagt Rainer mit einem Augenzwinkern

„Akademische Biere“

Mit zwei weiteren ABC-Platzierungen sind Olivia und Rainer aus Wien vorne dabei im Feld der besten österreichischen Hobbybrauer – wie unter anderem auch die Pauls aus Niederösterreich, Jörg’s Brauer und Brautastic aus Oberösterreich, die Privatbrauerei Kremmel und die Hopfenkocher aus Vorarlberg, Maßweger Bräu aus der Steiermark oder Mell Ale aus Salzburg.

Die Staatsmeister-Urkunde für das beste Wiener Lager im Hobbybrauerwettbewerb nahmen (von links) Michael Geissler, Marina Ebner und Michael Maurer entgegen. Foto: Martin Rolshausen

Aufs Treppchen ganz nach oben haben es auch zwei „akademische“ Biere geschafft: Sude des FH Campus Wien und der BrewCrew der FH Oberösterreich. Als „didaktisches Vehikel“ setzt er das „Scientific Brewhouse“ in seinem Fachbereich Bioengineering ein, erklärt der Wiener Professor Michael Maurer. Die angehenden Biotechnologinnen und Biotechnologen lernen so seit 10 Jahren praxisnah alles, was sie brauchen – von der Technik bis zur Qualitätskontrolle. Das lasse sich dann auch auf andere Bereiche übertragen, erläutert Maurer – etwa auf die Pharmazie, wenn es um „sichere Medikamente“ geht.

Für ihn sei es schön, „Leidenschaft und Profession“ auf diese Weise zusammenbringen zu können, sagt der Professor. Dass sein Brauteam dann in der Heimbrauerwertung auch noch das beste Wiener Lager zustandegebracht hat, krönt diese Arbeit auf besondere Weise – ebenso wie die der oberösterreichischen Studierenden, die in der Kategorie „Export- und Festbiere“ punkteten.

Während das Ottakringer-Team jubelte, hielt sich Moderatorin Ursula Huber außerhalb des Rampenlichts abseits. Foto: Martin Rolshausen

Bei den Profis, also in der Wertung der gewerblichen Brauereien, verteidigte die Wiener Ottakringer ihren Vorjahrestitel als beste Brauerei Österreichs. Zum Erfolg beigetragen hatten nicht nur gute Platzierungen der Biere der Traditionsbrauerei selbst. Auch die Kreativbierabteilung, das Ottakringer Brauwerk, hatte einen Anteil am guten Abschneiden.

Das „Best of Show“-Bier war die Überraschung des Abends. Aus allen Gewinnerbieren hatte die international besetzte Jury ausgerechnet ein alkoholfreies als das Faszinierendste ausgewählt. Gebraut wird das Hazy Neipa von einer Brauerei, deren Vertreter beim Preisverleihungsabend am Freitag (6. Oktober) öfter auf dem Siegertreppchen stand: die Biermanufaktur Locium aus Kärnten.

Die österreichischen Brauerinnen und Brauer sind nicht nur kreativ, wenn es um Bier geht. Foto: Martin Rolshausen

Der Austrian BeerTasting Community Award, also das zum ersten Mal ausgeschriebene „Publikumsvoting“ im Rahmen der Austrian Beer Challenge, ging an das Ratsherrn Premium der Braukommune Freistadt. Organisiert wurde die Abstimmung von der BeerTasting-App des Bierversandhändlers KALEA. Die eingereichten Biere wurden anonymisiert, verpackt und verschickt. Die Kundinnen und Kunden konnten sie dann mit Hilfe der App bewerten. Getestet hat in diesem Fall also keine Profi-Jury, sondern ergänzend zum offiziellen Wettbewerb „Herr und Frau Österreicher“, wie KALEA-Chef Peter Reimann es formulierte.

669 Biere wurden eingereicht

Für Harry Mittermaier, den Präsidenten der österreichischen Interessensgemeinschaft der Bierkonsumenten (BierIG), die die Austrian Beer Challenge organisiert, hat der Wettbewerb wieder einmal gezeigt, dass „die Biervielfalt lebt“. 669 Biere wurden in diesem Jahr in 19 Kategorien eingereicht, 349 vom Heimbrauerinnen und Heimbrauern, 320 von gewerblichen Brauereien. Das sind in beiden deutlich mehr als im vergangenen Jahr.

(7. Oktober 2023)