Lenny's Artisanal Ale

LENNY’S ARTISANAL ALES: Premiere! Premiere!

Nina Anika KlotzIm Portrait

Berliner Craft Beer, hot and new. Und zwar wirklich new. Gab es so noch nie, nie, nie. Christian Lennartz braut mit Lenny’s Artisanal Ales Biere, die noch nie in Deutschland gebraut wurden. Zum Beispiel: Cream Ale.

Lenny's Artisanal Ales

„Ich bin Lenny“, sagt Christian Lennartz. Und Lenny macht Bier. (Foto: NAK)

Und dann war da plötzlich Lenny.

Lenny’s Artisanal Ales im Kashk in Berlin-Mitte, Lenny’s Artisanal Ales beim Herman, Lenny’s im Hopfenreich in Kreuzberg. Sicher: This is not America. Hier stimmt die ohnehin dämliche Metapher von den „Craft Breweries, die wie Pilze aus dem Boden sprießen“ (Ja, right, als ob es so einfach wäre!) nicht, hier macht nicht jeden Tag eine neue Brauerei auf. Die Situation der ständig Neuen ist keineswegs unübersichtlich. Aber: Trotzdem fällt nicht jedes neues Craft Beer gleich so auf wie Lenny’s. Denn Lenny hat weder ein Pale Ale noch ein Helles am Start. Dieser Lenny bringt Biere nach Deutschland, die es hier noch nicht gegeben hat. Wirklich: Lenny’s „Bonanza Huila Coffee Cream Ale“ ist das erste Cream Ale auf dem deutschen Markt. Überhaupt. Und auch das Smoked India Dark Ale hat es so noch nie gegeben.

Aber wer ist eigentlich Lenny?

Lenny's Artisanal Ale

Und das ist Lenny’s Bier. Hier das Smoked India Dark Ale auf der Tafel des Kaschk. (Foto: NAK)

„Ich bin Lenny“, sagt Lenny und nickt kurz. „Also eigentlich Christian, aber alle nennen mich Lenny.“ Gut, also: Lenny. Dann erzähl doch mal – wer bist du, woher kommst du, und was hat es mit Lenny’s Artisenal Ales auf sich.

Kein Jahr hier, aber schon ein bisschen berühmt

Bevor Lenny sich an einen der Tische im Kaschk setzten kann, muss er erst noch ein paar Freunden Hallo sagen. Hinter der Bar. Und draußen. Ach, und da kommt noch einer, den er kennt. Hey, wie geht’s. Das merkt man schnell: Lenny ist einer der bestvernetzten Craft Beer Aficionados in ganz Berlin.

Und das, obwohl der 23-Jährige noch nicht ganz ein Jahr hier ist. „Berlin war die einzige Stadt in Deutschland in die ich ziehen wollte“, sagt er. „Berlin finde ich richtig gut. Den Rest von Deutschland? Nicht so.“ Geboren und aufgewachsen ist Lenny in Mönchengladbach. Da fing er als Sechzehnjähriger an, sich intensiv mit Bier zu beschäftigen – sprich: eine Menge davon zu trinken. Er meldete sich bei einer Online-Bier-Rating-Community an und verkostete engagiert los. „Angefangen habe ich mit den Sachen aus dem Supermarkt. Aber so richtig gut fand ich die nicht. Dann bin ich ziemlich schnell zu spezielleren und kreativeren Bieren gewechselt und habe mich so mehr oder weniger durch die Welt der guten Biere probiert.“

Und so beschloss Lenny, Bier zu seinem Beruf zu machen und begann eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer. Bei der altehrwürdigen Uerige-Brauerei in Düsseldorf.

Lenny's Artisanal Ales

Lenny’s Artisanal Ales sind aktuell im Kaschk am Hahn. Und wenn man Glück hat, zapft es einem der Brauer selbst. (Foto: StP)

 

Gut möglich, dass Lenny da auch nach seinem Abschluss hätte bleiben und weiter Alt und Doppelsticke brauen können. Aber Lenny wollte nicht. Er hatte einen Traum. Schon seit zehn Jahren. Den zu erfüllen war er sich irgendwie schuldig: „Ich wollte immer schon nach Neuseeland reisen“, sagt er. „Die Natur da ist einfach faszinieren. Und ein bisschen auch wegen des Kiwis“, der Vögel, sagt er. Seine Lieblingstiere.

Also packte Lenny seine Sachen und ging für elf Monate ans andere Ende der Welt. Er fuhr per Anhalter durch die ganze Nordinsel und half dann bei der Hopfenernte auf der Südinsel. „22 verschiedene Hopfensorten“, erzählt er. „Ziemlich cool.“ Einen Monat arbeite er auch in einer preisgekrönten Craft Beer Brauerei Croucher Brewing in Rotorua. „Dort haben wir dann auch eine Collaboration-Bier gebraut, ein ‚Baltic Chocolate Cherry Porter'“, sagt er. Und natürlich trank er viel Bier – und holte sich Ideen.

Lenny’s Artisanal Ales: Inspiriert in Neuseeland

Zum Beispiel zu seinem Cream Ale. Zuerst einmal: Cream Ale. Wer weiß, was das ist? Wirklich? Ha! Also gut: Cream Ales werden meistens mit Adjuncts , insbesondere Mais, gebraut. Und: Cream Ales sind sowohl unter- als auch obergärig. Eine ziemlich schräge Sache also. Oft aber nicht besonders stark (um 4,3 Vol.%) und ein bisschen fad. „Als ich mein erstes Cream Ale getrunken habe, fand ich es nicht so spannend, sah aber ein tolles Potenzial in diesem amerikanischem Bierstil““, sagt Lenny. „Aber ich dachte, es könnte eine gute Basis sein.“ Basis, um etwas daraus zu machen. Ein Coffee Cream Ale zum Beispiel.

In Berlin angekommen baute Lenny den Craft Beer Shop „Bierlieb“ in Friedrichshain mit auf und leitete dort Braukurse. So lernte er die Betreiber der Bonanza Coffee Heroes, Berlins führende Speciality Coffee Röster, kennen. Passt ja irgendwie, dass diese Third-Wave-Coffee-Jungs sich auch für Craft Beer erwärmen können. Und von Lenny zu einer Kooperation überreden ließen. „Wir haben sechs, sieben verschiedene Kaffeesorten zusammen verkostet und uns dann entschieden, mit welchem wir das Bier brauen wollen – dem Huila Coffee aus Kolumbien“, erzählt Lenny.

Lenny's Artisanal Ales

HIer gibt’s Lenny und manchman auch Lenny’s Artisanal Ales – im Kaschk. (Foto: StP)

Im Grunde ist Lenny’s Coffee Cream Ale „kaffeegestopft“: „Wir haben nach der Hauptgärung geschrotete Kaffeebohnen und Filterkaffee in den Lagertank gegeben“, erklärt er. “Der Kaffee kommt aus der Kaffeerösterei Bonanza für die Jonathan arbeitet, dort wird der Kaffee bei niedrigen Temperaturen vorsichtig und leicht geröstet um viel Aroma zu erhalten.“ Dann haben sie den Kaffee bei 93 Grad aufgegossenen und gut gefilterten. Das ist wichtig: „Wir wollten so wenig Öle wie möglich aus dem Kaffee in das Bier bringen.“ Weil Öl doch der Schaukiller Nummer Eins ist.

Gebraut haben Lenny und die Bonanza-Jungs ihr Bier im Pfefferbräu, auf der Braueranlage, auf der Thorsten Schoppe auch seine Biere braut. „Ich mache meine Rezepte selbst und Thorsten lässt mich beim Brauvorgang soviel wie möglich selbst machen, passt aber natürlich mit auf und unterstützt beim führen seiner Brauanlage“, sagt Lenny grinsend. Ist aber alles gut gegangen. Und rausgekommen ist ein leichtes Bier mit einer ganz erstaunlich frischen Kaffeenote.

Seine knapp 1000 Liter davon hat Lenny ausschließlich in Fässer gefüllt, die er nun mit sehr viel Einsatz, Liebe und einer Sackkarre in Berlin verteilt. Sie sind ziemlich gefragt. Wer nämlich Lenny’s erstes Bier, das Smoked India Dark Ale hatte, weiß, dass man die außergewöhnlichen Lenny-Biere gut losbekommt.

Lenny’s Artisanal Ales: Rauchbier in nicht ganz so krass

„Ich habe so vier, fünf Lieblingsbierstile“ erzählt Lenny, „und Rauchbier ist eins davon. Dabei finde ich es eigentlich schade, dass viele Rauchbiere für Einsteiger viel zu heftig sind. Die trinken das und denken oft: Bah, was ist denn das?“ Damit bleibe Rauchbier in Deutschland weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, findet Lenny. „Also dachte ich, ich mache mal ein Rauchbier, das nicht so rauchig ist. Allerdings muss man ja, wenn man etwas weglässt, etwas anderes hinzufügen.“ Hopfigkeit, zum Beispiel. Lenny hat sein Smoked India Dark Ale mit Motueka aus Neuseeland, Galaxy aus Australien und Amarillo aus den USA gehopft. Das Ergebnis war wie bereits gesagt ebenfalls ziemlich einzigartig.

Wenn es nach Lenny geht, darf es genau so weiter gehen: „Es gibt noch viele Biere, die es so in Deutschland noch nicht gegeben hat.“ Ein Pale Ale oder ein Helles dürfe man in nächster Zeit also nicht von ihm erwarten. Aber sonst so einiges.

Lenny's Artisanal Ale

Lenny zapft. Tatsächlich: Seit Kurzem jobbt der Brauer im Berliner Kaschk. (Foto: NAK)