Crew Republic: Sturm im Bierglas

Martin RolshausenBier, Im Gespräch, Meinung, Uncategorized

„Einschnitte bei CREW Republic“ – kaum hatte das Magazin „Inside“ Mitte der Woche die Information rausgehauen, dass die Brauerei in Unterschleißheim geschlossen wird, da wurde er auch schon wieder angestimmt: der Abgesang aufs Craft Beer. Ist Kreativbier in Deutschland tot? Hat es je gelebt? Ist es nicht absolut egal, wer Bier braut, Hauptsache, es schmeckt? Wenn es eine Brauerei wie die in Unterschleißheim schon nicht schafft, wer denn dann? Sind die nicht selbst schuld, wenn sie sich mit einer Großbrauerei wie Bitburger einlassen? Die meisten Antworten auf all diese Fragen kamen irgendwie auf den Punkt: Deutschland ist kein guter Ort für dieses Craft Beer, auch wenn man es hier Kreativbier nennt (und Österreich und die Schweiz auch nicht).

Das teilt CREW-Republic mit

Was ist passiert? Die CREW-Republic-Gründer und Geschäftsführer Mario Hanel und Timm Schnigula haben Folgendes mitgeteilt:

„CREW Republic braut künftig in Bitburg

Um auf die Vielzahl der technischen und logistischen Anforderungen besser reagieren zu können, wird die Produktion der CREW Republic-Biere verlagert und der Standort Unterschleißheim geschlossen. Unter der Aufsicht der beiden Gründer und Gesellschafter Mario Hanel und Timm Schnigula werden die Biere zukünftig in Bitburg gebraut, unter anderem auch in der produktionsseitig eigenständigen Versuchsbrauerei. Die Versuchsbrauerei bietet die optimalen Voraussetzungen, um die Qualität und Vielfalt der CREW Republic-Biere nachhaltig sicherzustellen, so die CREW Republic-Gründer Mario Hanel und Timm Schnigula. Diese kleine Brauerei wurde vom einstigen Bitburger-Geschäftsführer Dr. Axel Simon als eigenständige Braustätte für spezielle, hochwertige und kleinere Produktchargen gebaut und ist technisch auf allerhöchstem Niveau.

Brauerei wird bis Ende März geschlossen

Der Standort von CREW Republic in Unterschleißheim bei München wird Ende März 2024 geschlossen. „Die wirtschaftliche Lage unserer Brauerei war in Folge der Corona-Pandemie bereits äußerst angespannt, weswegen wir als Inhaber auch stets aktiv Partnerbrauereien gesucht haben. Angesichts der nach wie vor enorm angespannten Kostensituation ist ein wirtschaftlicher Betrieb unseres Standorts in Unterschleißheim zukünftig für uns nicht mehr darstellbar“, erklärt Hanel.

„Aus der ,Craft‘-Nische herausholen“

Mario Hanel: „Mit der Bitburger Braugruppe besteht seit dem 1. Januar 2022 eine langfristig angelegte Vertriebs-Kooperation. Wir sind zusammen an den Start gegangen, um gemeinsam den deutschen Markt für hopfige Bierspezialtäten aus der ,Craft‘-Nische herauszuholen. Dies ist uns dank des starken Vertriebs der Bitburger Braugruppe in Gastronomie, Handel und Export gelungen, wo wir unsere Produkte jetzt einem noch größeren Kundenkreis anbieten können. Insbesondere die Erfolge mit unseren Bestsellern Drunken Sailor – IPA, unserem neuen Jackpot – Hazy IPA, aber auch mit unserem Trooper – Progressive Lager in Zusammenarbeit mit der Heavy-Metal Legende Iron Maiden freuen uns sehr.“

Gebraut wird in Bitburg

Timm Schnigula: „Die Versuchsbrauerei in Bitburg macht es uns möglich, weiterhin selbständig spannende Biere zu entwickeln. Der Standort ermöglicht zugleich, die gesteigerte Nachfrage nach unseren hopfigen Bierspezialitäten zu bedienen, da wir auf die modernsten Produktions- und Logistikanlagen in Bitburg zurückgreifen können. Ein weiterer Benefit für mich ist der Zugriff auf die gesamten Analyse- und Qualitätskontrollmethoden des hervorragend ausgestatteten Labors.“

Einige Fragen offen

Da bleiben einige Fragen offen. Was passiert mit Bitburgers Kreativbiermarke Craftwerk? Wie eigenständig ist Crew Republic wirklich, wo doch Bitburger knapp über die Hälfte der Anteile hat? Wird nun noch mehr das versucht, was Großbrauereien für gewöhnlich so machen: Marktanteile über einen Preiskampf zu gewinnen? Bitburger-Pressesprecher Tristan Tarpani verweist an Mario Hanel. „Weiterführende Fragen bzw. Interviewanfragen können wir zu dieser Zeit leider nicht beantworten“, lautet der Kommentar von Mario Hanel und Timm Schnigula.

„Wir haben eh die beste Bierkultur“

Und was heißt das jetzt? Die CREW geht ihren Weg. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass eine Brauerei einen Rückschlag erlitten hat und versucht, das Beste draus zu machen. Nicht irgendeine deutsche Craft Brewery, klar, aber nur eine von vielen mit Potenzial. Kreativbier wird es in Deutschland weiter schwer haben. Das hat viele Gründe. Sie ändern sich nicht durch die Entwicklungen bei CREW Republic: Bier ist in Deutschland für viele Konsumenten etwas, das wenig kosten darf. Das hat auch damit zu tun, dass in den Supermärkten teilweise absolut irrsinnige Preiskämpfe geführt werden. Die Brauereien haben über Verträge, die in anderen Ländern so nicht möglich sind, die Gastronomie in weiten Teilen im Griff. Und in Deutschland sind das „Es war schon immer so“ und das „Wir haben eh die beste Bierkultur“ womöglich auch etwas ausgeprägter als andernorts. Um nur einige Gründe zu nennen.

Da geht noch was!

Die Veränderungen bei CREW Republik sind für deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein schwerer Schlag. Sie sind aber für die Branche nicht mehr als ein Sturm im Bierglas. Vor allem aber kein Grund, den Abgesang auf Kreativbier in Deutschland zu singen. Da geht noch was!

(Foto: CREW Republic)
(17. Dezember 2023)