Pax Bräu

PAX BRÄU: Ein bisschen Frieden

Nina Anika Klotz

Andreas Seufert war eigentlich schon überall auf der Welt – aber nur, um wieder zurückzukehren in die Rhön. Dort hat er vor fünf Jahren eine Brauerei gegründet, deren Name ein Reisesouvenirs ist: Pax Bräu

Es ist schon verrückt, wie man manchmal so weit reisen muss um etwas eigentlich ganz naheliegendes zu finden. Den Namen für seine Brauerei in Oberelsbach in der Rhön, knapp 3000 Einwohner und in der Nähe von eigentlich nichts, Fulda vielleicht oder Schweinfurth, den Namen für diese Brauerei fand Andreas Seufert in Laos. Oder viel mehr kam seine Freundin drauf, als sie 2007 mit dem Rucksack durch Südostasien getourt sind und dabei viel in irgendwelchen Bussen und noch viel mehr an irgendwelchen Bushaltestellen herumgehockt sind und gewartet haben. Einmal saßen sie da auch in Pakse. Klingt wie Pax. Lateinisch: Frieden. Und das war genau, wonach sie gesucht haben. Den Slogan für seine eigene Brauerei hatte Seufert nämlich schon längst im Kopf: „Lasst uns Schwerter zu Zapfhähnen schmieden“ – Pax Bräu.

"Lasst uns Schwerter zu Zapfhähnen schmieden" - das Motto von Pax Braeu (Foto: StP)

„Lasst uns Schwerter zu Zapfhähnen schmieden“ – das Motto von Pax Braeu (Foto: StP)

Das Pax Bräu-Motto war mal ein Trinkspruch

„Ich hatte meinen ersten Braumeisterschultag am 11.September 2001. Der Beginn einer Zeitenwende in Sachen Sicherheitspolitik. Über Krieg und Frieden wurde da ganz neu diskutiert. Auch bei uns angehenden Braumeistern“, erzählt Seufert. „Abends in der Kneipe, wo wir regelmäßig das Meisterschulgeschehen verarbeitet haben, hat einer dann den Trinkspruch ausgebracht: ‚Drum lasst uns also Schwerter zu Zapfhähnen schmieden; trinken für den Frieden.‘ Da dachte ich mir: Das ist stark, das merke ich mir. Und wenn ich mal eine Brauerei gründe, dann wird das mein Motto.“ Bis dahin allerdings verging noch ein Weilchen und wieder musste Seufert erst sehr weit in die Ferne ziehen, bevor er nach Hause zurückkam, in die Rhön, um dort zu brauen und zu bleiben. Er arbeitete als Braumeister in Vietnam, nahm Großsudhäuser in Russland und Südafrika in Betrieb, war in Südkorea und der Türkei bis er zuletzt in China arbeitete. Als dieser Auftrag 2009 beendet war, beschloss er sich selbstständig zu machen. So richtig. Und so ganz anders als er es gesehen hatte: „Wenn in einem Sudhaus mehr Dosage-als Produktpumpen stehen, wenn da Phosphorsäure, technische Milchsäuren und Enzyme ins Bier geschüttet werden und es immer nur darum geht, Produktionszeiten zu verkürzen, weil Zeit Geld ist, dann ist das nicht meins“, sagt er. Ja, sicher, im Ausland ist das noch mal anders, da berufen sie sich ja noch nicht mal auf das Reinheitsgebot, aber auch deutsche Großbrauereien wollen erstens Profit und zweitens auch Bier machen, findet Seufert. Also eben: Nicht seins. Deshalb: Selber machen.

Leider leer - Pax Bräu Gläser, die auf den Einsatz warten (Foto: StP)

Leider leer – Pax Bräu Gläser, die auf den Einsatz warten (Foto: StP)

Ist der Craft Beer Boom wahnsinnig geil? Oder doch nur Wahnsinn?

Seit 2002 hatte er in einem alten Kuhstall ein bisschen vor sich hingebraut, seit 2004 verkauft er auch was davon. So bei sich in der Gegend an „Leute, die auch vor dem höheren Bierpreis nicht zurückschrecken“, gerne auch „an so Hallodris wie mich, mit langen Haaren und Tätowierungen“, sagt er. Was dann passiert ist, liest sich in etwa so in der Erfolgsgeschichte jeder Craft Brewery: Irgendwie ging es dann furchtbar schnell durch die Decke. So viel Nachfrage. Und immer mehr. Als der Brauer davon erzählt scheint er selbst nicht so ganz zu wissen, ob er das nun wahnsinnig geil oder doch nur Wahnsinn finden soll. Es gibt eine Downside, keine Frage: „Ich weiß nicht, wie lange man solche sechzig bis achtzig Stunden Wochen durchhält“, sagt Seufert. „Außerdem habe ich zwei kleine Kinder, die sehen mich nicht oft. Das würde ich schon gern ändern.“ Sein Vater und sein Onkel helfen in der Brauerei. Letzterer wurde gerade Achtzig. „Und brauen kann keiner von denen. Wenn ich also ausfalle…?“  Im Herbst stellte Seufert nun seinen ersten Lehrling ein. Andreas Seufert fing mit einem Rauchbier und einem Weizen an. Dann wollte er aber auch mal ein Pale Ale brauen. Und ein Stout. Oder Porter? Witbier! Was Saures? Oder Spicebeer? Honig! „In meiner Brauerei ist die Produktionskapazität sehr begrenzt. Da kann ich keine sechs sieben Sorten ganzjährige machen.“ Und so kam die Idee mit dem Pax Bräu-Bierkalender: Jeden Monat ein neues Bier. Mittlerweile ist das so etwas wie das Pax-USP. Und ein cleveres Abomodell, was für Liebhaber und Fans. Läuft super. Und trotzdem hasst sich Seufert jedes Jahr im September aufs Neue für diese brillante Idee: „Immer wenn ich mich hinsetzten und das Zeug für die Broschüre zu dem Kalender schreiben muss, denke ich, ich hätte doch einfach beim Hellen bleiben sollen“, sagt er und lacht.

Pax Bräu

Andreas Seufert – Chef, Brauer und Mann für alles bei Pax Bräu (Foto: Stefan Peters)

 

Auf einen Blick


Pax Bräu

Andreas Seuffert, Oberelsbach
in Mikrobrauer-Map anzeigen

Bekannteste Biere:

Laufend wechselnde Biere. Der Pax Bräu Bierkalender gibt einen Eindruck vom Brauplan.