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SLOSH: Ein neuer Hobbybrauwettbewerb für Berlin

Clarissa Omiecienski

Eigentlich könnte die Berliner Heimbrauszene mal wieder einen Wettbewerb, aber vor allem ein Event rund um das schönste aller Hobbies gebrauchen. So dachten sich das Christian Gläser und Tim Hauke, selbst langjährige Hobbybrauer und Gründer von The Mash Pit, einem sozusagen „Coworking Space fürs Bierbrauen“. Und so entstand SLOSH.

Christian Gläser ist hierbei der Mann mit Wettbewerbserfahrung, denn er hat bereits 2015/2016 die Berlin Homebrewing Competition tatkräftig unterstützt. Zusammen mit Tim, Stone Brewing Berlin und BRLO geht die es nun in die nächste Runde mit SLOSH. Auch die Teilnehmer/innen sind wahrscheinlich schon fleißig am Brauen, Abfüllen oder lassen ihr Bier vielleicht schon fix und fertig in der Flasche gären. Eines ist für Christian und Tim auf jeden Fall sicher: Es wird aufregend und spannend!

Wie seid ihr auf SLOSH gekommen? Wie kam es zur Partnerschaft mit Stone und BRLO? 

Christian: Stone Brewing ist auf uns zugegangen, weil die wussten, dass wir so etwas schonmal organisiert haben. Deshalb hat sich da so eine Partnerschaft entwickelt. Die sind generell, vielleicht auch aus dem eigenen Werdegang heraus, total an der Homebrewingszene interessiert. Tradition ist es außerdem immer, dass Stone das Gewinnerbier eines Wettbewerbes mit einem Partner braut – da kam dann BRLO mit ins Spiel. Und natürlich sind beide Brauereien Top-Locations an denen das Bier on Tap geht.

Und wieso zu diesem Zeitpunkt? – Ihr steckt ja gerade voll in den Bauarbeiten für The Mash Pit.

Tim: Naja ich sag mal so: Wenn man etwas gern tut, dann halst man sich meistens zu viel auf, weil man auch einfach Lust auf die Sachen hat. Und das Ganze ist natürlich auch Jahreszeiten-abhängig. Die Qualität des heimgebrauten Bieres ist meist besser, wenn man das zur kühleren Zeit braut. Die Gärführung ist dann doch häufig noch sauberer.

Wieso SLOSH, welche Namensbedeutung liegt dahinter?

Christian: Na zum einen bedeutet to slosh hin- und herschwappen, zum anderen bedeutet to be sloshed sehr betrunken zu sein, genauer gesagt: besoffen. Und das passt ja beides ganz gut.

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Eins, zwei oder drei? Welches ist das beste Bier? (Foto: NAK)

Wie werden der Wettbewerb und  das „Brauevent“ im Mai ablaufen? Wo wird das Bier-Tasting abgehalten?

Christian: Das Biertasting und der eigentliche Wettbewerb finden bei Stone Brewing Berlin am 5. Mai in Mariendorf statt. Wir möchten diesmal so viele Bierbegeisterte wie möglich involvieren, deshalb bei Stone, da ist genug Platz. Zuerst testen die Teilnehmer/innen, Freunde/innen und Besucher/innen jeweils maximal zehn der eingereichten Biere in Gruppen, wir wollen ja, dass die Gäste fair und ernsthaft bewerten können. Die dadurch ausgewählten Biere kommen dann in der zweiten Runde vor die Fachjury. Das Gewinnerbier des Wettbewerbes wird anschließend von BRLO und Stone gemeinsam gebraut, denn, wie gesagt, das wird bei Stone Brewing so gemacht.

Wieso habt ihr euch entschlossen, zuerst das Publikum bzw. die anderen Teilnehmer verkosten und abstimmen zu lassen? Wieso kommt eure Fachjury erst in Runde Zwei zu Einsatz?

Christian: Geschmack ist teilweise sehr subjektiv, deshalb wollen wir nicht die Fachjury als Erstes auspacken. Im Endeffekt muss ein Craft Beer dem Großteil der Trinkerschaft schmecken und nicht einzelnen Fachmenschen. Wir versuchen deshalb auch, die Jury so durchmixt wie möglich zu halten. Es sollen nicht nur Sommeliers bewerten, sondern auch Leute, die viel über Bier schreiben und sich dadurch gut mit aktuellen Trends und dem Markt generell auskennen. Zusätzlich versuchen wir innerhalb des Fachkreises eine Geschlechterbalance hinzubekommen, damit möglichst viele Interesse und Geschmäcker vertreten sind. Unsere Jury besteht im Moment aus 6 Mitgliedern: Thomas Tyrell und Ralf Dorbandt von Stone, Michael Lembke und Veronica Menzel von BRLO, Peter Reed von Motel Beer und Cristal Peck von Parasite Produktions werden über Berlins bestes, heimgbrautes Bier entscheiden.

Wieviel Bier muss der einzelne Teilnehmer überhaupt mitbringen, damit es für alle zum Probieren reicht?

Tim: Also die maximale Anzahl der teilnehmenden Biere haben wir auf 80 beschränkt und pro Anwärter müssen 16 x 0,33 l eingereicht werden. 12 Flaschen brauchen wir zum einen für die erste, öffentliche Verkostungsrunde und zum anderen brauchen wir ja nochmal 4 Flaschen als Rückhalt für die Jury, falls das Bier in die zweite Runde kommt. Anmelden kann man sich übrigens noch bis zum 5. Mai – wir freuen uns über jeden der mitmacht!

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Wer die Wahl hat… (Foto: NAK)

Werdet ihr bei euch auf dem Wettbewerb auch in Kategorien und Bierstile aufteilen? Oder bewertet ihr unabhängig davon?

Christian: Im Prinzip ist das total offen. Das heißt nicht, dass wir sagen, es gibt keine Bierstile, sondern: Das was du denkst würde toll schmecken, das darfst du auch machen, ohne dich in einen Bierstil quetschen zu müssen. Wie z.B. NEIPAS, die bis vor Kurzem auch kein offizieller Bierstil waren, aber trotzdem lecker sind. Nur durch Experimente kann auch etwas Neues und Interessantes entstehen. Wir sind mit unserem Cloud9-IPA ja auch sehr unkonventionell unterwegs.  Die einen sagen, 5% sind doch kein IPA und aber auch nicht mehr sessionable – das ist Bullshit.

Stile als Kritikpunkt wollen wir also vermeiden. Das Publikum bestimmt, welches Bier gut schmeckt. In der Hobbybrauerszene ist das auch nochmal ein anderer Aspekt als bei den Profis und deshalb kann man da ruhig breit gefächerte Kreationen akzeptieren.

Tim: Wir sind ja außerdem in der Findungsphase und ein junger Wettbewerb. Was klappt und was nicht, werden wir dann nach dem 5. Mai wissen. In der Jury sitzen ja wie gesagt die unterschiedlichsten Leute – da wird hoffentlich eine gesunde Mischung bei rauskommen. Und man sollte schon auch als Hobbybrauer/in ein bisschen lernen, sich in das Publikum hineinzuversetzen. Bei 27 Grad im Mai will ich kein dunkles Bier oder einen Barleywine oder ein Triple IPA trinken. Hell und hopfig kommt da immer am meisten und besten an.

Gibt es Möglichkeiten, sein Bier im Vorfeld analysieren zu lassen? Kann man das eventuell auch selber machen?

Tim: Nein nicht für sich selbst das wäre auch zu aufwändig. Na klar könnte man das Bier einschicken, aber das ist ja auch gar nicht der Sinn des Hobbybrauens. Ich bin ja ein großer Freund des regelmäßigen Bier-Probierens während der Gärung, dann findet man selbst raus, wann es am besten schmeckt. Das auch zum Beispiel dieser grüne Geschmack weggeht. Natürlich gibt es Analysekits, da kannst du dein Bier auf Fehlgeschmäcker hin testen – das Bier einzuschicken finde ich jedenfalls übertrieben.

Christian: Ein Grund für schlechtes Bier ist häufig auch das Rezept. Ich habe schon öfter erlebt, dass die Leute viel zu viele verschiedene Malze benutzen – das ist gar nicht nötig. Du tust dir und deinen Trinkern/innen keinen Gefallen, und wenn dann auch noch verschiedene Hopfen im Bier sind, ist das nicht das Wahre. Ansonsten gilt auf jeden Fall: Putzen, Putzen, Putzen. Hygiene ist beim Brauen die halbe Miete. Viele Leute unterschätzen, dass Brauen zu 95% Saubermachen ist.

Was denkst ihr, wieso setzen sich Leute einem Wettbewerb aus? Reicht es nicht, einfach für sich und seine Freunde ein tolles Bier zu brauen?

Tim: Generell muss man ja nicht an Wettbewerben teilnehmen. Bei SLOSH steht auf alle Fälle der Austausch im Vordergrund. Das kommt natürlich aber auch immer auf die Herangehensweise der Teilnehmer/innen an. Manche kochen noch im Suppentopf, andere sind schon 10 Jahre semi-professionell dabei. Da wird es immer die Ehrgeizigen geben, aber auch die, die einfach zusammen kommen und ihre Biere vorstellen oder Beziehungen und Kontakte knüpfen möchten. Ich denke schon ,das man sich trotzdem Mühe geben soll. Damit geht ja auch das Prinzip der Belohnung Hand in Hand. Der Wettbewerb ist natürlich auch ein Möglichkeit, sein eigenes Bier von anderen Brauern/innen bewerten zu lassen. Die Idee ist ja sowieso, das eigene Bier zu präsentieren und auch etwas zur eigenen Kreation zu sagen.

Gibt es abschließend noch Tipps, die ihr den Hobbybrauer/innen da draußen geben könnt?

Christian: Bei The Mash Pit brauen! Ne, aber mal im Ernst: In einschlägigen Onlineforen oder entsprechender Literatur gibt es unzählige super Tipps. Ansonsten muss man seinen gesunden Menschenverstand einschalten. Allein schon ein Korb Früchte neben dem Braubottich verursacht freie Hefezellen in der Luft und eine Menge Fruchtfliegen. Außerdem sollten vor dem Gebrauch sämtliche Proteinreste entfernt und alle Utensilien ordentlich sterilisiert werden.  „Das hab ich vor 2 h mit heißem Wasser abgekocht“ ist einer meiner Lieblingssätze. Das bringt gar nichts und gibt einfach unschöne Nebeneffekte.

Tim: Bis zum Kochen hat man ja eh relativ wenig Probleme, danach wird es kritisch. Ziel ist ja, das Bier so ähnlich wie möglich zu wiederhohlen. Ganz ausschließen kann man ein Umkippen des Sudes aber nie – und wenn mal etwas schief läuft, nicht alles auf einmal verändern sondern Schritt für Schritt einzelne Arbeitsschritte unter die Lupe nehmen.

Man muss sich halt einfach bewusst sein, dass man auf Amateurniveau braut. Genau diese Unvorhersehbarkeit und das nicht endende Tüfteln an einem Sud sind allerdings auch irgendwie das Schöne daran.