Donald Burke leitet mit „The Bird“ Berlins berühmtesten Burgerladen – und wenn alles gut läuft, bald eine Craft Beer Bar. Wenn nicht, wird er im Sommer mit einem Eiswagen durch den Mauerpark fahren und gutes Bier verkaufen, sagt er
Donald Burke kommt aus Saskatoon, Saskatchewan. Das heißt: Donald Burke ist Kanadier! „Aller denken immer ich sei Amerikaner. Aber das ist schon OK“, sagt er und lächelt nachsichtig. Eigentlich tun ihm die armen Amerikaner fast ein bisschen leid. Dafür, dass sie keine Kanadier sind. „Es ist echt komisch, wie oft Leute mir erst irgendwie skeptisch begegnen, bis ich sage, dass ich Kanadier bin. Und die dann so: ‚Mann, sorry, das wusste ich nicht! Ich dachte, du bist Amerikaner!‘ Das lässt mir fast das Herz bluten. Ist doch nicht fair, dass alle mich mögen, nur weil ich von der anderen Seite der Grenze komme.“ Aber andererseits – was ist schon fair. Und Donald Burke ist Kanadier!
Donald Burke sitzt an einem Berliner Winternachmittag im Michelberger Hotel in Kreuzberg und zählt die Minuten rückwärts bis die Mikkeller Pop Up Bar hier für zwei Tage öffnet. Immerhin wenigstens mal zwei Tage eine Craft Beer Bar in Berlin. Wobei: Es ist ja nur noch eine Frage der Zeit, bis Donald Burke und sein Kompagnon Jonathan Cook ihre Craft Beer Bar in Berlin eröffnen werden. Der Name steht schon: Bar Sinister.
Ein Kücken für The Bird Berlin
„Wir planen da so ein Bar und Bottle Shop-Konzept“, erzäht Donald und rückt das Trucker-Cap zurecht. „Mit Growler-Service.“ Fancy und schlau: Growler, große, nachfüllbare Glasflaschen, in der Regel eine halbe Gallone, also eineinhalb Liter, sind der letzte Schrei in der US-Craft Beer Szene. Weil man damit Frischgezapftes To-Go haben kann. Man bringt den Humpen zum Barmann des Vertrauens, lässt ihn vollmachen und haut sich dann damit daheim vor dem Fernseher oder whatever. Und so hat sich Donald Burke das auch ausgedacht: „Berlin im Sommer: Alle wollen im Park trinken. Ist doch so. Ein Alptraum für die hiesige Barszene“, erklärt er. „Meine Vorstellung ist deshalb, in der Nähe des Mauerparks zu eröffnen, so dass die Leute dann ihren Growler am Hahn füllen lassen und damit in den Park gehen können. Das wiederum wäre auch eine tolle Werbung für uns: Was meinst du wie die anderen da schauen, wenn jemand mit so einer Riesenflaschen da rum liegt. Die werden alle fragen: Was ist das? Wo habt ihr das her?“ Für den Fall, dass es mit der Location in Parknähe nichts wird – die Berliner Mieten seien in der letzten Zeit so fürchterlich fies gestiegen, sagt er – hat Donald auch schon einen Plan B: „Dann kaufe ich mir eine Art Eiswagen, packe Bier rein und fahre damit durch den Park.“ Bis die Gewerbeaufsicht kommt, das Ordnungsamt oder wer sonst auch immer im wohlregulierten Deutschland da etwas dagegen hat.
Donald Burke weiß natürlich, dass er nicht der Einzige mit der Craft-Beer-Bar-Idee hier in Berlin ist. Dass Brew Dog beispielsweise mit einer eigenen Bar startklar ist. Er wischt mit den Fingern über seine Brew Dog-Handyschale und lächelt sehr kanadisch, also nett: „Überhaupt kein Problem für mich. Im Gegenteil: Ich glaube sogar, wenn es nur eine Craft Beer Bar in Berlin gäbe, wäre die zum Scheitern verurteilt. Es muss Auswahl geben. Außerdem haben James Watt (Brew Dog CEO, Anm.d.Red.) und ich auch schon gesprochen und wir sind uns einig, dass wir einander brauchen, um in dieser Stadt erfolgreich zu sein.“ Und was hätte Watt auch anderes sagen können: Donald Burke ist schließlich Kanadier!
„Ein Bier, bitte!“ – Ausgerechnet in Deutschland?
Im Ernst: Das mit der Bar Sinister, das wird schon klappen. Immerhin ist Donald Burke ja nicht nur Kanadier, sondern auch ein Mann mit Erfahrung: Mit The Bird leitet er den vermutlich berühmtesten Burgerladen der Hauptstadt. Steht im Lonely Planet und gilt als Expat-Hotspot, ohne Reservierung geht da nichts und selbst an Sonntag Nachmittagen um halb drei ist der Laden bummsvoll und alle essen Burger. Und trinken Bier. Ein bisschen Craft Beer – „Wir haben mit La Chouffe angefangen, dann kamen Anchor Steam und später Brooklyn dazu. Das alles verkaufen wir besser als Astra und Corona aus der Flasche.“ – aber auch Bier-Bier. Über dem Eingang hängt ein Krombacher-Schild. „Als die Macher mit The Bird anfingen, hatten sie einfach kein Geld“, erzählt Donald. „Und dann haben sie es gemacht, wie man es in Deutschland halt macht, wenn man ein Restaurant aufmacht: Statt zur Bank sind sie zur Brauerei gegangen.“ Kein anderer Laden in Berlin verkauft mittlerweile mehr Krombacher als „The Bird“. „Craft Beer hat daran gar nichts geändert. Die anderen Flaschenbiere, die gehen nicht mehr. Aber es gibt immer genug Leute, die einfach „ein Bier“ bestellen“, sagt Donald. Findet er im Übrigen ganz erstaunlich, dass ausgerechnet in Deutschland, dem Bierland, Leute an die Bar kommen und sagen: „Ein Bier, bitte.“ No matter what, Bier halt.
Vor diesem Hintergrund allerdings wundert es Donald Burke, der die ganzen Entwicklungen im Bierbereich ja aus den Augen eines Fremden sehen kann, nicht, dass Deutschland in Sachen Craft Beer so weit zurück liegt. Deutsche Brauer sind einfach im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte eingeschlafen, haben alles Neue verschnarcht. „Deutsches Bier ist im internationalen Vergleich längst nicht mehr vorne dabei“, sagt er. Zeit zu handeln: „Nehmen wir mal an, Kanada würde anfangen Autos zu bauen und wird dank neuer Technologien und innovativer Ideen damit Weltmarktführer. Ich bin ziemlich sicher, dass die deutsche Autoindustrie da schnell handeln würde. Und genau das müssen die deutschen Brauer auch.“ Eigentlich sei ja alles da, das Knowhow, das Equipment. Nur das Mindset der deutschen Brauer stimme halt nicht. Noch nicht.