Jetzt erst recht: Fünf Jahre hat es gedauert, bis Georg Fürst und Lukasz Wiacek, die Männer hinter Fuerst Wiacek, endlich die eigene Brauerei bauen konnten. Und jetzt ist es soweit. Trotz komplizierter Suche, trotz eigener Finanzierung ohne Investoren und vor allem trotz eines turbulenten Corona-Jahres.
„Mittlerweile stehen die Wände, das Dach ist fertig, die Türen wurden eingebaut. Die Isolierung ist fertig und der Boden ist gegossen. Die Abflüsse sind auch gelegt. Bis jetzt alles noch im Zeitplan. Diese Woche werden hoffentlich die Tore eingebaut. In zwei Monaten machen wir dann noch eine Beschichtung auf den Boden“, fassen Georg und Lukasz den aktuellen Stand zusammen.
Begonnen hat der Weg in die eigene Brauerei in Jordanien. Wie es dazu kam und was ein Kamel damit zu tun hat, könnt ihr hier nachlesen. Die beiden haben dann erstmals 2016 einen größeren Sud bei Camba gebraut. Mit einer für die damalige Zeit ziemlichen Neuigkeit in Deutschland haben die zwei Hobbyboulderer in der Craftbeer-Szene auf sich aufmerksam gemacht: mit einem New England IPA. A Quick One While She’s Away war das vielleicht erste in Deutschland gebraute NEIPA. Und der Startschuss für eine echte Erfolgsgeschichte.
Die lange Suche von Fuerst Wiacek
Wie lange Georg und Lukasz schon auf der Suche nach einer eigenen Brauerei sind, ist ganz leicht beantwortet: „Eigentlich schon immer.“ Nach dem Erfolg des ersten großen Sudes war den beiden klar, dass sie irgendwann in der eigenen Brauerei stehen wollen.
Wer aber die Berliner Immobiliensituation kennt, der weiß, dass das mit der eigenen Halle gar nicht so einfach ist. Georg erzählt: „Wir haben uns einige Hallen angeschaut.“ Mal war die Halle nicht passend, mal haben die Vermieter einen Rückzieher gemacht und den Mietvertrag nicht aufgesetzt. Auch die Konkurrenz war nicht unerheblich. Immer wieder waren Georg und Lukasz nicht die einzigen Brauer und Brauerinnen, denen die Makler und Maklerinnen Räumlichkeiten gezeigt haben.
Bis sie schlussendlich ihr neues Zuhause unter dem großen Siemens-Schriftzug im Berliner Westen fanden. Wer sich aber eine leer stehende Halle vorstellt, der irrt. Lukasz erklärt: „Wir mieten die Halle von einem Konzern, der mehrere Grundstücke besitzt und die Halle neu baut, wenn Mieter gefunden werden.“ Georg ergänzt: „Und sie wird zweckmäßig neu gebaut. Wir konnten eine Menge mitbestimmen.“ Der Boden wurde mit einem leichten Gefälle gebaut, die Abflüsse entsprechend gelegt und die Räume so angeordnet, wie es sich die beiden Berliner gewünscht haben.
Und dann gab es noch ein weiteres, besonders wichtiges Argument zugunsten des gewählten Standorts. „Der große Vorteil ist, dass wir aktuell noch keine Miete zahlen müssen. Der Bau der Brauanlage selber dauert insgesamt ein Jahr. Wenn du dir also eine Halle anmietest, dann bestellst du die Anlage auf die Halle angepasst. Du würdest entsprechend ein Jahr Miete für eine leere Halle zahlen“, schildert Lukasz. Anders als befreundete Brauereien („in New York“), die bereits während des Baus der Brauanlage Miete zahlen, können Georg und Lukas ihre Brauerei so deutlich besser finanzieren.
Im März wird es ernst für Fuerst Wiacek
Die neue Brauanlage kann sich sehen lassen. Der Weg dahin war aber nicht so einfach. Lukasz erzählt: „Wir haben uns natürlich von Brauanlagen-Herstellern Angebote eingeholt, oder besser gesagt, wir wollten. Von vielen haben wir nicht mal eine Antwort bekommen. Erst als wir einen Namen hatten, konnte man auf einmal mit den Brauanlagen-Herstellern reden.“
Krones liefert voraussichtlich am 01. März das nagelneue, schlüsselfertige 25 Hektoliter Sudhaus, sodass die ersten Sude ab Mitte April eingebraut werden sollen. Und natürlich gibt es das Bier – wie gewohnt – vom Fass und aus der Dose. Dafür wird ein entsprechender Abfüllbereich eingerichtet.
Es fehlt also an nichts. An fast nichts. Denn bei einer Sache müssen sich alle Fuerst Wiacek Fans noch ein bisschen gedulden: beim Taproom. Lukasz sagt: „Erstmal machen wir nur einen Werksverkauf und schauen, wie das läuft“, Georg ergänzt: „Wenn die Leute kommen und Bock darauf haben, müssen wir mal schauen, was wir da entwickeln können. Aber erstmal wird’s nur eine Produktion mit Werksverkauf.“ Man kann also noch gespannt sein.
Mehr Raum für Experimente
Die neue, eigene Brauerei bietet Georg und Lukasz jetzt ganz neue Möglichkeiten. „Wir bekommen viel mehr Flexibilität und Unabhängigkeit. Und auch die Bierstile können wir viel flexibler gestalten“, schildert Georg. Experimente lassen sich jetzt viel günstiger umsetzen. Wer nun Angst bekommt, dass Fuerst Wiacek in Zukunft keine IPAs mehr macht, kann sich natürlich gleich wieder entspannen. Denn Georg ergänzt: „Wir wollen auf jeden Fall wieder mehr Sauerbiere machen und uns insgesamt auch gar nicht einschränken. IPAs wird’s natürlich sowieso geben, aber wir haben auch Lust auf Lager.“
Da wächst etwas Großes in Berlin-Siemensstadt. Parallel zu Vagabund und Berliner Berg ist das die dritte „größere“ Brauerei, die gerade in Berlin entsteht. Fuerst Wiacek macht den nächsten Schritt und Georg und Lukasz freuen sich auf die Herausforderungen: „Hoffentlich gibt das dem Craft Beer in Berlin noch einmal einen Aufschwung. Wir freuen uns auf jeden Fall darauf bald endlich Freunde in unserer Brauerei begrüßen zu können. Trotz Corona sind wir im Moment noch total euphorisch!“