Hopfenhelden Dolde

HANSCRAFT & Co.: „Ich will Nischen erobern“

Christian Hans Müller

Brauen hat Christian Hans Müller nie gelernt, aber Bier mag er. Reicht, um eine eigene Quasi-Brauerei zu eröffnen. Quasi, weil es die Brauerei bislang nur auf dem Papier gibt, tatsächlich gebraut wird bei Freunden. Aber irgendwann soll sich das ändern. Als erstes fällt bei Christian Hans Müllers Bieren das kuriose Wording auf: Clubbier, Bayerisch Nizza, Sommelierbrauerei. Wir fragen mal nach.

Du machst aktuell zwei „Sommelierbiere“. Was darf man sich denn darunter vorstellen?

Das sind Biere, die für die gehobene Gastronomie entwickelt wurden. Es sind erklärungsbedürftige Produkte, die der Gastgeber dem Kunden näher bringen muss.  Man kann vielleicht auch sagen, spezielles Bier von Sommelierhand für Sommelierhand.

Das dritte Bier hingegen heißt „Clubbier“. Bitte was ist das?

Das Clubbier konsumiert sich hingegen ohne große Erklärung. Dafür ist es im Club viel zu laut.
Ich wollte mit meinen Bieren Nischen erobern und nicht Mainstream sein, nicht das versuchen zu machen, was Fernsehbiere tun. Die bedeutendste Nische, die ich gesehen habe ist die gehobene Gastronomie. Viel zu oft gibt es hier einfach kein besonderes Bier und der Wein rückt damit meines Erachtens automatisch zu sehr in den Mittelpunkt. Also biete ich solchen Restaurants etwas mit den Sommelierbieren. Die zweite offene Nische waren die Bars und Clubs. Da habe ich immer das Problem gehabt, wenn ich ein Bier trinken wollte, blieb mir nur ein Fernsehbier für verdammt viel Geld. Das kann ich nicht genießen. Deshalb meine zweite Idee: Ein szenetaugliches Bier, das auch von der Erscheinung her in diesen Bereich passt, schmeckt und den Leuten Spaß macht.

Und das heißt „Bayerisch Nizza“. Im Ernst: Bayerisch Nizza?

Dazu gibt es zwei Geschichten: Zum einen haben wir es hier mit einem urbayerischen Bierstil zu tun. Obergärig auf Weizenmalzbasis – bayerischer geht’s nicht. Zum anderen hat das Bier vom Hopfenstopfen fast mediterrane Aromen, Früchte und Blüten, die an Nizza und die Côte d’Azur erinnern. Deshalb: Bayerisch Nizza. Und die zweite Geschichte: Weil unsere schöne Heimatstadt Aschaffenburg klimatisch so begünstigt liegt, haben wir hier ein ganz besonderes, auch wieder fast mediterranes Klima. Und König Ludwig I hat Gerüchten zufolge damals gesagt: Hier ist es so schön, so warm, hier scheint immer die Sonne – Aschaffenburg ist mein Bayerisch Nizza. Die Aschaffenburger sagen das immer noch.

Seit wann und warum machst du Bier?

2010 war die Idee da, 2012 habe ich die Firma als GmbH Gegründet. Ursprünglich komme ich aus einer ganz anderen Branche: Zahnmedizin. Aber nach dem Tod meines Vaters habe ich in unserer Familiengeschichte gewühlt und entdeckt, dass es da mal eine sehr erfolgreiche und namhafte Spirituosenfabrik gab. Das, dachte ich, kann man wiederbeleben. Als Brauerei. Sommelierbierbrauerei. Und ganz ehrlich: Ich bereue es, dass ich das nicht schon früher gemacht habe.

Wer macht dein Bier?

Ich habe aktuell zwei Partner, die für mich brauen, bis ich mir eine eigene Brauerei kaufen kann. Ich bin bei allen Brauschritten dabei und entwickle die Sachen alle selbst, aber weil ich das Handwerk nicht gelernt habe, brauche ich eben solche Partner. Trotzdem, auch wenn ich fast vierzig bin, heißt das nicht, dass ich nicht irgendwann doch noch alles selber braue – natürlich in meiner eigenen Brauerei.

 

Anfang November trafen sich Christian Hans Müller und Thorsten Schoppe in dessen nigelnagelneuer Brauerei Pfefferbräu in Berlin-Prenzlauer Berg, um ein Gemeinschaftsbier, ein „Collaboration Brew“, zu brauen. Die Idee ist von beiden zusammen, der 20-Liter-Probesud war gut, also machten die zwei sich an satte 600 Liter Russian Imperial Stout. Schwarz wie die Nacht und richtig, richtig fett sollte es werden. Ach ja, und der Clou: Wenn das Bier fertig ist wird es in einem Eichenfass reifen, zumindest ein Teil davon. Der wird dann mit dem Nicht-Fass-Teil cuvéetiert, so dass am Ende ein Oak Aged Russian Imperial Stout rauskommt. (Februar womöglich schon, rechtzeitig zur Braukunst Live in München.) 

Hopfenhelden durfte einmal mit in den Kessel schauen und präsentiert eine spektakuläre Momentaufnahme: Wie Bier beginnt.
Der Krawall im Hintergrund gehört so. So klingt einmaischen. 




 

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  • Bekannteste Biere: 
    Bayerisch Nizza Clubbier, Oaris (Oak Aged Russian Imperial Stout)