Alles neu, macht der… Herbst? Egal: Die Jungs-formerly-known-as-Beer4Wedding starten mit einer eigenen Brauerei, einem anderen Namen und einem Mädel in ihrer Männerrunde neu durch
Hat sich viel getan innerhalb eines Jahres bei den Jungs von Beer4Wedding, diesen Berliner Gypsy-Brauern. Erstens sind sie keine Gypsies mehr, sondern seit ein paar Wochen so richtig sesshaft. Vergangenes Wochenende haben sie ihre eigene Brauerei eröffnet, mit 1000-Liter-Sudhaus und ordentlich Lagerkapazität in zwölf liegenden Tanks.
Zweitens heißen sie nicht mehr Beer4Wedding. Aus verschiedenen Gründen, wie Sebastian Mergel erklärt, quasi der Frontman des Trios. Weil dieses „Wedding“ außerhalb Berlins quasi unverständlich ist und bei einer Ausweitung des Vermarktungsgebietes ins Ausland sogar echt hinderlich. Wie cool ist bitte so ein „Hochzeitsbier“ im Craft Beer Regal? Gar nicht, genau. Außerdem stimmt das mit Wedding ja auch gar nicht mehr, die lange gesuchte Location für ihre eigene Brauerei haben die drei nämlich im wild-östlichen Marzahn gefunden, auf einem Gelände das mal Viehandelsplatz und mal Militärparadeplatz war und jetzt von einem Neubaugebiet sonderbar eingerahmt relativ weit draußen liegt. Weil Bier for Marzahn aber bescheuert klingt, wurde aus Beer4Wedding die Berliner Bierfabrik.
Und drittens sind die Jungs gar nicht mehr die Jungs – sondern neuerdings die Jungs und Sanni.
Die Berlinerin Sanni Penack ist seit ein paar Monaten fest mit an Bord.
Du bist also Brauerin?
Nein, gar nicht. Ich habe an der Humbold Universität Bio studiert. Während ich da einen Master gemacht habe, habe ich meinen Freund kennengelernt, der damals der Mitbewohner von Julian war. Julian Schmidt, einer der drei Gründer von Beer4Wedding. Und so habe ich die Anfänge dieser Brauerei quasi life miterlebt. Damals hat der Julian noch seinen Hopfen auf dem Balkon gezogen und stand immer mit einem kleinen Braueimer in der WG-Küche. Angestellt bin ich jetzt und hier als Projektkoordinatorin. Das ist von allem ein bisschen, ich organisiere Events, kümmere mich um den Emailverkehr, mache Buchhaltung und so weiter.
Und so kommt man mit einem Abschluss in Biologie ins Craft Beer Business?
Ich hatte keine Lust auf eine akademische Laufbahn. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass ich nach und nach in die Brauerei hier reingewachsen bin. Ich habe ab und zu bei Events und dergleichen ausgeholfen, beim Berlin Craft Bier Fest zum Beispiel und bei anderen. Als es da schon immer hieß: „Und nach dem Studium arbeitest du dann für uns“, war das für mich eigentlich mehr ein Witz – bis dann doch tatsächlich plötzlich ein Arbeitsvertrag da lag. Also insofern bin ich einfach irgendwie da reingewachsen.
Wie finden das Freunde und Familie?
Die sind tendenziell eher nicht begeistert. Die hätten sich das alles anders ausgemalt. Zumal die sich ja auch vorstellen, dass jeder, der in einer Brauerei arbeitetet, nur Sachen rumschippt und den Boden schrubbt. Und dafür sollte ich studiert haben? Es sah ja sogar kurzzeitig so aus, als würde ich einen Doktor mache. Das hätte denen gut gefallen. Dann aber kam die Chance bei den Jungs mitzuarbeiten. Das hat sich so gut gefügt, da konnte ich nicht Nein sagen. Wie oft hat man die Chance, bei den ersten Anfängen eines Unternehmens dabei zu sein? Und noch dazu mit Leuten, die man so gerne mag. Das ist alles hier ist ganz familiär. Bloß um den Weg nicht zu verlassen, Nein zu sagen, wäre einfach verkehrt gewesen. Da muss ich jetzt schon damit leben, dass andere das vielleicht nicht gut finden. Wobei das auch schon besser wird. Inzwischen haben sie mehr Respekt, weil sie sehen, dass wir Anklang finden. Vielleicht waren sie auch ungläubig, was das mit dieser Brauerei überhaupt soll, die es anfangs ja gar nicht wirklich gab. Jetzt, wo wir eröffnet haben, sieht das anders aus.
Wie war denn der erste Brautag in der eigenen Brauerei?
Nicht ganz einfach, würde ich mal sagen. Mit Ausnahme von Julian, der von den drei Jungs am meisten für das Brauen verantwortlich ist, haben wir anderen – glaube ich – am ersten Brautag relativ viel zugeschaut, was er da macht. Mittlerweile sind wir aber alle vertraut mit der Anlage und können richtig mithelfen.
„Wir“, das heißt also du, Sanni, und die Jungs. Wie ist das als einzige Frau im Team?
Unspektakulär. Die einzige Frau im Team zu sein, das ist nichts, was im Alltag auffällt. Ich finde nicht, dass ich raussteche. Ich packe genauso an, wie die anderen drei.